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Am Flughafen Hannover stapelten sich in diesen Tagen die Koffer, viele gehen verloren.

Flug gestrichen, Koffer weg: Was ist nur los an unseren Flughäfen?

Foto: IMAGO/Droese

Berge von Gepäck, annullierte Flüge, verzweifelte Passagiere. Der Reise-Sommer beginnt chaotisch. Woran das liegt und wie es sich anfühlt. Ein unfreiwilliger Selbstversuch.

„Wir entschuldigen uns für diese Tortur“, sagt die Stimme aus dem Lautsprecher des ICE, als ich mich gerade für den Auch-schon-egal-Modus entschieden habe und in meinem Koffer nach der Flasche Whisky krame, die ich in Glasgow am Flughafen gekauft hatte. Unfassbare 15 Stunden sind seitdem vergangen – mit verspäteten, umgebuchten und stornierten Flügen und Zügen, mit zig Mails und Telefonaten. Und wenn ich mir die gestressten Menschen, die mir an diesem Tag begegnen, so anschaue, komme ich zur beunruhigenden Erkenntnis: So geht Reisen offenbar heute.

Am Flughafen Amsterdam reicht die Schlange bis vor die Tür

In den sozialen Netzwerken machen gerade Bilder von allen möglichen Flughäfen die Runde. Berge von gestrandeten Koffern in London und Hamburg. Warteschlangen von frustrierten Reisenden in Amsterdam – bis raus auf die Straße. Tumulte samt Polizeieinsatz in Düsseldorf. Überall liegen die Nerven blank. Und alle fragen sich: Was läuft da nur so schief?

Gedränge am Amsterdamer Flughafen. Er ist besonders hart getroffen,.
Foto: Jeroen Jumelet, dpa

Bei mir nimmt das Unheil mit einer Mail der Fluggesellschaft KLM seinen Lauf. Mein Anschlussflug für den nächsten Tag von Amsterdam nach München wurde annulliert. Aus heiterem Himmel kommt das nicht. Die niederländische Linie und der Flughafen Amsterdam sind besonders hart getroffen von einem Problem, das fast alle Airports betrifft: akuter Personalmangel. Weil es zu wenige Menschen gibt, die Passagiere einchecken, Sicherheitskontrollen durchführen, Gepäck aufnehmen oder die Koffer aus den Fliegern holen, bricht fast täglich Chaos aus.

Eine weitere Mail: Ich wurde umgebucht. Klingt gut – nur dummerweise wurde mein Flug von morgen auf heute vorgezogen. Ich soll in etwa einer halben Stunde zum Einchecken erscheinen, was mir angesichts hunderter Meilen verschlungener schottischer Straßen zwischen mir und dem Flughafen reichlich unrealistisch erscheint. Weil ich vom Buchungsportal meines (bisherigen) Vertrauens trotzdem automatisch eingecheckt werde, fühlt sich die Airline fürderhin nicht mehr für mich zuständig. Meine Beschwerde, die ich in einer kurzen Nachricht vorbringe, wird mittels künstlicher Intelligenz routiniert abgebügelt.

Allein die Lufthansa muss im Sommer mindestens 3100 Flüge streichen

Jeden Tag werden derzeit hunderte Flüge gestrichen, oft sehr kurzfristig. Die Fluggesellschaften sind nicht mehr in der Lage, sie abzuwickeln. Gerade hat die Lufthansa angekündigt, im Sommer mindestens 3100 Flüge zu annullieren. Wer noch abheben kann, muss damit rechnen, dass sich die Flugzeiten spontan ändern.

Viele Beschäftigte in der Luftfahrtbranche wurden während der Pandemie entlassen oder haben sich andere Jobs gesucht. Aktuell melden sich überdurchschnittlich viele krank – Corona ist eben nicht vorbei und mehr Kontakt mit potenziell Infizierten als an einem Flughafen geht ja kaum.

Schätzungen zufolge fehlen etwa 20 Prozent Personal, um den Betrieb am Fliegen zu halten. Zur Wahrheit gehört aber auch: Vieles war auch schon vor Corona auf Kante genäht. Weil man auf maximale Renditen aus war. Aber auch, weil Kundinnen und Kunden ganzjährig Schnäppchenpreise erwarten.

Den Sicherheitscheck haben die Airport-Betreiber meist an private Dienstleister vergeben, die aktuell oft überfordert sind. Theoretisch könnte die Bundespolizei diese sensible Aufgabe wieder übernehmen, doch auch hier: zu wenig Personal. Die Bundesregierung denkt nun darüber nach, Hilfskräfte aus dem Ausland zu holen, um die Sommerferien irgendwie zu retten.

Fest steht: Ich brauche einen neuen Flug. Meine Frau, die an diesem Tag für den kühlen Kopf zuständig ist, bucht von zu Hause aus eine Lufthansa-Verbindung. Von Glasgow über Frankfurt (großer Bogen um Amsterdam!) soll mich mein Weg zurück nach München führen. Kostet mehrere hundert Euro, aber hilft ja nichts. Weil für den nächsten Tag alles ausgebucht ist, bleibe ich einen Tag länger in Schottland. Es gibt zugegebenermaßen Schlimmeres.

