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Neues Agrarpaket: Bauernpräsident sieht keine Entlastungen für Landwirte

Landwirtschaft

Die Landwirte drohen mit neuen Protesten

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    Im Winter haben zehntausende Landwirte gegen die Kürzung des Agrardiesels protestiert.
    Im Winter haben zehntausende Landwirte gegen die Kürzung des Agrardiesels protestiert. Foto: Alexander Kaya

    Ein halbes Jahr ist seit den großen Bauerndemonstrationen vergangen. Und bald könnten wieder Traktorenkolonnen auf deutschen Straßen rollen. Die wichtigsten Bauernvertreter schließen neue Demos nicht aus. Der deutsche Bauernpräsident Joachim Rukwied droht im Interview mit unserer Redaktion mit Protesten im Vorfeld der Bundestagswahl. „Das Thema Agrardiesel ist nicht vom Tisch“, betont der Bauernpräsident. „Wenn es sein müsste, könnten wir innerhalb weniger Tage wieder auf der Straße stehen.“ Das habe man bereits im Winter bewiesen, nachdem die Ampelkoalition das schrittweise Aus der Agrardieselrückerstattung für die Landwirte angekündigt hatte. Beim Verein „Landwirtschaft verbindet Bayern“ (LSV), der zusammen mit dem Bauernverband die Demonstrationen organisiert hatte, wird man noch deutlicher. „Wir werden im Oktober und November wieder auf die Straße gehen“, sagt der Vorsitzende Claus Hochrein.

    Nach wie vor halten die Bauernvertreter die Streichung des Agrardiesels für inakzeptabel. „Es ist nicht hinnehmbar, dass ein deutscher Landwirt den vollen Steuersatz bezahlen muss, während sein belgischer Kollege mit steuerfreiem Diesel fahren kann“, erklärt Rukwied. Im Gegenzug hatte die Ampelkoalition den empörten Bauern bereits im Winter ein Entlastungspaket zugesichert, das der Bundestag im Juli auf den Weg brachte. Dieses beinhaltet unter anderem steuerliche Erleichterungen bei schwankenden Gewinnen. Die Stellung der Bauern in der Lieferkette soll gestärkt werden. Darüber hinaus wurde den Landwirten ein spürbarer Bürokratieabbau in Aussicht gestellt. Ein Problem, das auch Landwirtschaftsminister Cem Özdemir erkannt hat. Ein durchschnittlicher Landwirt verbringe ein Viertel seiner Zeit am Schreibtisch. „Das muss dringend runter“, hatte der Grünen-Politiker wiederholt betont.

    Bauernpräsident Joachim Rukwied bezeichnet das Entlastungspaket eine „Nullnummer“

    Doch in der Branche ist man mit den konkreten Inhalten des Agrarpakets alles anderes als zufrieden. „Was die Bundesregierung meint, als großen Wurf verkaufen zu können, gleicht bei Weitem nicht das aus, was wir über den Agrardiesel verloren haben und noch verlieren werden“, sagt der LSV-Vorsitzende Hochrein. Bauernpräsident Rukwied wirft der Ampelkoalition Wortbruch bei den im Gegenzug für die Agrardiesel-Kürzung angekündigten Entlastungen vor. „Das ist eine Nullnummer, eine reine Ankündigungspolitik.“ Von einem Bürokratieabbau sei in der Landwirtschaft nichts zu spüren. Statt Entlastungen kämen ständig neue Auflagen auf die Bauern zu – etwa durch strengere Düngeregelungen oder die geplanten Verschärfungen im Tierschutzgesetz. Für Rukwied steht fest: „So kann das nicht weitergehen.“

    Im Januar hatten bundesweit zehntausende Bauern ihrem Ärger Luft gemacht. Über Wochen wurden wiederholt Straßen, Kreisverkehre und Autobahnauffahrten blockiert, um gegen das Ende der Agrardiesel-Subventionen und die Agrarpolitik der Ampelregierung zu demonstrieren. Handwerker, Spediteure und andere Berufsgruppen schlossen sich den Protesten an. Bauernpräsident Rukwied sieht nach wie vor einen großen Rückhalt für die Bauernproteste in der Bevölkerung. Obwohl die Regierung die Agrardiesel-Streichung nicht zurückgenommen hat, ist der 62-Jährige überzeugt, dass die Proteste sich gelohnt haben: „Wir haben über die Landwirtschaft hinaus ein wichtiges Signal gesendet und die Republik wachgerüttelt“, betont Rukwied im Interview mit unserer Redaktion. „Man muss wieder die Wirtschaft und Zukunftsperspektiven in den Fokus rücken und endlich Bürokratie abbauen.“

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    4 Kommentare
    Klaus Huber

    Die gesamte deutsche und europäische Bürokratie nimmt in einem Masse zu, dass es nicht mehr erträglich ist. Schon mal von European Deforestation Regulation Verordnung (EU) 2023/1115 gehört? Oder CSBF (ControllingsSystemBundesFernstrassenbau)? und es wird immer noch wilder .....

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    Richard Merk

    Was haben sie konkret gegen European Deforestation Regulation Verordnung (EU) 2023/1115 und CSBF? Ohne Regeln wird es mit der Gerechtigkeit für Alle nicht funktionieren. Es ist zwar verständlich, dass ohne Regeln mehr Profit gemacht werden kann aber irgendjemand bezahlt dafür und das ist meist der gewöhnliche Bürger. Im Übrigen haben die Bauern im Durschnitt in den letzten 2 Jahren erheblich mehr verdient als die Jahre zuvor. Niedriglöhner können leider längst nicht mehr mithalten.

    Franz Xanter

    Genau hier liegt eines der Hauptprobleme: Bürokratie, ausufernd, überladen, einfach unsinnig. Aber, Moment mal! Unsere Politiker haben doch versprochen, dass dies wenig und weniger geben soll? Ach so, Entschuldigung, das Jahr fehlt! Nichts als politisches sinnloses leeres Gerede und in der Praxis passiert nichts! Auch nicht richtig! Es wird mehr verordnet! Spiegelt dies nicht ein hervorragendes Bild von der Zuverlässigkeit unserer "gewählten Volksvertreter" wieder?

    Anja Huber

    Die Hunderttausende Bürger die keine Subventionen von der EU bekommen sollten dann auch demonstrieren. Einerseits gegen die Willkür der Landwirtschaft Pendler und duzende unbescholtene Bürger reinzuziehen. Andererseits, dass sie keine 116000€ pro Jahr direkt auf der EU (Pro Landwirtschaftlicher Betrieb!) überwiesen bekommen Ich hoffe dieses Mal steht das Volk dann auf gegen die Landwirte

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