Verbraucher in Deutschland sind auf der Suche nach günstigen Produkten. Die Inflation hat längst Rekordwerte angenommen. Die Preise steigen in nahezu allen Bereichen. Discounter wie Lidl und Aldi können von der Sparsamkeit der Menschen profitieren. Primark gelingt das hingegen nicht. Trotz der Stellung als Fast-Fashion-Händler. Trotz des Billig-Konzepts. Das hat nun offenbar Konsequenzen. In Deutschland will der Textil-Discounter aus Irland zwei Filialen schließen.
Primark schließt Filialen in Deutschland: Berlin und Weiterstadt betroffen
Primark will 2023 die beiden Filialen in der Schlossstraße in Berlin und in Weiterstadt bei Darmstadt schließen. Das berichtet die Fachzeitschrift Textilwirtschaft. Die Pachtverträge laufen aus und sollen nicht verlängert werden. Es könnte für das Unternehmen der "Anfang vom Ende" im Deutschland-Geschäft sein. So analysiert die Entwicklung ein Handelsexperte in der Wirtschaftswoche.
Viele Brancheninsider rechnen nun mit weiteren Schließungen von Primark-Filialen in Deutschland. Vor wenigen Wochen kündigte Mutterkonzern ABF an, dass das Geschäft neu positioniert werden solle. Rund um die Aktivitäten in Deutschland werden demnach rund 240 Millionen Euro abgeschrieben. Gewerkschaften sorgen sich vor weitreichenden Einschnitten.
Primark will die Präsenz in Deutschland aber nicht aufgeben. "Wir bleiben unseren treuen Kunden in diesem wichtigen Markt verpflichtet und prüfen nun Optionen, um unser Geschäft in Deutschland langfristig wieder rentabel zu machen", erklärte ein Sprecher des Unternehmens der Wirtschaftswoche. Aktuell unterhält Primark noch 32 Filialen in der Bundesrepublik.
Primark hat Online-Handel während Corona-Pandemie verschlafen
Dem Konzern machen derzeit die steigenden Energiepreise und die sparsamer werdenden Konsumenten zu schaffen. So weit, so gewöhnlich in diesen Zeiten. Der Knackpunkt bei der aktuellen Entwicklung könnte allerdings der Online-Handel sein, den Primark komplett verschlafen zu haben scheint.
Während der Corona-Pandemie wurde der Online-Handel immer bedeutender. Primark erlebte hier schwere Einschnitte. Seit 2019 haben sich die Umsatzerlöse des Mode-Discounters in Deutschland mehr als halbiert. Von 916 Millionen Euro sanken sie auf 380 Millionen Euro im Jahr 2021. Ein Sturzflug, der nun Folgen hat.
Laut der Wirtschaftswoche fiel Primark außerdem mit zu ehrgeizigen Expansionen auf. Große Ladenflächen in besten Lagen in deutschen Innenstädten verursachten hohe Kosten. Mit dem Fast-Fashion-Händler Shein aus China hat Primark außerdem einen starken Konkurrenten erhalten. Einen Konkurrenten, der vor allem im Online-Handel floriert.