Die Tour de Tortur beginnt dann mit einem gehaltvollen britischen Frühstück. Eine gute Entscheidung auf einer Reise voller Pech und Pannen – samt eines brennenden Zuges und eines totalen Stillstandes wenige Kilometer vor dem Ziel. Aber der Reihe nach: Der Flieger in Glasgow steht nicht ganz so überpünktlich auf der Matte wie ich. Aber er ist da. Dummerweise kann er nicht abheben.

Weil die Maschine unterwegs mit einem Vogel kollidiert war, muss sie überprüft werden, während wir Passagiere an Bord gehen. Da kann nun wirklich niemand etwas dafür, außer der Vogel natürlich, aber der hat mutmaßlich einen bitteren Preis bezahlt. Was mir allerdings durchaus fragwürdig erscheint: An diesem großen Flughafen ist nach Auskunft des Piloten nur ein einziger Fachmann im Einsatz, der sich das Flugzeug anschauen kann. Maximale Rendite bedeutet eben selten maximalen Service. Vor uns sind noch zwei andere Maschinen zu inspizieren.

Nach mehrstündiger Warterei im geparkten Flieger dann die erlösende Nachricht: Das Flugzeug ist in Ordnung. Dummerweise darf der Pilot jetzt nicht mehr ins Cockpit, weil er wegen der epischen Verzögerung seine maximal zulässige Arbeitszeit überschritten hat. Weil man selbst an einem solchen Tag aber auch mal Glück haben darf, ist zufällig eine weitere Crew an Bord und springt ein.

Abflug verspätet, Anschluss verpasst - was nun?

Der Flug nach Frankfurt fühlt sich angesichts der Turbulenzen am Boden grotesk kurz an. Trotzdem ist der Anschlussflieger längst weg, obwohl er sogar zweimal nach hinten verschoben worden war. Auch an Deutschlands Flughäfen herrscht Ausnahmezustand. Als ich von Bord gehe, gerate ich selbst erst einmal in einen Ausnahmezustand – klimatischer Natur. Hemd, Pulli und Tweedsakko mögen bei 15 Grad in Schottland eine adäquate Bekleidung gewesen sein. Bei 35 Grad in Hessen eher nicht. Aber dafür möchte ich die Schuld nun wirklich nicht auch noch der Reisebranche in die Schuhe schieben.

An Gepäckförderbändern braucht man derzeit viel Geduld.
Foto: Marius Becker, dpa

Statt eines Fluges nach München bietet mir die Lufthansa einen Zug nach Stuttgart an, samt Anschlussverbindung. Ich spüre Zweifel, suche aber erst einmal meinen Koffer. Schließlich geht gerade eine Menge Gepäck verloren. Allein am Flughafen Hannover hat sich die Zahl der Koffer, auf die ihre Besitzer vergeblich warten, verfünffacht. Ich finde meinen auch nicht. Immerhin hier hilft die durchautomatisierte Reisewelt. Mittels eines Codes finde ich heraus, dass er nicht verschwunden ist, sondern gleich weiter Richtung Fernbahnhof geschafft wurde.

Dort soll ich nun also in den Ersatzzug steigen – samt neuerlichem Bangen um den passenden Anschluss. Ich gehe lieber auf Nummer sicher (denke ich!) und buche einen ICE direkt nach Augsburg. Der kommt zu spät, aber das darf nun wirklich nicht als Überraschung gelten. Nur noch knapp 60 Prozent der Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn sind pünktlich. Meiner gehört nicht dazu. Noch am Bahnhof mache ich Bekanntschaft mit zig Reisenden, deren Tag auch nicht besser ist als meiner. Sie mussten soeben ihren Zug verlassen, weil darin jemand den Toilettenraum mit einer Zigarette in Brand gesetzt hatte. Die brenzlige Stimmung bringen sie gleich mit, während sie abgekämpft die letzten freien Quadratzentimeter auf den Gängen verfugen.

Das Neun-Euro-Ticket verschärft die Lage bei der Bahn

Es scheint gerade zu wenige Züge für zu viele Reisende zu geben. Das Neun-Euro-Ticket hat die Lage verschärft. Auch wenn es für den ICE gar nicht gilt, weichen eben viele Fahrgäste aus Angst vor überfüllten Regionalbahnen auf andere Verbindungen aus – die dann ebenfalls überlastet sind.

Mein ICE jedenfalls ist voll, sehr voll. Aber er fährt. Dabei sammelt er zwar ein dickes Polster an Verspätungsminuten an. Aber darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Eine Viertelstunde vor Augsburg lasse ich vorsichtige Erleichterung zu. Es ist bald 1 Uhr nachts, aber ich habe Hoffnung, doch noch zu Hause schlafen zu können. Dann entschuldigt sich die Stimme für die „Tortur“. Der Zug bleibt stehen. Mitten im Grünen, das ich nicht als Solches erkennen kann, weil es stockdunkel ist. Schaden am Gleis, heißt es.

Mehr als 70 Minuten lang tut sich nichts. Wir bekommen kostenlos Wasser aus dem längst geschlossenen Bordrestaurant. Ich krame in meinem Koffer lieber nach dem schottischen Single Malt. Irgendwann setzt sich der Zug doch noch in Bewegung. Um kurz vor drei liege ich im Bett. Mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen: nächster Urlaub: Allgäu. Mit dem Auto.