Dass sie klare Worte nicht scheut, machte sie gleich nach ihrer Wahl deutlich: "Echter Klimaschutz braucht Macher, keine Kleber", sagte Marie-Christine Ostermann in Richtung der Aktivisten der "Letzten Generation", als diese in Berlin den Verkehr lahmlegten. Aus ihrer Sicht sind es Unternehmerinnen und Unternehmer, die wirklich etwas für das Klima bewegen, indem sie die Produktion energiesparender machen oder Photovoltaik installieren.
Mit Marie-Christine Ostermann hat der Verband "Die Familienunternehmer" erstmals eine Frau als Präsidentin gewählt. Das Amt wird sie selbstbewusst ausüben. In einem Interview teilte sie gegenüber der Bundesregierung kräftig aus. "Wir brauchen Politiker, die uns in die Zukunft führen und nicht nur Krisen managen", sagt die Frau mit dem Mode-Faible für kräftige Farben dem Handelsblatt. Auch die Vorgänger-Regierung schont sie nicht: "Angela Merkel hat ein geschwächtes Land hinterlassen." Ein Orden für sie sei nicht gerechtfertigt.
Mit 16 kündigte Ostermann an, einmal das Familienunternehmen führen zu wollen
Selbstbewusstsein hat die 45-Jährige immer schon mitgebracht. Marie-Christine Ostermann ist geschäftsführende Gesellschafterin des Lebensmittelgroßhändlers Rullko in Hamm in Nordrhein-Westfalen. Die Firma hat rund 200 Beschäftigte und beliefert Krankenhäuser und Altenheime. Bereits als Teenager, mit 16, hat sie ihrer Familie gegenüber angekündigt, dass sie die Leitung des Familienbetriebes übernehmen will. Vater Carl-Dieter Ostermann riet ihr, erst außerhalb des Unternehmens berufliche Erfahrungen zu sammeln.
Seine älteste Tochter studierte in St. Gallen Betriebswirtschaft, arbeitete danach als Bereichsleiterin bei Aldi Süd. Im Jahr 2005 übernahm sie dann an der Seite ihres Vaters die Leitung des Familienunternehmens. Seit 2017 führt sie es alleine.
Ostermann: Für Gleichberechtigung, aber gegen die Frauenquote
Bereits von 2009 bis 2012 war Ostermann Vorsitzende der "Jungen Unternehmer", dank ihrer Eloquenz und klaren ordoliberaler Haltung ist sie ein gern gesehener Gast in Talkshows wie "Maybrit Illner". Die Unternehmerin verteidigt den Niedriglohnsektor als Einstiegschance, setzt sich für Steuersenkungen ein, ist für mehr Gleichberechtigung der Frauen, aber gegen eine Frauenquote. Ihre FDP-Mitgliedschaft lässt sie seit ihrer Wahl ruhen.
Privat hat Ostermann seit 2014 ein Stalker verfolgt, der zwischenzeitlich zu acht Monaten Haft verurteilt wurde. Unterkriegen lassen will sie sich nicht: "Ich lebe mein Leben, wie ich es mir vorstelle", sagt sie.