Das Jahr 2024 war global betrachtet das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Durchschnittstemperatur lag erstmals 1,5 Grad über dem Durchschnitt der vorindustriellen Zeit. Und das vergangene Jahr war kein Ausreißer: Zum elften Mal in Folge wurde der jährliche Rekordwert übertroffen. Der Klimawandel ist längst nicht mehr wegzudiskutieren.
Parallel zum Anstieg der Durchschnittstemperaturen werden die Folgen von Wetterkatastrophen immer dramatischer. Der weltgrößte Rückversicherungskonzern Munich Re kommt in seiner am Donnerstag vorgelegten Naturkatastrophen-Bilanz auf eine Summe von 140 Milliarden Dollar (136 Mrd. Euro) Schäden, die weltweit von der Versicherungswirtschaft übernommen werden müssen. Seit 1980 waren bisher nur zwei Jahre teurer für die Branche. Die tatsächliche Schadenssumme in 2024 war aber mit 320 Milliarden Dollar (311 Mrd. EUR) noch deutlich höher.
Hurrikan Helene war die teuerste Naturkatastrophe 2024
Den größten Schaden hinterließ im vergangenen Jahr mit 56 Milliarden Euro der Hurrikan Helene. Für 16 Milliarden Dollar mussten die Versicherer aufkommen. Über 200 Menschen kamen durch die Naturkatastrophe ums Leben. Verheerend für die Schadenssumme waren vor allem die im Zuge des Wirbelsturms von Starkregen und Sturzfluten ausgelösten Überschwemmungen in den Bundesstaaten Georgia und North Carolina, so Munich Re.
Noch teurer für die Versicherer war der Hurrikan Milton zwei Wochen später. Er zog eine Spur der Verwüstung quer durch Florida und verursachte versicherte Schäden von 25 Milliarden Dollar bei einer Gesamtschadenssumme von 38 Milliarden Dollar. Im weltweiten Vergleich waren die Schäden durch Naturkatastrophen 2024 in Nordamerika am höchsten. Aber auch in Europa starben hunderte Menschen, Milliardenwerte wurden zerstört.
Am schlimmsten traf es die Region um die spanische Provinzhauptstadt Valencia. Bei extremen Überschwemmungen starben Ende Oktober über 200 Menschen, der Gesamtschaden belief sich auf beinahe elf Milliarden Euro, nur gut vier Milliarden waren versichert. Es regnete dort an einem Tag so viel wie sonst in einem Jahr (etwa 500 Liter pro Quadratmeter).
Mit den höheren Temperaturen gelangt mehr Energie in die Atmosphäre
Auffällig in der Katastrophenbilanz der Versicherer ist: Wetterkatastrophen verursachten 93 Prozent der Gesamtschäden und 97 Prozent der versicherten Schäden des Jahres 2024. Schuld daran ist laut Munich Re unzweifelhaft der Klimawandel. Schwere Gewitter und Starkniederschläge kommen in vielen Regionen häufiger vor und fallen extremer aus. Auch der Anteil extremer Wirbelstürme wächst.
Munich Re-Chef-Klimatologe Tobias Grimm wird in dem Bericht der Rückversicherung deutlich: „Die Physik ist eindeutig: Je höher die Temperatur, umso mehr Wasserdampf und damit Energie gelangt in die Atmosphäre. Die Wettermaschine schaltet so einen Gang höher. Den Preis für schlimmere Wetterextreme zahlen alle, aber besonders die Menschen in kaum versicherten Ländern und mit weniger öffentlicher Finanzkraft für einen raschen Wiederaufbau.“
Wie gefährlich und teuer Naturkatastrophen sind, haben auch die Hochwasser-Ereignisse in Deutschland im vergangenen Jahr erinnert. Im Saarland und in Rheinland-Pfalz entstanden über Pfingsten versicherte Schäden in Höhe von rund 200 Millionen Euro. Für das Rekord-Hochwasser im Juni in Bayern und Baden-Württemberg mussten allein die Versicherer rund zwei Milliarden Euro bezahlen, erklärt der Gesamtverband der Versicherer. Doch für viele Schäden musste der Freistaat einspringen und manches mussten Betroffene selbst tragen.
Für Versicherer ist das klar, weil man mit dem Stichwort "Klimawandel" an den Beiträgen schrauben kann. Dass aber selbst ohne Klimawandel die Schadenssummen steigen, wird bestenfalls im Kleingedruckten genannt. Warum: Weil der Mensch sich immer weiter ausbreitet und die Sachwerte generell steigen, steigen auch die Schadenssummen. Ein analoges Extremereignis vor 100 Jahren hat heute einen größeren Impact. In einer LfU Publikation zu historischen Hochwasserereignissen steht, dass gefährdete Gebiete in der Vergangenheit erst gar nicht besiedelt wurden, während die im 20. Jahrhundert bebauten flussnahen Flächen hochgefährdet sind. Normiert man die Schadenssummen mit Inflation/Wirtschaftsleistung zeigt sich bei vielen Extremereignissen (bisher) kein zunehmender Trend. Klimawandel ist am sichtbarsten bei der Temperatur und den damit verbundenen Prozessen (Phänologie, Gletscher usw.), deutlich weniger bei Extremniederschlägen bis kaum oder gar nicht bei Sturmentwicklungen.
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