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Scheidende Renk-Chefin Susanne Wiegand: „Ich mache mir Sorgen um unser Land“

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Jetzt spricht die Renk-Chefin: „Ich mache mir Sorgen um unser Land“

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    Susanne Wiegand tritt als Renk-Chefin ab. Jetzt hat sie mit unserer Redaktion gesprochen.
    Susanne Wiegand tritt als Renk-Chefin ab. Jetzt hat sie mit unserer Redaktion gesprochen. Foto: Eckhart Matthaeus

    Dienstagmorgen. Der Tag von Susanne Wiegand ist wie immer durchgetaktet. Ein Gespräch mit Investoren reiht sich an das nächste. Nach der Fahrt mit dem Aufzug bleibt ein wenig Zeit für ein Telefon-Gespräch. Die Chefin des Augsburger Panzergetriebebauers Renk hatte am Sonntagabend die Bombe platzen lassen, wird sie doch – wie berichtet – zum 31. Januar 2025 ihr Amt als Vorstandsvorsitzende auf eigenen Wunsch vorzeitig beenden.

    Susanne Wiegand ist Aushängeschild der deutschen Rüstungsindustrie geworden

    Nach erfolgreichen Jahren an der Spitze des Unternehmens geht die kommunikative Frau. Neben Rheinmetall-Chef Armin Papperger ist Wiegand zum Aushängeschild der deutschen Rüstungsindustrie geworden. Manch einer soll sich schon mal versprochen und statt Frau Wiegand Frau Renk gesagt haben. Dass sie nicht ewig bei dem schwäbischen Unternehmen bleibt, galt in Rüstungskreisen als gesichert. Doch wann und wohin zieht es die 52-jährige meinungs- und durchsetzungsstarke Managerin?

    Führt ihr Weg in die Politik, wie immer wieder gemutmaßt wurde? Wiegand gab kürzlich dem Spiegel ein Interview, das Gerüchte befeuerte, sie könnte nach einem Regierungswechsel im Februar sich in die Truppen des dann womöglich neuen Kanzlers Friedrich Merz einreihen – in welcher Funktion auch immer. In dem Nachrichten-Magazin analysierte sie faktensicher etwa die politisch-militärische Lage nach dem Wahlsieg von Donald Trump: „Wir haben uns mehr als 30 Jahre darauf verlassen, dass Amerika die Dinge für uns regelt. Das war ein Fehler.“ Der Wahlausgang in den USA sei ein Weckruf.

    In dem Gespräch steht Renk auffällig nicht im Mittelpunkt. Bewirbt sich die Rüstungs-Managerin via Spiegel für ein wichtiges Amt im militärischen Bereich in der neuen Regierung? Taucht sie nach ihrem Ausscheiden bei Renk erst mal ins Abklingbecken ab, um dann im Team Merz als Rüstungs-Frau aufzutauchen? Wechselt sie als Quereinsteigerin wie einst die Unternehmensberaterin Katrin Suder als Staatssekretärin ins Verteidigungsministerium, um den Rüstungsbereich zu reformieren?

    Noch ist das alles Spekulation, zumal Wiegand im Gespräch mit unserer Redaktion über ihre angeblichen Politik-Ambitionen sagt: „Ich habe derzeit keine diesbezüglichen Pläne. Ich bin ja auch keine Politikerin.“ Letzteres stimmt natürlich, aber die Managerin ist ein politischer Kopf und noch dazu ist sie eine gute Rednerin. Es muss auch nicht gleich das Amt einer Staatssekretärin sein.

    Die scheidende Renk-Chefin ist offen für alles

    Auf alle Fälle beschäftigt sich die Noch-Renk-Chefin intensiv mit der aktuellen Lage: „Ich mache mir Sorgen um unser Land, sowohl was die Sicherheitslage durch das aggressive Auftreten Russlands betrifft, als auch was die krisenhafte wirtschaftliche Entwicklung angeht.“ Dann stellt sie klar: „Meine Äußerungen zu solchen Themen darf man nicht als politische Bewerbungsschreiben missverstehen. Ich bin völlig offen, wie es für mich beruflich weitergeht.“ Eine Anschluss-Tätigkeit gebe es nicht, versichert sie. Wiegand genießt diesen Zustand und empfindet ihn als Privileg. Schließlich habe sie 18 Jahre lang als Managerin in führenden Funktionen an vorderster operativer Frontlinie gekämpft. Wiegand sagt „Frontlinie“. Rein sprachlich würde sie sich perfekt in das Bundeswehr-Milieu einreihen.

