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Nachruf: König der Salzstangen: Lorenz Bahlsen ist tot

Nachruf

König der Salzstangen: Lorenz Bahlsen ist tot

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    Lorenz Bahlsen war der Enkel des Firmengründers. Nun ist er mit 75 Jahren gestorben.
    Lorenz Bahlsen war der Enkel des Firmengründers. Nun ist er mit 75 Jahren gestorben. Foto: Lorenz Snack-World Holding GmbH, dpa

    Sein Name steht gleich in doppelter Hinsicht für eine der großen deutschen Unternehmerdynastien. Lorenz Bahlsen, Enkel des Firmengründers, prägte das Keks- und Chips-Imperium jahrzehntelang und erlebte mit, wie der Familienbetrieb im Streit zerbrach – in einen salzigen und einen süßen Teil, Lorenz und Bahlsen. Ende Oktober ist er mit 75 Jahren gestorben, wie der Konzern nun mitteilte, doch die Familiensaga geht weiter. 

    Mit dem Leibniz-Keks beginnt die Bahlsen-Story

    Die Geschichte nimmt ihren Anfang im Jahr 1889, als Herrmann Bahlsen, Sohn einer Tuchhändler- und Goldschmiedefamilie, seine eigene Firma gründet. Die Hannoversche Cakesfabrik H. Bahlsen wird später eines der bekanntesten deutschen Unternehmen. Zu verdanken hat sie ihren Erfolg vor allem einer Idee des Firmengründers. Er kreiert einen Butterkeks in unverwechselbarem Format ("nur echt mit 52 Zähnen"), den er nach dem Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz benennt. 

    Der Leibniz-Keks wird als eines der ersten Produkte im wahrsten Sinne des Wortes am Fließband hergestellt, bekommt eine patentierte Verpackung und wird schon bald zu einem Lieblingsgebäck der Deutschen. Sohn Klaus Bahlsen erweitert 1935 das Sortiment auf herzhafte Art: Die "Salzletten" werden zur ersten Salzstangen-Marke auf dem deutschen Markt.

    Bald kommt zu süß auch salzig – doch dann folgt der Bruch

    Enkel Lorenz Bahlsen tritt 1974 in das Unternehmen ein und wird wenige Jahre später persönlich haftender Gesellschafter. Von 1987 bis 1992 steht er als Vorsitzender der Geschäftsführung an der Spitze. Bahlsen steht nun längst nicht mehr nur für Kekse und Salzletten, sondern für Knabbereien aller Art. Ende der 90er stürzt allerdings ein Familienstreit den Betrieb in schwere atmosphärische Turbulenzen. 

    Die Firmengruppe zerbricht und der technikbegeisterte Lorenz Bahlsen geht seine eigenen Wege. Aus der salzigen Sparte gründet er 110 Jahre nach seinem Großvater ein neues Unternehmen, dem er dann auch seinen Namen gibt: Lorenz. Der Neuanfang gelingt. Der Chef wird für die Belegschaft eine Art Vaterfigur, expandiert und stellt die traditionsreiche Marke internationaler auf.

    Inzwischen beschäftigt der Hersteller von Kartoffelchips, Nüssen, Salzstangen und Erdnusslocken rund 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch beim Umsatz hat der salzige Familienzweig der Bahlsens mit 564 Millionen Euro im Jahr 2021 den süßen mit 528 Millionen Euro hinter sich gelassen. "Unter seiner Führung etablierte sich die Lorenz Gruppe als bedeutender Akteur auf dem internationalen Markt für Snackprodukte", schreibt das Unternehmen zum Tod seines Gründers, der zeitlebens die Öffentlichkeit eher scheute.

    Moritz Bahlsen führt den Betrieb in vierter Generation

    2019 hatte Lorenz Bahlsen die Unternehmensleitung nach 45 Jahren in verschiedenen Spitzenfunktionen an die vierte Generation der Dynastie abgegeben. "Ich bin unglaublich stolz, dass mein Sohn Moritz nun all dies weiterführt", sagte er damals. Doch die Zeiten haben sich geändert, zwar lebt eine Marke wie Lorenz noch immer von Klassikern wie den Salzstangen, muss aber in immer kürzeren Abständen neue Produkte in die Regale bringen, um sich zu behaupten. 

    Moritz, eines der fünf Kinder von Lorenz Bahlsen, führt bis heute die Geschäfte und will den Betrieb als unabhängiges Familienunternehmen in dem hart umkämpften Snack-Markt erhalten. Über seinen Vater sagt er: "Seine unternehmerischen Werte und Prinzipien von Verantwortung, Menschlichkeit, Zusammenhalt und gegenseitigem Respekt werden auch weiterhin die Unternehmenskultur prägen. Sein Mut, sein Ideenreichtum und Scharfsinn, sein Humor und sein Rat werden uns sehr fehlen." 

    Zumindest die salzige Sparte der Bahlsens scheint ihren Frieden gefunden zu haben. Der süße Zweig des einstigen Imperiums machte in den vergangenen Jahren teils unrühmliche Schlagzeilen – unter anderem im Umgang mit Verstrickungen des Unternehmens in der Zeit des Nationalsozialismus. 

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