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Biofach: Die Biobranche sucht nach Wegen in die Zukunft

Biofach

Die Biobranche sucht nach Wegen in die Zukunft

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    Die Biobranche muss noch stark wachsen, um ihre Ziele zu erreichen.
    Die Biobranche muss noch stark wachsen, um ihre Ziele zu erreichen. Foto: Daniel Karmann, dpa

    So hätte es weitergehen können. Fast 16 Milliarden Euro gaben die Deutschen im Jahr 2021 für Biolebensmittel und -getränke aus. Das waren noch einmal 5,8 Prozent mehr als im Rekordjahr 2020, als die Menschen in Deutschland viele Wochen im Lockdown hauptsächlich zu Hause saßen und sich zumindest beim Kochen und Essen etwas gönnten, wenn schon die meisten anderen Möglichkeiten zum Konsum stark eingeschränkt waren. So geht es aus den jüngsten Zahlen des Branchenreports 2022 des Bundes ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) hervor.

    Zur Aufbruchstimmung in der Branche hat dann mit Sicherheit auch beigetragen, dass die Grünen in der Ampelkoalition nicht nur Regierungsverantwortung übernommen haben, sondern mit Cem Özdemir auch den Landwirtschaftsminister stellen. Auf 30 Prozent Ökolandbau erhöhte die Regierung sogleich die eigenen Ziele für die Branche. Nun ist Corona zwar längst nicht Geschichte, sorgt aber zumindest im Alltag nicht mehr für große Einschränkungen. Trotzdem ist die Stimmung auf der internationalen Leitmesse Biofach, die noch bis Freitag in Nürnberg stattfindet, dieses Jahr eher gedämpft.

    Die Menschen achten beim Einkaufen wieder mehr aufs Geld

    Schuld daran ist in erster Linie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und seine Folgen. Dazu gehört zuallererst die massive Teuerung, die alle Wirtschaftsbereiche erfasst hat. Zwar sagte BÖLW-Chefin Tina Andres am Dienstag bei der Eröffnung der Messe am Dienstag: „Bio ist ein Anker im Handel, die Umsätze hier gehen weniger stark zurück als bei konventionellen Produkten.“ Dennoch bleibt der Befund, dass viele Menschen beim Einkaufen wieder mehr auf das Geld achten.

    Das ist auch für konventionelle Betriebe ein Problem, die zusätzlich vor großen Herausforderungen durch die massive Verteuerung von Kunstdünger und synthetischen Pflanzenschutzmitteln stehen, die in der Biolandwirtschaft verboten sind. Allerdings will die Biobranche in den kommenden Jahren massiv wachsen und muss dazu Landwirtinnen und Landwirte davon überzeugen, dass sich der langwierige Umstellungsprozess für sie am Ende auch lohnt. Die aktuelle Verunsicherung hilft dabei nicht.

    Die EU-Kommission will mehr Forschung für Bio-Landwirtschaft

    Die Politik steht hinter der Biolandwirtschaft. Doch sind die Ziele auch realistisch? Die aktuelle Kaufzurückhaltung setzt ein großes Fragezeichen hinter die Pläne, auch wenn in Nürnberg sehr oft betont wird, dass es bei der Förderung der Biolandwirtschaft um viel mehr als nur Landwirtschaft gehe. Janusz Wojciechowski, EU-Kommissar für

    Seinen Ärger über diese Entscheidung gab Cem Özdemir dem EU-Agrarkommissar dann noch persönlich mit auf den Weg. Klimakrise und Artensterben machten wegen des Kriegs in der Ukraine keine Pause. Daher sei für ihn klar: „Eine Maßnahme zur Verbesserung der einen Krise kann und darf andere

    Bayern will 50 Prozent Bio in öffentlichen Kantinen

    Doch trotz des Ärgers über Brüssel muss Deutschland nun erst einmal seine eigenen Ziele erreichen. Im vergangenen Jahr betrug der Anteil der Bioflächen in Deutschland erst 10,8 Prozent. Bayern liegt mit mehr als 13 Prozent etwas darüber. Aber auch hier appelliert Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) nun an die Verbraucher: „Lebensmittel werden nicht fürs Schaufenster oder fürs Museum produziert, sondern müssen von Kunden gekauft werden“, wird Kaniber in einer Mitteilung zitiert, die ihr Haus zur „Biofach“ versendet hat. Kaniber will das bayerische Ökosiegel nun noch offensiver bewerben und öffentliche Kantinen zu einer Ökoquote von 50 Prozent bei den eingesetzten Produkten verpflichten.

    Wie groß die Aufgabe ist, verdeutlichen aber am besten zwei Zahlen. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre seien jährlich rund 120.000 Hektar Fläche umgestellt worden, sagte Hiltrud Nieberg, Leiterin des Instituts für Betriebswirtschaft am Thünen-Institut, der größten Agrarforschungseinrichtung des Bundes. Um die deutschen Bioziele noch zu erreichen, seien nun 370.000 Hektar pro Jahr nötig.

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