    Dass die Managerin ein Unternehmen drehen kann, konnte sie in Augsburg unter Beweis stellen: „Ich habe für Renk die Weichen für die Zukunft gestellt. Vor drei Jahren wusste kaum einer, wofür das Unternehmen steht.“ Und dann hebt sie ihre Leistung hervor: „Ich habe Renk ein Gesicht gegeben. Doch mein Job bei Renk ist erledigt. Wir haben den Umsatz verdoppelt.“ Daher möchte sie sich jetzt mit 52 Jahren noch einmal in einer anderen Rolle weiterentwickeln. Dabei werde sie Augsburg vermissen.

    Klaus Refle, Betriebsratsvorsitzender von Renk, sagt unserer Redaktion über die scheidende Firmen-Chefin: „Sie ist inzwischen voll bei Renk angekommen. Die Stimmung im Betrieb ist pro Wiegand.“ Der Arbeitnehmervertreter stellt damit klar, es habe keine negative Stimmung gegen die Renk-Chefin gegeben: „Frau Wiegand geht von sich aus. Sie wurde nicht zum Rücktritt gedrängt.“

    Dabei verschweigt Refle nicht, dass es am Anfang, nachdem Wiegand 2021 zu Renk gekommen war, die ein oder andere „Herausforderung“ im Verhältnis zum Betriebsrat gegeben habe. Schließlich seien viele Führungskräfte ausgetauscht worden. Doch diese Herausforderungen, die hauptsächlich mit der Neuausrichtung des Unternehmens zu tun hatten, seien längst überwunden. Das Verhältnis zwischen Wiegand und den Arbeitnehmer-Vertretern sei zu einem guten Miteinander geworden. Heute sagt der Betriebsrats-Vorsitzende an die Adresse der Managerin: „Danke für alles!“

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    3 Kommentare
    Wolfgang Leonhard

    Ich sag's mal so: Frau Wiegand ist im Nachhinein sicher ein Glücksfall für Renk gewesen, aber sie hatte auch unglaubliches Glück, dass sich die rüstungspolitische Lage in den letzten zwei Jahren komplett gedreht hat.

    Jochen Hoeflein

    Es würde ja schon helfen, wenn diese Fachfrau ihre Management Fähigkeit politisch im Rüstungsbereich einbringt und die Ausrüstungsdefizite bei der Bundeswehr von der Wurzel an bekämpft. Was helfen die ganze Hilfe für die Ukraine, wenn der eigene "Laden" zur Landesverteidigung im Rahmen der NATO ständig am Hungertuch nagt und an verwaltungstechnischen Vorgaben leidet.

    Rainer Kraus

    Es ist lobenswert und erfreulich, wenn Frauen unternehmerisch tätig werden und Verantwortung für das Betriebsergebnis sowie Personal übernehmen. Unerfreulich ist es, wenn die Amtszeiten dieser weiblichen Manager*innen von kurzer Dauer sind. Wie der Renk Betriebsratsvorsitzende mitteilte wäre die Renk-Chefin Susanne Wiegand nach anfänglichen Schwierigkeiten zwischenzeitlich angekommen, deshalb ist es verwunderlich, dass sie nunmehr nach drei Jahren das Unternehmen verlässt. Die wahren Gründe der Trennung werden wohl nie publiziert werden. Ihr Schluss-Credo: „Ich mache mir Sorgen um unser Land“ ist schon interessant und erwähnenswert. Man möchte ihr raten: „Hätten sie mal Sarrazin vor 15 Jahren gelesen, da steht das drin, was in keinem volks- und betriebswirtschaftlichen Fachbuch zu finden ist“.

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