Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Neue Chefin: Bettina Orlopp übernimmt die Commerzbank

Übernahme-Poker

Jetzt übernimmt Bettina Orlopp die Commerzbank

    • |
    • |
    Bettina Orlopp, rückt auf den Chefsessel der Commerzbank auf.
    Bettina Orlopp, rückt auf den Chefsessel der Commerzbank auf. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Eingewöhnungszeit bekommt sie nicht, das weiß Bettina Orlopp bereits jetzt. Seit klar ist, dass die gebürtige Solingerin am 1. Oktober Manfred Knof an der Spitze der Commerzbank ablöst, wird jedes ihrer Worte auf die Goldwaage gelegt. Die promovierte Betriebswirtin übernimmt das Kreditinstitut mit der bewegten Geschichte in einer erneut turbulenten Zeit.

    Während die Deutsche Bank zuvor bereits dankend abgewunken hat, hält die italienische Großbank Unicredit die inzwischen grundsanierte Mittelstandsbank für ein attraktives Übernahmeziel. Die Bundesregierung ist vom Appetit des Mutterkonzerns der einstmals stolzen Hypovereinsbank ganz offensichtlich kalt erwischt worden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach gar von einer „unfreundlichen Attacke“ und will nun erst einmal keine Aktien der Commerzbank mehr verkaufen. In eine Abwehrschlacht in der Privatbankenbranche will sich die Bundesregierung aber auch nicht hineinziehen lassen. So bleibt erst einmal offen, wie die Sache ausgeht.

    Neue Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp achtet streng auf Kostendisziplin

    Dass die Commerzbank nach ihrer Beinahepleite in den Jahren 2008/09 heute überhaupt wieder Geld verdient, hat sie auch der 54-jährigen Orlopp zu verdanken. Sie heuerte nach 19 Jahren bei der Unternehmensberatung McKinsey im Jahr 2014 bei der Commerzbank an und verantwortet seit 2017 im Vorstand den Bereich Finanzen.

    Orlopp steht für einen strikten Sparkurs und eine Steigerung der Profitabilität. Mit dieser Strategie ist die Bank erfolgreich. Im Geschäftsjahr 2023 hat die Commerzbank ihren Konzerngewinn um mehr als 50 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gesteigert. Es war das beste Ergebnis seit 15 Jahren und ein Signal an die Märkte, dass der Sanierungskurs Früchte getragen hat.

    Um diese Früchte ihrer Arbeit nun auch selbst zu ernten, wird Orlopp eine gute Geschichte für die Kapitalmärkte brauchen, um den Aktionären eine Alternative zur Fusion mit der schlagkräftigen Konkurrenz aus Italien bieten zu können. Die verheiratete, 54-jährige Mutter zweier Kinder selbst zeigt sich entschlossen, den Job im Frankfurter Konzernhochhaus länger zu behalten. „Ich freue mich auf diese herausfordernde Aufgabe, die ich mit Respekt, aber auch mit großem Selbstvertrauen und einem hervorragenden Vorstandsteam an meiner Seite antrete“, kommentierte Orlopp ihre Berufung als wohl erste Frau an die Spitze einer deutschen Privatbank.

    Der Kapitalmarkt will eine alternative Wachstumsstory hören

    Vor einem ersten Treffen mit Vertretern der Unicredit am vergangenen Freitag hatte der Commerzbankvorstand seinen Plan für eine weiterhin eigenständige Entwicklung präsentiert. Der Dreiklang lautet: profitables Wachstum, strikte Kostendisziplin und Kundenorientierung. Bleibt die Commerzbank eigenständig, soll es für die Aktionäre künftig wieder saftige Dividenden geben, verspricht das Gremium. „Trotz konservativer Planung erwarten wir, dass wir schneller unsere Kapitalkosten verdienen und noch mehr Kapital an unsere Aktionäre zurückgeben können. So schaffen wir, wie in den zurückliegenden Jahren, auch in Zukunft zuverlässig Wert für alle unsere Aktionäre“, lässt sich Orlopp zitieren.

    Ein weiterer Erzählstrang in Orlopps Geschichte über die Bedeutung der Eigenständigkeit der Commerzbank, ist deren Rolle als Finanzierer des Mittelstands. Das betonen in interessanter Einigkeit auch Kanzler Scholz und Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU). Allein: Auch Genossenschaftsbanken und Sparkassen halten sich ihre besonders engen Beziehungen zu dieser Unternehmensgruppe zugute. Eine Kreditklemme erwarten Bankenbeobachter auch nach der möglichen Übernahme durch die Unicredit nicht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden