Das Rindfleisch, das im Kühlraum hängt, ist schön marmoriert. Perfekt für ein gutes Steak oder ein Gulasch. Einen Raum weiter hängen die frischen Wienerl bereits an der Stange, bereit für den Verkauf. Und im heißen Wasser findet der frische Kochschinken seine Form. Hier, mitten in seiner Metzgerei, ist Hans-Peter Rauch rundum zufrieden. Auf handwerkliche Weise entstehen Lebensmittel, die anderen Menschen schmecken. Der Beruf mag auch hart sein, manchmal beginnt Rauch schon um vier Uhr in der Früh. Trotzdem ist der 62-Jährige überzeugt, dass die Arbeit Zukunft hat, weil regionale Lebensmittel auch künftig gefragt sein werden. „Ich mache den Beruf gerne. Und alles, was man gerne macht, geht locker von der Hand“, ist der Allgäuer überzeugt. Das gilt für seinen Betrieb, das gilt aber auch für seine Aufgabe als Präsident der Handwerkskammer für Schwaben. Wie denkt der Mann, der 30.000 Mitgliedsbetriebe und fast 150.000 Beschäftigte vertritt und sich nun, am Donnerstag zum dritten Mal zur Wahl steht? Was ist ihm wichtig?
Eine ausgestreckte Hand, ein Lachen, Hans-Peter Rauch ist ein Mensch, der sich auf sein Gegenüber freut. Das ist erst recht hier der Fall, in seinem Betrieb, in dem er auch aufgewachsen ist. Rauch führt die gleichnamige Metzgerei im Waltenhofener Ortsteil Hegge bei Kempten in vierter Generation. Es hätte auch anders kommen können. In seiner Jugend spielt er begeistert Fußball. Die Mannschaft des ASV Hegge ist damals erfolgreich, bald kommen Mitspieler bei größeren Vereinen unter. Rauch als Mittelstürmer bekommt Angebote, zum FC Memmingen oder nach Österreich zu wechseln. Doch er wird im Betrieb gebraucht, begnügt sich damit, in Altusried und Wiggensbach in der Bezirksliga zu spielen. Ein Ereignis ändert dann das Leben schlagartig. Im Jahr 1989, Rauch ist gerade Mitte 20, stirbt sein Vater über Nacht. Ein Schock für die Familie, keiner wusste, wie es mit dem Betrieb weitergehen sollte.
Mit dem Partyservice zum Durchbruch
Rauch entschließt sich, die Metzgerei fortzuführen. Seine Schwester Ulrike, damals 21, zieht mit. „Wir haben zwei Jahre lang Gas gegeben, wir wollten beweisen, dass es geht“, erinnert er sich. „Gott sei Dank hatte ich meine Meisterprüfung schon.“ Anfangs ist die Solidarität groß, bald erlebt der Betrieb eine schwierigere Zeit. In Hegge schließen Industriebetriebe, Supermärkte gewinnen an Beliebtheit. Eine Lösung muss her. Die Idee, 1995: Ein Partyservice. Die Geschwister rennen offene Türen ein. „Es ging von null auf 1000“, erinnert sich Rauch. Erst beliefert die Metzgerei Privatfeiern, bald fragen Unternehmen an, dann die Gemeinde, deren Veranstaltungshalle Platz für tausend Besucher bietet. Heute ist der Betrieb Caterer von Events wie dem Skiweltcup oder der Allgäuer Festwoche.
Kühl ist es in der Metzgerei. Es wird konzentriert gearbeitet, ein Mitarbeiter zieht die frische Kochsalami auf eine Stange. 15 festangestellte Mitarbeiter hat der Betrieb, dazu kommen 60 Angestellte im Partyservice. Rauch kümmert sich um die Logistik, seine Schwester Ulrike Herb um Verkauf und Catering, sein Sohn Patrick um die Produktion. „Es geht nur mit Teamarbeit“, sagt Rauch, der frühere Fußballer. „Im Team Erfolg zu haben ist viel schöner als als Einzelkämpfer.“
Die Metzgerei expandiert
Das Team-Konzept geht auf, die Metzgerei expandiert. Es kommen Filialen dazu. Jetzt will Rauch die Produktion erweitern. Er hat eine 900 Quadratmeter große Halle gekauft. Die Erfahrung aus dem eigenen Geschäft ist ihm wichtig für seine Arbeit bei der Handwerkskammer: „Man muss wissen, was in der Praxis geschieht, nur dann kann man mit Überzeugung sprechen“, ist er überzeugt. In der Metzgerei steht der Wolf, um Hackfleisch zu machen. Ein Cutter für Brät. Eine Spritze, um die Wurstmasse in die Pelle zu füllen. Man braucht sie für Bierschinken, Weißwurst, Wienerl, Landjäger. „Für alles, was in eine Hülle hineinmuss“, sagt Rauch.
In der Amtszeit von Hans-Peter Rauch ist es in Bayern gelungen, auch für das Handwerk einige Dinge in ihre Hülle zu bringen: Die Meisterausbildung wird kostenfrei, die Schulen bekommen einen Tag des Handwerks. Handwerksberufe sind bei jungen Leuten gefragter. Rauch ist Gemeinderat in Waltenhofen, Kreisrat im Oberallgäu, hat für die CSU bereits für den Landtag kandidiert und seine eigenen Erfahrungen gemacht. Dazu kommen Ehrenämter, unter anderem im Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien. Und als ehrenamtlicher Finanzrichter entscheidet er mit, wenn Bürgerinnen und Bürger sich vom Finanzamt ungerecht behandelt sehen. Was ihm wichtig ist? „Ehrlichkeit“, sagt Rauch. „Menschen, die zu ihrem Wort stehen.“ Schüchternheit ist ihm fremd: „Man darf die Dinge schon beim Namen nennen.“
Ziele für eine dritte Amtszeit als Präsident der Handwerkskammer
Einen Ausgleich braucht aber auch Hans-Peter Rauch. Er ist gerne in der Natur. Liebt es, im Winter in den Allgäuer Alpen Ski zu fahren. Schnee, Sonne, die Berge: „Das ist für mich wie eine Wohlfühloase.“ Im Sommer spielt er Tennis und fährt „ein, zwei Mal im Jahr, mit der Familie – Ehefrau Doris, drei Kinder, drei Enkel - ans Meer.
Fünf Jahre dauert die Amtszeit als Präsident der Handwerkskammer für Schwaben. Wird Rauch am Donnerstag zum dritten Mal gewählt, hat er sich drei Dinge vorgenommen: Das Image des Handwerks bei Eltern, an den Schulen und bei anderen Entscheidungsträgern weiter zu verbessern. „Es muss begehrenswert sein, ein Handwerk zu erlernen“, sagt er. Zudem ist es ihm wichtig, die Selbstverwaltung im Handwerk zu pflegen. Prüfungen nehmen die Kammern unter Aufsicht des Staates zum Beispiel selbst ab. Und schließlich will er die Sanierung des Berufsbildungs- und Technologiezentrums in Memmingen auf den Weg bringen, wo Bau-Fachkräfte und Friseure ausgebildet werden. Die Kosten werden auf rund 30 bis 40 Millionen Euro geschätzt. Auch das Hochhaus auf dem Gelände der Handwerkskammer in Augsburg soll saniert werden. Insgesamt könnten dann in der Amtszeit von Hans-Peter Rauch rund 100 Millionen Euro investiert worden sein.
„Das alles ist nichts, wenn man nicht gesund ist und bleibt“, fügt er an. Es ist der größte Wunsch an sein Team.
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