Im Februar 2022 hatte die Bundesregierung eine Million Packungen des Corona-Medikaments Paxlovid beim US-Pharmariesen Pfizer eingekauft und Apotheken kostenlos für die Versorgung betroffener Patienten zur Verfügung gestellt. Knapp ein Jahr später stellte das Bundesgesundheitsministerium dann fest, das einzelne Apotheken auffallend große Mengen des Medikaments bestellt hatten – teilweise mehr als 1000 Packungen.
Es bestand der Verdacht, dass die Apotheken Paxlovid illegal weiterverkauft haben. Wie WDR, NDRund Süddeutsche Zeitung nun berichten, schickte das Gesundheitsministerium mehr als 25 Staatsanwaltschaften Strafanzeigen gegen Apotheker. In den meisten Fällen laufen die Ermittlungen noch. In Bayern wurden in diesem Zusammenhang vor drei Wochen mehrere Apotheken in Oberbayern, Mittelfranken, Oberfranken und in der Oberpfalz durchsucht. Sie sollen das Medikament "unter Missachtung der Vorgaben des Bundesgesundheitsministeriums verkauft und dadurch unterschlagen haben", wie WDR, NDRund Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf Oberstaatsanwalt Matthias Held berichten.
Ermittlungen wegen Paxlovid gegen Apotheker gestalten sich schwierig
In einem Fall in Baden-Baden hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen inzwischen abgeschlossen und kurz vor Weihnachten Anklage gegen einen Apotheker erhoben. Der Vorwurf lautet Untreue in Tateinheit mit unerlaubtem Großhandelstreiben. Er soll knapp 1400 Packungen Paxlovid ins Ausland verkauft haben.
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Es ist kaum möglich, nachzuvollziehen, ob die Medikamente illegal weiterverkauft oder nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums entsorgt wurden, wie einzelne Apotheker behaupten.
Bund soll pro Paxlovid-Packung 650 Euro bezahlt haben
Deutschland hat pro Packung Paxlovid laut den Recherchen von WDR, NDRund Süddeutscher Zeitung etwa 650 Euro an Pfizer bezahlt. Dieser Preis wurde weder vom Gesundheitsministerium noch vom Pharmakonzern bestätigt. Auf Anfrage soll das Ministerium nur mitgeteilt haben, dass 560.000 Packungen vom Großhandel an Apotheken ausgeliefert worden seien. Wie viele davon bei Patienten ankamen, sei aus datentechnischen Gründen nicht nachvollziehbar.
Nach Angaben von WDR, NDRund Süddeutscher Zeitung lassen aber die Zahlen des Bundesamts für Soziale Sicherung BAS einen Rückschluss zu. Denn Großhandel, Apotheker und Ärzte können für jede verordnete Packung eine Gebühr von insgesamt knapp 60 Euro abrechnen, die das BAS erstattet. Das Bundesamt hat bis Ende 2023 dafür mehr als 18 Millionen Euro bezahlt. Schätzungsweise könnten demnach 30.000 Packungen abgegeben worden sein. Das bestätigt weder das Gesundheitsministerium noch das BAS.
Pfizer startet Direktvertrieb von Paxlovid in Deutschland
Am Montag (15. Januar) hat Pfizer den Direktvertrieb von Paxlovid in Deutschland gestartet. Künftig bezahlen also Krankenkassen das Medikament. Diese müssen dafür aber deutlich mehr ausgeben. Im Apothekenverkauf soll Paxlovid demnach 1150 Euro pro Packung kosten.