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Orangensaft-Krise verschärft sich: Bald nicht mehr unter zwei Euro pro Liter

Lebensmittel

Die Orangensaft-Krise verschärft sich

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    Bald nicht mehr unter zwei Euro pro Liter zu haben: Orangensaft.
    Bald nicht mehr unter zwei Euro pro Liter zu haben: Orangensaft. Foto: Arno Burgi, dpa

    Dass Orangensaft im Supermarkt in den letzten Monaten deutlich teurer geworden ist, haben zahlreiche Verbraucherinnen und Verbraucher bereits gemerkt. Grund ist eine Knappheit an Orangensaft-Konzentrat aufgrund schlechter Ernten. Fachverbände sprechen bereits von einer "Orangensaft-Krise". Und diese droht sich weiter zu verschärfen. Der kontinuierliche Rückgang der brasilianischen Orangenproduktion in den vergangenen Jahren habe die Lagerbestände inzwischen "auf null" sinken lassen, berichtet der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF). Nun meldet die brasilianische Zitruswirtschaft, dass die Ernte für die Saison 2024/2025 nochmals um rund 25 Prozent unter der letzten Ernte liegen könnte. 

    Das Problem ist, dass Brasilien als weltweit größter Orangensaftproduzent einen Weltmarktanteil von 80 Prozent hat, erklärt Klaus Heitlinger, Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Fruchtsaft-Industrie. "Die Kombination aus einer erneut schlechten Ernte bei gleichbleibend hoher Nachfrage führt zur weiteren Verschärfung am Weltmarkt", sagt er. Üblich sei eine Produktion von sieben Milliarden Litern Orangensaft im Jahr, berichtet der Verband. Bei einem Rückgang von 25 Prozent würden 1,75 Milliarden Liter weniger hergestellt werden. "Dies würde bedeuten, dass pro EU-Bürger etwa vier Liter weniger Orangensaft zur Verfügung stehen", warnt der VdF. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Orangensaft in Deutschland lag 2023 bei 6,8 Litern. 

    Citrus Greening setzt Orangen zu

    "Sowohl der Klimawandel als auch eine Pflanzenkrankheit namens Citrus Greening sind ursächlich für die aktuelle Krise", sagt Heitlinger. Dem Verband zufolge sind die brasilianischen Anbauregionen für Zitrusfrüchte stark von dem Klimaphänomen El Nino betroffen. In Brasilien kam es dabei zeitweise zu großer Trockenheit. "In der aktuellen Saison führte die Kombination aus hohen Temperaturen und einem starken Wassermangel während der entscheidenden Blütezeit zu einer wesentlich geringeren Anzahl von Früchten pro Baum", berichtet der Verband. Das Citrus Greening ist eine Krankheit, die von Bakterien ausgelöst wird und sich weltweit seit Jahren ausbreitet. Die Krankheit könne zum Absterben der Bäume führen und ganze Plantagen vernichten. 

    Fruchtsaft-Liebhaber müssen jetzt abermals damit rechnen, dass sie mehr für Orangensaft zahlen müssen: "Die Verfügbarkeit von Orangensaftkonzentrat bleibt kritisch und wird voraussichtlich zu weiteren Kostensteigerungen führen", sagt Heitlinger. An den Rohstoffbörsen werde Orangensaft derzeit im Vergleich zu Anfang 2022 mit bis zu 150 Prozent Aufpreis gehandelt. Eine Entspannung der Situation sei in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. "Unter zwei Euro pro Liter wird Orangensaft zukünftig kostendeckend nicht mehr angeboten werden können", sagte Heitlinger unserer Redaktion. Die großen Kostensteigerungen könnten von der Fruchtsaftbranche nicht allein getragen werden und müssten an den Lebensmittelhandel und damit an den Endverbraucher weitergegeben werden. 

    Reduzierung des Fruchtgehalts

    Lösungen sind nicht einfach: "Unsere Hersteller werden gegebenenfalls durch Anpassungen im Produktsortiment – das kann zum Beispiel die Reduzierung des Fruchtgehalts sein –, versuchen, den Verbraucherinnen und Verbrauchern günstigere Alternativen zum Orangensaft anbieten zu können", sagt Heitlinger. 

    Der Fruchtsaft-Hersteller Eckes-Granini ist bereits solch einen Weg gegangen: Das Unternehmen hat Orangensaft zu 50 Prozent durch gesüßtes Wasser ersetzt und als Nektar auf den Markt gebracht. Das brachte viel Kritik. 

    Bleiben am Ende nur zwei Wege: Echten Orangensaft teuer bezahlen. Oder auf ganz andere Säfte ausweichen.

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