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Personalmangel am Flughafen: Gewerkschaft befürchtet Chaos

Reise

An Flughäfen fehlt Personal: Verdi befürchtet dramatische Lage

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    Die Lust auf Flugreisen ist groß. Das und der massive Personalmangel an den Flughäfen sorgen jedoch für Probleme.
    Die Lust auf Flugreisen ist groß. Das und der massive Personalmangel an den Flughäfen sorgen jedoch für Probleme. Foto: Markus Scholz, dpa (Symbolbild)

    Seit Wochen gibt es an Deutschlands Flughäfen massive Probleme. Viele Reisende stehen in langen Schlangen oder können gar nicht fliegen, weil beim Check-in, bei der Sicherheitskontrolle oder der Flugbegleitung jede Menge Personal fehlt. Gerade erst hat die Lufthansa angekündigt, allein im Juli 900 Flüge in München und Frankfurt zu streichen. Nun sagt eine führende Gewerkschafterin unserer Redaktion: „Der Sommer wird chaotisch.“ Die schon feststehenden Flugausfälle seien nur der Anfang, so die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. Die Situation habe sich über Jahre entwickelt. „Die Pandemie hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“

    Ursache sei der europäische „Zwangswettbewerb“ an den Flughäfen und die damit einhergehenden Einsparungen an Personalkosten um 30 bis 40 Prozent durch Tarifflucht sowie die Auslagerung von Dienstleistungen an günstigere Anbieter. Der vorübergehende Lockdown an den Flughäfen habe darüber hinaus zu Kurzarbeit und Entlassungen geführt, zudem hätten sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter andere Jobs gesucht. Dieses Personal fehle jetzt massiv, wo die Zahl der Buchungen für Flugreisen wieder sprunghaft steigt. „Es wird dramatisch werden“, sagt Behle, die auch stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei der Lufthansa ist.

    Lange Wartezeiten gibt es auch am Flughafen München

    Die Gewerkschafterin fordert, dass „Dienstleistungen wieder selbst von den Flughafengesellschaften erbracht und die Beschäftigten dort angestellt werden“. Zudem müsse der europäische Wettbewerbsdruck ein Ende haben. „Hier sehe ich die Bundesregierung an unserer Seite.“

    Christine Behle, stellvertretende Verdi-Vorsitzende, sagt: "Der Sommer wird chaotisch."
    Christine Behle, stellvertretende Verdi-Vorsitzende, sagt: "Der Sommer wird chaotisch." Foto: Fabian Sommer, dpa

    Engpässe bei der Bewältigung des Urlauberansturms räumt auch der Flughafen München ein. Wohl rund 1,9 Millionen Passagiere werden dort allein während der Pfingstferien abfliegen oder ankommen. Die Folge sind ebenfalls teils lange Wartezeiten beim Check-in und bei den Kontrollen. Nach der pandemiebedingten Vollbremsung des Betriebs hatte auch der Münchner Airport das Personal in Kurzarbeit geschickt. Doch das reichte nicht aus. Vor allem über Vorruhestandsregelungen und das Nichtbesetzen frei werdender Stellen wurde der Personalbestand von rund 10.000 Beschäftigten auf rund 8700 gedrückt.

    Nun tue man sich schwer, neues Personal zu finden, sagt ein Sprecher auf Anfrage. Viele Beschäftigten hätten sich zu anderen Branchen hinorientiert. Zudem müssten an einem Flughafen neue Mitarbeiter, bevor sie eine Tätigkeit im Sicherheitsbereich aufnehmen können, eine behördlich vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfung absolvieren. Das ziehe sich einige Wochen.

    Allgäu Airport stellt Rekord aus der Zeit vor Corona ein

    Am Allgäu Airport in Memmingen ist die Lage ähnlich. Dort werden während der gesamten Pfingstferien etwa so viele Passagiere durchgeschleust wie in München während eines Tages am Pfingstwochenende, nämlich rund 100.000. Dennoch hat der Regionalflughafen damit seinen Rekord aus der Zeit vor Corona eingestellt. Der Drang, in den Urlaub zu fahren, ist groß.

    Bisher sind in Memmingen wegen Personalmangels keine Flüge ausgefallen. Aber eine Sprecherin sagt: „So eine Hochphase kann vor allem in der Gepäck- und Flugzeugabfertigung nur gemeinsam gemeistert werden. Kolleginnen und Kollegen müssen teils in anderen Bereichen aushelfen.“ Zermürbende Wartezeiten gibt es auch hier. Die Kurzarbeit hat der Airport schon vor einem Jahr beendet. Weil von Memmingen aus kaum Geschäftsreisende und keine Interkontinentalflieger abheben, hat sich das Geschäft hier deutlich schneller erholt.

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