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Österreich: Was passiert nun mit den Millionen von Marlene Engelhorn?

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Was passiert nun mit den Millionen von Marlene Engelhorn?

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    Engelhorn gibt fast ihr gesamtes Vermögen ab, doch sie verfügt noch über ein Übergangsbudget, das ihr helfen soll, ins Berufsleben zu wechseln.
    Engelhorn gibt fast ihr gesamtes Vermögen ab, doch sie verfügt noch über ein Übergangsbudget, das ihr helfen soll, ins Berufsleben zu wechseln. Foto: Roland Schlager, dpa

    Der Jüngste unter ihnen ist erst 17, der Älteste ist 85 Jahre alt – insgesamt waren es 50 Personen aus Österreich, repräsentativ für die Gesamtbevölkerung und per Stichprobe ausgewählt. Die Auftraggeberin selbst, das betonte sie im Gespräch mit unserer Redaktion, hatte mit der Auswahl der Ratsmitglieder nichts zu tun. Der „Gute Rat für Rückverteilung“, wie das von Marlene Engelhorn initiierte Gremium heißt, tagte sechs Wochenenden lang, zwischen Mitte März und Anfang Juni. Sein Auftrag: Zu entscheiden, an wen das Millionenvermögen von Engelhorn „rückverteilt“ werden solle. 

    Dass es um „Rückverteilung“ und nicht bloß um Verteilung geht, ist Engelhorn besonders wichtig: Schließlich hätte aus ihrer Sicht das rund 25 Millionen Euro schwere Vermögen, das aus dem Verkauf der Boehringer-Mannheim-Gruppe an den Hoffmann-La Roche-Konzern stammt und das Engelhorn steuerfrei geerbt hatte, in dieser Höhe nicht angehäuft werden dürfen. „Besteuert mich endlich“ – mit dieser Aufforderung trat Engelhorn jahrelang in Talkshows auf und gab Interviews, mit dem Projekt des „Guten Rats“ wollte die 23-Jährige schließlich einen symbolischen Akt der demokratischen Gerechtigkeit setzen. 

    77 Organisationen bekommen die rund 25 Millionen Euro

    Am Dienstag präsentierten vier Mitglieder des „Guten Rats“ in Wien ihre Entscheidungen: 77 Organisationen, NGOs und Vereine kommen in den Genuss einer Unterstützung aus Engelhorns Millionenvermögen. Die Schwerpunkte: die Bereiche Ungleichheit und Steuergerechtigkeit, Armuts- und Krankheitsbekämpfung, Inklusion und Bildung, aber auch Umweltschutz und Kampf gegen die Klimakrise. So erhält der Österreichische Naturschutzbund die größte Summe von 1.632.400 Euro, gefolgt von der NGO „neunerhaus“, die Hilfe für obdachlose Menschen bietet. Über eine Million Euro sollen nun auch jeweils die linke Organisation ATTAC Österreich, die sich vor allem für ein gerechteres Steuersystem und gerechtere Vermögensverteilung einsetzt, sowie das gewerkschaftsnahe „Momentum Institut“ erhalten. Letzteres unterstützte Engelhorn bereits in der Vergangenheit. 

    Wohnen, Integration und Bildung, das sind die Punkte, die dem jüngsten Ratsmitglied, dem Schüler Kyrillos Gadalla aus Wien, besonders wichtig sind. Wohnen sei ein Grundrecht, betonte der 17-Jährige. Dementsprechend habe man sich auf die Unterstützung von NGOs wie der Mieter-Interessensgemeinschaft oder der Initiative Gemeinsam Bauen und Wohnen geeinigt. Der Vorarlberger Pensionisten Dietmar Feurstein, 66, betonte den Zusammenhang von Armut und Krankheit, überdurchschnittlich davon betroffen seien Menschen mit Behinderung. Ebenso wichtig sei den Ratsmitgliedern die Unterstützung von Organisationen, die sich dem Schutz von Frauen vor Gewalt widmen. 

    Marlene Engelhorn: "Unendlich dankbar"

    „Unendlich dankbar“ sei sie den 50 Ratsmitgliedern für ihren Einsatz, sagt Marlene Engelhorn. Schließlich habe sich die Arbeit des „Guten Rats“ nicht allein auf die Rückverteilung beschränkt, sondern der Rat habe „vor allem die Frage der Auswirkungen unserer ungleichen Vermögensverteilung in den Blick genommen“. Die Millionenerbin sieht das vorrangige Ziel, das hinter der Rückverteilung ihres Erbes steht, erreicht: Der Rat habe sich „einem demokratischen Prozess" gestellt, und damit die „gesellschaftlichen Debatten über Demokratie und Mitbestimmung, Steuergerechtigkeit und soziale Ungleichheit angetrieben“. So sehen es auch die Vertreter des Rats. Sie fordern von der Politik eine „sinnvolle Kombination von Erbschafts-, Schenkungs- und Vermögenssteuern“. Das Ziel sei schlussendlich, dass die Ungleichheit abnimmt und so auch die Steuern auf Arbeit reduziert werden können. 

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