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Protest: Bundesgesundheitsministerium weist Kritik der Apotheken zurück

Protest

Bundesgesundheitsministerium weist Kritik der Apotheken zurück

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    Die Apothekerinnen und Apotheker beklagen eine zu geringe Vergütung und wollen am Mittwoch protestieren. Das Verständnis im Bundesgesundheitsministerium ist gering.
    Die Apothekerinnen und Apotheker beklagen eine zu geringe Vergütung und wollen am Mittwoch protestieren. Das Verständnis im Bundesgesundheitsministerium ist gering. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Zahlreiche Apotheken in Bayern und Baden-Württemberg werden an diesem Mittwoch geschlossen haben. Die Apothekerinnen und Apotheker demonstrieren zusammen mit ihren Angestellten für eine bessere Finanzierung. Eine Kernforderung ist es, die fixe Pauschale von 8,35 € pro abgegebener Packung zu erhöhen. Die Vergütung der Apotheken sei 2013 letztmalig angepasst worden. Das Bundesgesundheitsministerium von SPD-Minister Karl Lauterbach weist allerdings die Kritik zurück. 

    "Es ist das gute Recht von Apothekerinnen und Apotheker, für bessere Honorare einzutreten", sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums unserer Redaktion. "Allerdings muss man diese Forderung ins Verhältnis setzen zur aktuellen finanziellen Situation und zur Situation der Apotheker", schränkt sie ein. "Die Apotheker fordern eine Erhöhung des Festzuschlags auf verschreibungspflichtige Arzneimittel von 8,35 € pro Packung auf 12 € – das bedeutet 50 Prozent mehr Honorar!", sagte sie. "Das passt nicht dazu, dass die Apothekerschaft in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich verdient hat – hauptsächlich in der Pandemie", argumentiert das Ministerium. 

    Bundesgesundheitsministerium: Mehrumsatz der Apotheken in der Pandemie

    Das Gesundheitsministerium verweist darauf, dass die Apotheker 2021 einen Mehrumsatz von 2,5 Milliarden Euro verbuchen konnten, das sei ein Plus von rund vier Prozent. Grund seien vor allem Leistungen in der Corona-Pandemie gewesen, unter anderem das Ausstellen von Impf-Zertifikaten oder die Impfstoff-Logistik. Zudem sei die Zahl der abgegebenen Medikamente im vergangenen Jahr um rund neun Prozent gestiegen – "und damit die Honorare der Apotheker". Letztlich würden sich die Einkunftsmöglichkeiten der Apotheker verbessern, wenn diese zum Beispiel Schutzimpfungen ausüben können. 

    Das Bundesgesundheitsministerium warnt vor weiter steigenden Krankenkassenbeiträgen: "Würde die Bundesregierung den Forderungen der Apothekerschaft nachkommen, müssten die Beitragssätze weiter steigen. Das ist angesichts der oben genannten Entwicklung schwer zu vertreten." Höhere Beiträge würden die Versicherten wie auch die Arbeitgeber belasten. 

    Zwischen der Gesundheitspolitik von Karl Lauterbach und der Apothekerschaft klafft anscheinend ein tiefer Graben. Scharfe Kritik üben die Apothekerinnen und Apotheker zum Beispiel auch am Vorstoß Lauterbachs, die Gründung von Filialen zu erleichtern, indem dort kein approbierter Apotheker vertreten sein müsse. Die Beratung könnte per Video erfolgen, auch ein Labor müsste nicht vorhanden sein. Apotheker-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening lehnt dieses Konzept als "Scheinapotheken" ab. 

    Das Bundesgesundheitsministerium dagegen betont, dass man darin kein Modell für das ganze Bundesgebiet sehen, sondern lediglich für Regionen, in denen die Apotheken-Dichte dünn ist: "Es geht nicht darum, überall Filialapotheken zuzulassen, sondern darum, flexibler auf Probleme in unterversorgten Gebieten reagieren zu können", sagte die Sprecherin. 

    "Großer wirtschaftlicher Druck": Zahl an Apotheken in Bayern und Schwaben sinkt immer stärker

    Tatsache ist aber auch, dass die Zahl an Apotheken in Deutschland seit Jahren zurückgeht. Während manche Apotheken wirtschaftlich gut dastehen, rechnet sich das Geschäft an anderen Standorten offenbar nicht mehr. Inflation, Bürokratie und höhere Betriebskosten treffen auch die Apotheken. Gab es Ende 2013 noch 3304 Apotheken in Bayern, sind es derzeit noch 2818. In Schwaben ging die Zahl von 439 Ende 2013 auf derzeit 363 zurück. "Immer mehr Apotheken geraten unter großen wirtschaftlichen Druck", sagte Overwiening. "Mit Blick auf den extremen Fachkräftemangel, den Honorar-Stillstand und die anstehenden Tarifverhandlungen für die Apothekenangestellten wird die Lage immer ernster."

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