Wenn es allein nach dem geht, was an Land genehmigt wird, ist Deutschland beim Ausbau der Windenergie auf einem guten Weg: 2405 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 14.056 Megawatt waren es 2024. Eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um rund 85 Prozent. Das ist, wie der Bundesverband WindEnergie (BWE) und der Verband für Energieanlagenbau (VDMA Power Systems) am Mittwoch bekannt gaben, „mit großem Abstand das bislang höchste Genehmigungsvolumen in der bundesdeutschen Historie“. Mit 25,9 Prozent bleibt die Windenergie an Land den weiteren Angaben zufolge damit der wichtigste Energieträger für die Stromerzeugung in Deutschland. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der nationalen Stromerzeugung insgesamt stieg auf 59 Prozent.
VDMA-Geschäftsführer Dennis Rendschmidt sieht diesen Rekordwert als Beleg für den anhaltenden Schwung in der Branche: „Dies ist ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung. Die neue Bundesregierung muss es schaffen, diese Dynamik aufrechtzuerhalten. Der Windenergieausbau muss ungebremst weitergehen, denn er sichert unsere Energieversorgung, reduziert die Kosten für Strom und schafft Arbeitsplätze.“ BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek sagt: „Die Rekorde bei Zuschlägen und Neugenehmigungen verdeutlichen die starke Wirksamkeit der Reformen der vergangenen Jahre.“ Entsprechend müssten die Netze darauf schnellstmöglich vorbereitet werden. „Hier ist noch viel Luft nach oben.“ Die bereits vorhandenen Kapazitäten müssten effizienter und vor allem auch intelligenter genutzt werden können. Sie fordert daher „eine Netzausbauoffensive sowie die Ertüchtigung der gesamten Infrastruktur, um Zubau und Anschluss dieser Rekordvolumina auch zu ermöglichen”.
Genehmigt heißt nicht bereits in Betrieb genommen
Genehmigt hießt indes nicht: Bereits in Betrieb genommen. Das wurden im vergangenen Jahr 635 Neuanlagen mit einer Leistung von 3251 Megawatt. Gegenüber 2023 waren das neun Prozent weniger. Das erklären die Verbände zum einen mit geringeren Ausschreibungs- und Zuschlagsvolumina vor zwei Jahren. So viel Zeit vergeht in etwa zwischen dem Zuschlag in einer Ausschreibungsrunde und dem Netzanschluss einer Windanlage. Außerdem dauerten den Angaben zufolge Projektrealisierung einfach länger. Etwa, weil es schlicht noch keine Netzanschlüsse vor Ort gibt oder gab. Und weil es in Deutschland stellenweise schwierig bleibt, mit Groß- und Schwerlasttransporten dort hinzukommen, wo die langen Rotorblätter dann montiert werden müssen. Zudem gab es eine Sperrung der A27 im hohen Norden. Ein echtes Nadelöhr, denn laut Verbandsangaben mussten dort etwa 80 Prozent aller Rotorblätter vorbei, die zuvor in Cuxhaven angekommen waren.
Bayern bleibt (abgesehen von Berlin) im Ausbau der Windkraft - obwohl sich inzwischen viel mehr tut - insgesamt hintendran: Laut VDMA waren in Deutschland Ende 2024 nach Datenlage im Marktstammdatenregister 28.766 Windenergieanlagen mit 63,5 Gigawatt Leistung in Betrieb. Im Verhältnis der installierten Windenergieleistung zur Landesfläche, der sogenannten Installationsdichte, zeigt sich entsprechend, dass der Freistaat als weitaus größtes Flächenland „mit Abstand“ die geringste Installationsdichte aufweist. Mit lediglich 38 Kilowatt pro Quadratkilometer ist der entsprechende Wert laut BWE im Freistaat sechsmal niedriger als im deutlich dichter besiedelten Nordrhein-Westfalen.
Marian Rappl, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft, ordnet das so ein: „Beim Ausbau der Photovoltaik liegen wir in Bayern an der Spitze. Umso wichtiger ist es, dass auch beim Ausbau der Windenergie nun weiter Gas gegeben wird. Hier ist noch Luft nach oben.“ Wind und Sonne ergänzten sich ideal und trügen zu einer stabilen Versorgung mit Erneuerbaren Energien bei. Er meint: „Ich sehe Bayern aber hier auf einem guten Weg, auch weil die Weichen in letzter Zeit neu gestellt wurden, etwa durch Vorranggebiete oder die Beschleunigung von Verfahren.“
Und was passiert auf hoher See in Sachen Windkraft? Gibt es da Fortschritt? Dieter Janecek, seit 2023 Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft, sagte unserer Redaktion: „Die erneuerbaren Energien übernehmen mittlerweile die Hauptrolle bei der Stromerzeugung in unserem Land. Dies ist auch den positiven Zubauzahlen der Offshore-Windenergie zu verdanken. Im vergangenen Jahr gingen insgesamt 73 neue Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 0,7 Gigawatt in der Nord- und Ostsee ans Netz.“ Damit sei mehr als doppelt so viel Windkraftleistung auf See zugebaut wie 2023. Mit Blick auf eine etwaige neue Bundesregierung betont Janecek: „Jetzt ist es wichtig, den Kurs beizubehalten und diese positive Dynamik weiter zu nutzen.“
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