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Porsche hat Interesse an Varta: Was hinter der geplanten Mehrheitsbeteiligung an der Elektroautobatterie-Sparte steckt

Batterien

Steigt Porsche bei Varta ein?

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    Porsche hat Interesse an der Hochleistungsbatterie von Varta. Kommt es zur Mehrheitsbeteiligung?
    Porsche hat Interesse an der Hochleistungsbatterie von Varta. Kommt es zur Mehrheitsbeteiligung? Foto: Verena Mörzl

    Der Sportwagenhersteller Porsche könnte dem angeschlagenen Batterieproduzenten Varta als Retter in der Not beispringen. Der Autobauer hat Interesse daran, mehrheitlich den Geschäftsbereich für Elektroautobatterien zu übernehmen. Varta führe derzeit Verhandlungen über ein mögliches Investment von Porsche in diesem Bereich, teilte der Batteriekonzern am Freitag mit. Das Ergebnis könnte eine Mehrheitsbeteiligung am Varta-Tochterunternehmen sein, das derzeit die Hochleistungsbatterie V4Drive herstellt.

    Varta befindet sich derzeit in einer angespannten wirtschaftlichen Lage. Das Unternehmen hat zuletzt tiefrote Zahlen geschrieben, für dieses Jahr hat der Konzern die Umsatzprognose nach unten korrigiert. Ein 2023 vorgelegter Sanierungsplan reicht nicht aus und soll verschärft werden. Das Unternehmen leidet darunter, dass die Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Akkus schwankt. Der Großkunde Apple, der die Batterien in Kopfhörer einbaut, soll sich zum Teil auch andere Lieferanten gesucht haben. Zuletzt legte ein Hackerangriff die Produktion zeitweise lahm, das Unternehmen tauschte die Führungsspitze aus.

    V4Drive: In drei Minuten zu 80 Prozent geladen

    Trotzdem punktet Varta immer wieder mit Innovationen: Auf der Elektroautobatterie ruhten beispielsweise große Hoffnungen. Die Batteriezelle kann nach Unternehmensangaben in nur 6 Minuten vollständig geladen werden, nach drei Minuten sei bereit 80 Prozent Ladung möglich. Die Batterie sei darauf ausgelegt, in kurzer Zeit große Mengen an Energie bereitstellen zu können und funktioniere auch bei extremeren Temperaturen gut.

    Dass Porsche ein erster Kunde für die Hochleistungsbatterie ist, darüber ist schön länger spekuliert worden. Der Sportwagenhersteller baut mit dem Tochterunternehmen Cellforce zwar seine eigene Batteriezellproduktion aus. Die Varta-Hochleistungsbatterie kommt nach Informationen unserer Redaktion aber in der Hybrid-Ausführung des Porsche 911 zum Einsatz. Die Hybrid-Version des Modells soll demnächst auf den Markt kommen. Mit dem Einstieg bei Varta könnte es für Porsche also darum gehen, seine Lieferkette abzusichern. Die Produktion der Zelle fand zuletzt auf einer Pilotlinie in Ellwangen statt.

    Varta: „Liquidität gesichert, aber angespannt“

    Varta hat mit den Werken am Hauptsitz im baden-württembergischen Ellwangen und in Nördlingen zwei wichtige Standorte in der Region. Weltweit arbeiten 4200 Mitarbeiter für den Konzern. Die Geschäftsentwicklung ist derzeit gemischt: „In unseren verschiedenen Geschäftsbereichen verzeichnen wir unterschiedliche Auslastungsgrade“, berichtet das Unternehmen auf Anfrage unserer Redaktion. „Während wir bei Hörgerätebatterien bestehende Aufträge abarbeiten, erleben wir bei Mikrobatterien eine positive Entwicklung durch steigende Auftragsvolumina im Zuge eines neuen Projekthochlaufs mit unserem Hauptkunden.“ Die klassischen Haushaltsbatterien seien eine „stabile Säule“, die Nachfrage im Energiespeichermarkt sei dagegen gedämpft.

    Kurzarbeit hat Varta nicht angemeldet, berichtet das Unternehmen auf Anfrage. Das Geld ist trotzdem knapp: „Die Liquidität von Varta ist derzeit gesichert, bleibt jedoch angespannt“, heißt es. „Dies ist vor allem auf das herausfordernde Marktumfeld im Bereich Energiespeicher, mit reduzierter Marktnachfrage, sowie auf die Saisonalität unseres Haushaltsbatterien-Geschäfts zurückzuführen.“ Aktionärsschützer betonten zuletzt, dass es für Varta wichtig ist, die Finanzierung in den nächsten ein bis zwei Jahren zu sichern.

    Porsche will erst die Bücher prüfen

    Der Plan in den Gesprächen mit Porsche ist es, das Geschäft mit den E-Auto-Batterien erst auszulagern, anschließend könnte sich Porsche über eine Kapitalerhöhung beteiligen. Ob es zum Abschluss kommt, ist noch offen. Porsche will zuerst die Bücher prüfen. Die Parteien befinden sich in einer „ersten Phase der Abstimmung“. Auch „bestimmte“ Anteilseigner der Varta-Gruppe müssten noch zustimmen. Mit einem Anteil von knapp der Hälfte ist der österreichische Investor und Unternehmer Michael Tojner der größte Anteilseigner von Varta.

    Auch wenn Porsche einsteigt, wird die Sanierung bei Varta trotzdem nicht überflüssig. Der Prozess zur Aktualisierung des Sanierungsgutachtens sei noch nicht abgeschlossen, teilte der Batteriehersteller mit. Möglich sei eine weitgehende Restrukturierung. Die Gesellschaft befinde sich außerdem dabei, mögliche Finanzierungsmaßnahmen zu prüfen.

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