Es klingt absurd: Die Schiffe der Papenburger Mayer Werft sind gefragt. Zigtausende Menschen verbringen auf den Kreuzfahrtriesen jedes Jahr ihren Urlaub und die Branche setzt weiter auf Wachstum und Superlative. Doch das Unternehmen, das die Basis für diesen Milliardenmarkt liefert, steckt in einer tiefen Krise.
Die prekäre Lage der Meyer Werft ist auch eine Spätfolge der Corona-Krise und der Preissteigerungen infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine. Zu Beginn der Pandemie brach die Nachfrage auf dem Tourismusmarkt vollkommen ein. Die Werft einigte sich mit den Kunden auf eine Streckung der bestellten Auslieferungen. Die Projekte haben von der Bestellung bis zur Übergabe der riesigen Schiffe mehrere Jahre Laufzeit. Doch in den alten Verträgen waren die enorm gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe nicht eingepreist. Die Kunden zeigten nur wenig Entgegenkommen dafür aufzukommen.
Zudem wird der größte Teil des Kaufpreises erst bei der Übergabe der Schiffe fällig. Das Unternehmen muss daher große Summen mit Krediten vorstrecken. In Summe klafft daher bis zum Jahr 2027 eine Finanzierungslücke von 2,7 Milliarden Euro in den Büchern der Werft.
Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden
Ein Teil dieses Fehlbetrages soll über Einsparungen beim Personal erwirtschaftet werden. Dazu haben IG Metall und Unternehmen jetzt eine Einigung erzielt. Am Mittwoch wurden die Beschäftigten über die Details informiert. Demnach sollen nur mehr 340 statt wie ursprünglich geplant 440 Stellen gestrichen werden. Auf betriebsbedingte Kündigungen soll möglichst verzichtet werden, stattdessen werden befristete Verträge nicht verlängert und ein Programm zum freiwilligen Ausscheiden aufgelegt. Sollte der Stellenabbau so nicht erreicht werden, drohen zum 31. März 2025 noch Kündigungen.
Im Gegenzug garantiert das Unternehmen eine Belegschaftsstärke von mindestens 3100 Beschäftigten, davon mindestens 1200 Tarif-Beschäftigte in der Fertigung bis Ende 2030. Zudem sollen jährlich mindestens 54 Auszubildende und Dual Studierende eingestellt werden. Mit der Einigung ist eine wichtige Hürde genommen. Nun werden die Rufe nach einem Eingreifen des Staates lauter. Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, sagt: „Die Beschäftigten leisten ihren Anteil zur Rettung der Werft. Jetzt sind Bund und Land sowie die Banken gefordert, die Finanzierung der Zukunft sicherzustellen.“
Das Unternehmen soll seinen Sitz wieder nach Deutschland verlagern
Hinter den Kulissen werden längst Gespräche geführt. Am Mittwoch war der Stand der Rettungsbemühungen sogar Thema in nicht öffentlicher Sitzung des Haushaltsausschusses im Bundestag. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat Bereitschaft signalisiert, dem Unternehmen zu helfen, sollte kein externer Investor gefunden werden. Der Bund hat ein Sanierungsgutachten von der Werft angefordert, das in den kommenden Wochen vorliegen soll.
Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) macht sich für die Rettung des Unternehmens stark. Weil und sein Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) stellen dafür aber Bedingungen. So müsse die Werft ihren Hauptsitz wieder von Luxemburg nach Deutschland zurückverlegen. Das Unternehmen ging diesen Schritt 2015, unter anderem, um die Einrichtung eines Aufsichtsrates zu verhindern. Das Verhältnis zwischen Inhabern und Belegschaft galt lange als angespannt.
Eine andere Bedingung ist mit der Einigung vom Mittwoch erfüllt. Lies sagte unserer Redaktion dazu: „Gerade die nun geplante Einrichtung eines Aufsichtsrats und eines Konzernbetriebsrates ist ein Signal für einen transparenten und mitbestimmten Neustart der Werft.“ Der Zeitdruck für alle Beteiligten ist hoch. Wenn eine staatliche Beteiligung zustande kommen soll, muss sie auch einer wettbewerbsrechtlichen Prüfung aus Brüssel standhalten.
"... die nun geplante Einrichtung eines Aufsichtsrats und eines Konzernbetriebsrates ist ein Signal für einen transparenten und mitbestimmten Neustart der Werft.“" Man sollte Herrn Lies einmal die Grundzüge wirtschaftlichen Denken und Handelns erklären. Ein transparenter (für wen?) und mitbestimmter Neustart (sozialistische Denkart) hat mit dem zukünftigen Erfolg eines Unternehmens nichts zu tun! Das Gegenteil kann der Fall sein!
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