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Raumfahrtgipfel: Bayern will ein Kontrollzentrum für die Mondmission

Raumfahrtgipfel

Bayern will ein Kontrollzentrum für die Mondmission

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    26.10.2022, Bayern, Weßling: Markus Söder (CSU -M), Parteivorsitzender und Ministerpräsident von Bayern, steht beim bayerischen Raumfahrtgipfel zwischen Matthias Maurer (l) und Alexander Gerst, beide Astronauten, auf der Bühne. Foto: Matthias Balk/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    26.10.2022, Bayern, Weßling: Markus Söder (CSU -M), Parteivorsitzender und Ministerpräsident von Bayern, steht beim bayerischen Raumfahrtgipfel zwischen Matthias Maurer (l) und Alexander Gerst, beide Astronauten, auf der Bühne. Foto: Matthias Balk/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Deutsche Presse-agentur Gmbh / Matthias Balk / Matthias Balk

    Die USA haben mit anderen Ländern das Ziel, in absehbarer Zeit wieder Menschen auf den Mond zu bringen. Die europäischen Staaten sind hier eingebunden. Der Freistaat setzt sich jetzt dafür ein, dass ein Kontrollzentrum für künftige Mondmissionen nach Bayern kommt. "Das ist die Vision, ein Mondkontrollzentrum in

    In Oberpfaffenhofen befindet sich heute bereits mit dem Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum eine wichtige Zentrale zur Steuerung von Satelliten. Zudem wird von dort das Columbus-Modul auf der Internationalen Raumstation ISS betreut. "Wir haben bereits ein tolles Kontrollzentrum, künftig könnte es ein Mondkontrollzentrum werden", sagte auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst, der am Gipfel mit rund 200 Teilnehmenden dabei war.

    Freistaat gibt 50 Millionen Euro zusätzlich für die Raumfahrt

    Söder, der ein großer Fan der Weltraumforschung ist, stellte sich hinter die Vorhaben. "Ich halte die Pläne für den Mond und später für den Mars für sinnvoll", sagte er. Satellitentechnik und Experimente im Weltall könnten viele Erkenntnisse über die Erde bringen, die zum Beispiel auch dem Klimaschutz dienen, führten Teilnehmer des Gipfels an. Ein unabhängiger Zugang zum Weltall liegt aus Sicht vieler Experten auch im sicherheitspolitischen Interesse Europas, das habe der Ukraine-Krieg gelehrt.

    Im kommenden Jahr will der Freistaat zudem 50 Millionen Euro zusätzlich für die Raumfahrt bereitstellen, kündigte Söder an. Das Geld soll in die Entwicklung moderner Satelliten fließen. Im Freistaat ist die Raumfahrttechnik ein bedeutender Wirtschaftsfaktor: In Bayern arbeiteten über 60.000 Beschäftigte in diesem Bereich. Rund 550 Unternehmen seien hier tätig, darunter Start-Ups.

    International gibt es mehrere Pläne für Weltraummissionen. "Wir müssen am Ball bleiben", forderte deshalb Astronaut Alexander Gerst, der mehrere Monate auf der Internationalen Raumstation ISS verbracht hatte. Auch China will Menschen zum Mond schicken. Europa solle sich in diesem Spiel nicht abhängen lassen, forderte Gersts Kollege Matthias Maurer. "Es würde mich freuen, wir hätten den Mut, zu sagen, wir wollen den ersten Europäer vor dem ersten Chinesen auf dem Mond sehen", sagte er. Gerst und Maurer verrieten später, dass sie selbst gerne bei einer Mondlandung dabei wären. "Warum können wir nicht beide fliegen?", sagte Maurer.

    In den USA soll im November die Mondmission Artemis I mit einer großen Trägerrakete starten. Noch ohne Besatzung, aber mit europäischen Modulen an Bord, die getestet werden. Später soll es auch eine Station geben, die um den Mond kreist, das sogenannte "Gateway". Dieses soll als Ausgangspunkt für die Erkundung des Mondes und für Landungen dienen. Vom Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum in Oberpfaffenhofen, so die Vision, könnten Module dieser Station in der Mondumlaufbahn gesteuert werden. Auch ein Landesystem für schweres Gerät wird in Europa entwickelt, der sogenannte „Large Logistics Lander“ mit dem Namen Argonaut, erklärte Gerst.

    Im November fallen zentrale Entscheidungen auf der Esa-Ministerratskonferenz

    All diese Projekte kosten Geld. Die Weichen für die Finanzierung der Weltraumpläne der europäischen Weltraumagentur Esa in den kommenden Jahren sollen bereits im November auf einem Ministerratstreffen gestellt werden. Söder forderte die Bundesregierung auf, nicht zu sparen. "Es wäre ein schwerer Fehler, falls Deutschland sich zurückzieht oder die Mittel reduziert", sagte Söder. "Ich bitte die

    Ähnlich sieht es Hans J. Steininger, Chef des Augsburger Raumfahrtunternehmens MT Aerospace. "In der Raumfahrt gibt es eine unglaubliche Dynamik", sagt er. Es sei ein starker Wettbewerb mit China zu sehen. "Hier sollte Europa mithalten können", meint Steininger mit Blick auf das anstehende Esa-Ministerratstreffen im Gespräch mit unserer Redaktion. "Mit seiner Wirtschaftskraft im Rücken sollte Deutschland wieder der größte Zeichner sein und eine führende Rolle einnehmen." Auf dem Ministerratstreffen werden über Projekte für die nächsten zehn Jahre entschieden. "Wir sollten uns nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, die Butter ist dann zehn Jahre weg", sagte er. Erwartet wird, dass Frankreich, Italien und Spanien mit großen Budgets in die Verhandlungen hineingehen. Konkret könnte sich Deutschland darum bemühen, die Fertigung künftiger Flüssigkraftstoff-Booster für die europäische Ariane-Rakete zurückzuholen. Die Booster-Fertigung war zuletzt an

    Söder und der Traum von der "Zirbel-Stube auf dem Mond"

    Als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder 2018 seine Raumfahrtpläne unter dem Schlagwort "Bavaria One" vorgestellt hatte, erntete er viel Spott. Inzwischen soll im Freistaat Europas größte Fakultät für Luft- und Raumfahrt entstehen. "Wenn etwas Mut macht, dann die Raumfahrt", sagte Söder deshalb. "Wer immer nur im Klein-Klein verharrt, wird nie etwas bewegen." Man müsse in Deutschland "vielleicht kein Cape Canaveral" bauen, sagte er, "aber ein kleiner Weltraumbahnhof wäre doch eine Ambition".

    Augenzwinkernd nannte Söder prompt eine neue Vision. "Wenn es eine Mondstation gibt, kann ich mir ein Bayern-Zimmer sehr gut vorstellen", sagte er. "Eine Zirbel-Stube auf dem Mond, das hätte doch Charme." (mit dpa)

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