Die Brause riecht für die meisten nach Gummibärchen, ist beliebt bei Fernfahrern, Schichtarbeiterinnen und sicher noch mehr bei jungen Leuten, die gerne Party machen. Wer sie nicht mag, dem dürfte sich zumindest der Spruch "Red Bull verleiht Flüüügel" eingebrannt haben. Im Sport kommt an Red Bull kaum jemand vorbei. Das Unternehmen ist ein Förderer im Fußball, der Formel Eins und zahlreichen Extremsportarten. Hinter diesem Imperium stand vor allem ein Mann: Der Österreicher Dietrich Mateschitz, der auch im Alter so auftrat, wie es wohl zu seinem Getränk passt: sportlich, mit Dreitagebart, in Jeans, Hemd, gerne mit Lederjacke. Damit ist Dietrich Mateschitz der Aufstieg zu einem der reichsten Menschen der Welt gelungen.
Dietrich Mateschitz mit 78 Jahren gestorben
Dietrich Mateschitz, den viele "Didi" nannten, ist als Sohn einer Lehrerin und eines Lehrers 1944 in Sankt Marein im Mürztal geboren worden. Er studiert zuerst Architektur, bricht das Studium aber ab und wendet sich dann der Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Welthandel in Wien zu. Nach der Studienzeit arbeitet Mateschitz zuerst für Jacobs Kaffee, später für den Zahnpastahersteller Blendax. Zuständig für Marketing, steigt er im Management an einflussreiche Positionen auf. Der entscheidende Moment kommt in den 80er Jahren. Ein "Aha-Moment" soll für Mateschitz die Erkenntnis gewesen sein, dass der reichste Mann Japans kein Autohersteller oder ähnliches war, sondern ein Getränkehersteller. Auf Dienstreise in Asien lernt er die angeblich stimulierende Wirkung des Getränks Krating Daeng kennen, übersetzt "Roter Bulle". Mateschitz sichert sich eine Lizenz und gründet zusammen mit einer thailändischen Familie "Red Bull", um das Getränk in Europa auf den Markt zu bringen. Er überlässt nichts dem Zufall, deutet die Firmenhistorie an: "Fast drei Jahre lang, von 1984 bis 1987, arbeitet Dietrich Mateschitz an der Formel für Red Bull, der Positionierung der Marke, der Verpackung und dem Marketingkonzept." Erst am 1. April 1987 kommt Red Bull dann in Österreich auf den Markt. Der Siegeszug der Energydrinks beginnt.
Mateschitz war eine großer Förderer des Sports
Nicht in allen Ländern wird das koffein- und taurinhaltige Getränk sofort zugelassen. In Deutschland ist es erst 1994 soweit. Red Bull ist damals aber bereits Kult, der Ruf eilt der Dose voraus. Mateschitz investiert bewusst viel Geld in das Marketing, der Sport hilft ihm dabei. Im Jahr 2005 übernimmt das Unternehmen den Fußballklub SV Austria Salzburg zu 100 Prozent. Schwups, wird dieser in FC Red Bull Salzburg umbenannt. Im selben Jahr startet das Unternehmen in der Formel Eins. Wurde das Team anfangs noch belächelt, wird Fahrer Sebastian Vettel 2010, 2011, 2012 und 2013 bald viermal in Folge Weltmeister. Im Jahr 2009 dann der Sprung in den deutschen Fußball: Red Bull macht als Sponsor RB Leipzig stark, die Bundesliga wird bald spannender, das Engagement befeuert aber auch die Kritik an der zunehmenden Kommerzialisierung des Fußballs. Ein Höhepunkt der Aufmerksamkeit für Red Bull ist es, als am 14. Oktober 2012 Felix Baumgartner aus 39 Kilometern Höhe, vom Rande des Weltraums aus einer Kapsel mit dem Fallschirm zurück zur Erde springt. Mateschitz baut auch ein Medienimperium auf, das sein Getränk und den Extremsport bekannter macht. Dazu gehört die Plattform Red Bull TV, der Sender Servus TV und die Produktionsfirma Terra Mater.
