Am Tag nach dem großen Warnstreik der Gewerkschaft Verdi und der Eisenbahngewerkschaft EVG ist der Verkehr auf der Schiene, zu Wasser und in der Luft in Deutschland wieder angelaufen. "Im Fernverkehr fallen in den Morgenstunden lediglich noch einzelne, wenige Fahrten aus", teilte ein Sprecher der Deutschen Bahn der Deutschen Presse-Agentur mit. Für Fahrgäste seien diese ersichtlich. Der Regional- und S-Bahn-Verkehr laufe ohne streikbedingte Ausfälle.
Nach Streik am Montag: An Flughäfen kann es zu Verzögerungen kommen
Auch an Flughäfen kann es am Dienstag noch zu längeren Wartezeiten kommen, sagte der Sprecher des größten deutschen Flughafens in Frankfurt. Passagiere sollten sich auf eventuelle Verzögerungen im Betriebsablauf einstellen, frühzeitig den Status ihres Fluges checken und genug Zeit einplanen. Am Frankfurter Flughafen finden seit 5 Uhr wieder Starts und Landungen statt.
Der Münchner Flughafen rechnet am Tag nach dem Warnstreik mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen. Viele Passagiere hätten ihre Flüge umgebucht, sagte ein Sprecher des Airports. Die Airlines setzen deshalb am Dienstag auf größere Flugzeuge. Der Sprecher erwartete dennoch "wieder ganz normalen Flugverkehr". Anders als bei einem ungeplanten Ereignis wie einer sehr ungünstigen Wetterlage seien nach dem Warnstreik so gut wie alle Crews und Flugzeuge bereits da, wo sie sein sollten. Für Dienstag sind demnach etwa 770 Starts und Landungen geplant. Es gebe rund 35 Annullierungen, weil Flugzeuge etwa nicht an der vorgesehen Stelle seien.
Keine Streiks im Bahnverkehr bis und während Ostern
Nach dem großen Warnstreik gibt es eine kleine gute Nachricht für alle, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind. Die EVG will bis und während Ostern keine Warnstreiks im Bahnverkehr mehr ausrufen. "Da wir nicht die Reisenden bestreiken wollen, sondern die Arbeitgeber, können wir mitteilen, dass wir über Ostern nicht verhandeln werden und damit auch nicht streiken", teilte EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch am Montag derDeutschen Presse-Agentur mit.
Verdi äußerte sich nicht so eindeutig. Doch auch dort ließen die Verantwortlichen durchklingen, dass bis und über Ostern bislang nichts geplant ist. "Wenn das mit den Verhandlungen überhaupt nicht funktioniert, können wir uns das noch mal vorstellen", sagte eine Bezirkssprecherin in Berlin. "Vor Ostern ist allerdings nicht realistisch."
Wie geht es nach dem großen Streik am Montag weiter?
Die Gewerkschaften erhöhten mit dem Warnstreik am Montag den Druck auf die Arbeitgeber in ihren jeweiligen Tarifverhandlungen. Im öffentlichen Dienst läuft seit Montag die dritte Verhandlungsrunde von Verdi und dem Beamtenbund mit Bund und Kommunen. Angesichts der verhärteten Fronten war unklar, ob bei der auf drei Tage angesetzten Runde ein Durchbruch gelingt. Der Chef des Beamtenbundes, Ulrich Silberbach, brachte ein Scheitern ins Spiel. Für den Fall, dass die Arbeitgeber ihr Angebot nicht deutlich nachbesserten, sagte er: "Wir würden dann wahrscheinlich in die Schlichtung gehen. Sollte die wiederum zu keinem Ergebnis führen, dann wird es mal wieder sehr dunkel in Deutschland. Dann werden wir in einen flächendeckenden, unbefristeten Arbeitskampf einsteigen müssen."
Die EVG verhandelt mit der Bahn und 50 weiteren Eisenbahn-Unternehmen über mehr Geld für etwa 230.000 Beschäftigte. Nachdem die erste Verhandlungsrunde in der vergangenen Woche zu Ende gegangen war, soll die zweite am Mittwoch beginnen. Dann wird wieder nach und nach mit sämtlichen Bahn-Unternehmen verhandelt. Die Gespräche mit der Deutschen Bahn als größtem Arbeitgeber sind in diesem Rahmen für Ende April angesetzt. Auch hier liegen die Vorstellungen weit auseinander. (mit dpa)