Die Papierbranche durchlebt schwierige Zeiten. Steigenden Kosten, vor allem bei der Energie, steht eine sinkende Nachfrage gegenüber. Vor allem grafische Papiere, wie sie etwa in der Druckindustrie gebraucht werden, sind weniger gefragt. Der finnische Konzern UPM ist eines der Schwergewichte der Branche und hat seinen Hauptsitz für diesen Geschäftsbereich in Augsburg. Dort sowie in Ettringen und Schongau betreibt UPM Papierfabriken in der Region. Ein weiteres bayerisches Werk in Plattling hat das Unternehmen im vergangenen Jahr geschlossen. Im Frühjahr hat UPM zudem angekündigt, eine Fabrik für Zeitungspapier in Hürth schließen sowie eine Feinpapiermaschine in Dörpen stilllegen zu wollen.
Die Branche muss sich neu aufstellen und dieser Prozess geht nicht am Personal vorbei. Gerade in diesem Bereich war man eigentlich schon ein gutes Stück vorangekommen. Bereits vor zwei Jahren hat die Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IG BCE) mit dem Branchenverband Papierindustrie (DPI) erstmals einen bundesweit einheitlichen Entgeltrahmentarifvertrag verhandelt. Das Papier ist am 1. Oktober 2022 in Kraft getreten und sollte anschließend in den neun regionalen Tarifbezirken umgesetzt werden. Doch nun hakt es ausgerechnet beim Branchenprimus.
Kein Mitarbeiter soll Gehaltseinbußen erleiden
UPM weigere sich, den Rahmentarifvertrag umzusetzen, beklagt die IGBCE. Dabei sei ausgerechnet ein UPM-Manager Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbandes der Papierindustrie gewesen. Nun hätten sehr viele Mitarbeitende finanzielle Nachteile. Torsten Falke, Bezirksleiter der Augsburger IGBCE und Mitglied des UPM-Aufsichtsrates, vermutet das finnische Konzernmanagement hinter der Entscheidung. Dies stelle die in Deutschland, gerade bei UPM, über viele Jahre praktizierte Sozialpartnerschaft auf eine harte Probe.
Das Unternehmen widerspricht dieser Darstellung. „Grundsätzlich ist dieser Vertrag ein Erfolg, auf den sich die Tarifparteien geeinigt haben, da dadurch Löhne für Arbeiter und Gehälter der Angestellten in ein gemeinsames Tarifgefüge gebracht werden. Dies entspricht unserem Grundsatz der Gleichbehandlung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt Gunnar Eberhardt, der Chef der Sparte bei UPM. In einem wichtigen Punkt habe man aber bislang keine Einigung erzielt.
Die Gewerkschaft droht mit dem Arbeitsgericht
Konkret geht es um die Frage, wie Beschäftigte in die neuen Entgeltgruppen eingeordnet werden und dann in dem System aufrücken können. Das Unternehmen möchte dafür neue Kriterien einführen, denen der Betriebsrat aber zustimmen muss, bestätigt auch Falke. Das Unternehmen möchte Kompetenz und Qualifikation stärker berücksichtigen, die Arbeitnehmervertreter wollen keine betrieblichen Ziele im Rahmentarifvertrag.
Mit dem Entgelttarifvertrag solle kein Mitarbeiter Einkommensverluste erleiden, versichert der Leiter des Augsburger UPM-Standorts, Gerhard Mayer. Entsprechend weist er auch entsprechende Behauptungen der Gewerkschaft zurück. Aber in einem scharfen internationalen Wettbewerb müsse das Unternehmen konkurrenzfähig sein.
Am 25. November treffen sich die beiden Parteien erneut zu Verhandlungen. Schon im Vorfeld droht die IGBCE den Streit vor Gericht zu tragen, sollte es bei dem Termin zu keiner Einigung kommen. „Wir werden klagenden Betriebsräten Rechtsschutz gewähren“, bekräftigt Falke. „Wir haben in den letzten 20 Jahren immer wieder bewiesen, dass wir das Management unterstützen, wenn es Sinn macht. Dass UPM nun vertragsbrüchig wird, schlägt dem Fass den Boden aus und zerstört Vertrauen“, so Falke weiter. Der Streit könnte auch auf die jüngst angelaufenen Gehaltstarifverhandlungen ausstrahlen. Auch da liegen Gewerkschaft und Arbeitgeber nach zwei ergebnislosen Runden weit auseinander.
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