Red Bull hat heute nach eigenen Angaben rund 13.600 Beschäftigte und verkaufte im Jahr 2021 rund zehn Milliarden Dosen der Brause, von der der Gründer einem Bericht der österreichischen "Kleinen Zeitung" zufolge angeblich zehn bis zwölf Dosen am Tag getrunken haben soll. Mateschitz' Vermögen schätzte das US-Magazin Forbes zuletzt auf 27,4 Milliarden US-Dollar, damit kam er auf Rang 51 der hundert reichsten Menschen der Welt.
Der Hangar 7 und die Leidenschaft für Flugzeuge
Mateschitz selbst teilte die Leidenschaft für das Fliegen. Der "Red Bull Hangar 7" am Flughafen in Salzburg bietet Spitzenküche, beherbergt aber vor allem eine Sammlung an Flugzeugen für Enthusiasten. Darunter sind historische Modelle, Hubschrauber und Alpha Jets, die früher für die deutsche Luftwaffe im Einsatz waren. Die Leidenschaft für Architektur hat den Österreicher nicht verlassen: Stück für Stück kauft er in seiner Heimat Schlösser, Höfe, Villen und lässt sie sanieren. Soziales Engagement gehört für ihn ebenfalls dazu: Mateschitz ist Mitgründer der Stiftung "Wings for Life", die sich für die Forschung zur Heilung von Rückenmarkverletzungen einsetzt.
Bei all dem war Mateschitz nicht unumstritten, zu einem fairen Bild gehört dies dazu. Mehrmals verunglücken von Red Bull geförderte Extremsportler tödlich. Zum Beispiel 2017 der Basejumper Waleri Rosow, 52, als er sich im Himalaya mit seinem Fallschirm aus großer Höhe in die Tiefe stürzt. Öffentlich äußerte sich Dietrich Mateschitz selten, galt als zurückhaltend. Doch ausgerechnet in einem seiner raren Interviews mit der "Kleinen Zeitung" fiel er mitten in der Flüchtlingskrise mit populistischen Äußerungen auf. "Ich bin kein Wutbürger, ich nenne die Dinge beim Namen", sagt er und kritisierte das "unverzeihliche Ausmaß der politischen Fehleinschätzungen bei der Nichtbewältigung der Flüchtlingskrise". Sein Sender Servus TV stand später in der Kritik, Verschwörungstheoretikern und Wutbürgerinnen eine Plattform zu bieten. Als die Beschäftigten 2016 einen Betriebsrat gründen wollten, drohte Mateschitz mit der Schließung des Senders. Das Vorhaben hatte sich schnell erledigt.
Österreichs Kanzler Nehammer: "Er wird für immer in Erinnerung bleiben"
Ein außergewöhnlicher Unternehmer bleibt Dietrich Mateschitz ohne Zweifel. "Er wird uns als einer der wichtigsten und prägendsten österreichischen Unternehmer für immer in Erinnerung bleiben", schrieb Bundeskanzler Karl Nehammer. Er habe geschafft, "wovon andere nicht gedacht hätten, dass es möglich ist - egal in welcher Hinsicht", sagte Formel-1-Legende Sebastian Vettel. "Jetzt ist es ein großer Schock für alle, die ihn auf diesem Weg begleitet haben."
Dietrich Mateschitz war mehreren Berichten zufolge schwer an Krebs erkrankt. Am Samstag ist er im Alter von 78 Jahren gestorben. Er hinterlässt seine Lebensgefährtin, mit der er lange Jahre in Salzburg zusammengelebt hat. Ob sein Sohn Mark aus einer Beziehung das Unternehmen fortführt, gilt als denkbar, war am Sonntagnachmittag aber offen.