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Müller Milch: Was reizt Theo Müller an der AfD?

Müller Milch

Was reizt Theo Müller an der AfD?

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    Theo Müller ist einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer. Er tauscht sich regelmäßig mit der AfD-Politikerin Alice Weidel aus.
    Theo Müller ist einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer. Er tauscht sich regelmäßig mit der AfD-Politikerin Alice Weidel aus. Foto: Arno Burgi, dpa

    Der französische Mittelmeerort Cannes ist ein gefährliches Pflaster für Prominente. Nicht nur zuzeiten des Filmfestivals sind dort leistungsfähige Paparazzi stationiert, die entlang der Promenade de la Croisette zuverlässig beobachten, ob sich vor Hotels oder in Restaurants bekannte Persönlichkeiten zu nachlässig getarnt haben und sich – wie das zynisch im Jargon der Bilderjäger heißt – "abschießen" lassen. Wer nicht entdeckt werden will, sollte den schönen Rivieraflecken meiden und sich besser ein Stück landeinwärts Richtung Seealpen-Ausläufer zu einem Treffen einfinden. 

    Doch der schwäbische Molkerei-Baron und Milliardär Theo Müller, der aus einem Betrieb mit vier Leuten von Aretsried aus ein internationales Milch- und Fischfeinkost-Imperium mit mehr als 32.000 Beschäftigten geformt hat, ist bisher nicht als sonderlich ängstlicher Zeitgenosse aufgefallen. So hat er sich an einem schönen Oktobertag in Cannes mit Strohhut und Sonnenbrille – alles andere als perfekt getarnt – mit mehreren Menschen zum Essen bei einer standesgemäßen Adresse verabredet – und dies bei Poloshirt-Wetter auf einer Terrasse. Allein das hätte Fotografen nicht angezogen, reizvoll wurde der Müller-Ausflug erst durch eine Mitesserin und -trinkerin vom rechten politischen Rand in Deutschland.

    Theo Müller trifft Alice Weidel

    Demnach speiste der Milch-Patriarch mit Alice Weidel, Bundessprecherin der AfD und im Bundestag Fraktionsvorsitzende der Partei, deren Landesverbände in Sachsen-Anhalt und Thüringen laut Verfassungsschutz als "erwiesen rechtsextremistisch" eingestuft werden. Da ist es für eine Spitzenpolitikerin aus dem immer stärker werdenden Politverein ratsam, wie Müller zum Strohhut zu greifen. Nach Darstellung derBild-Zeitung, die in den Genuss entsprechender Fotos des wirtschaftspolitischen Spitzentreffens kam, ließ Weidel ausrichten, die Strohhütte habe "jemand dabeigehabt". 

    Weidel ließ offen, ob die Bild-Informationen zutreffen, dass sie in einem dunkelgrünen Bentley einer Unternehmerin in Cannes zum Treffen mit dem bayerischen Schwaben vorgefahren sei. Immerhin teilte die AfD-Spitzenkraft, die Volks- wie Betriebswirtschaft studiert hat, Bild mit, sie habe in Cannes weder eine Jacht gechartert noch betreten. Die 44-Jährige räumte nach Angaben der Zeitung indes ein, mit Müller "schon seit vielen Jahren gut bekannt zu sein". Ein Spender sei er aber nicht. Über die außerordentliche Begegnung wuchs in den folgenden Wochen Gras, zumal sich Müller, wie er das traditionell handhabt, nicht zum Strohhut-Event äußerte. Die auftauchende und sich an dem Werbespruch des Konzerns orientierende Frage "Alles AfD, oder was?" blieb unbeantwortet.

    Treffen mit AfD-Politikerin: Theo Müller im Fokus

    Der Milch-Tycoon mit Marken wie Müller, Weihenstephan und nach einer Übernahme auch Landliebe blieb die Antwort schuldig, was ihm als konservativen Mann, der CSU-Mitglied sein soll, an der AfD reizt. Dabei hatte doch CSU-Urgestein Franz Josef Strauß unverdrossen betont, rechts von der CSU dürfe es keine demokratisch legitimierte Partei geben. Müller muss die Paparazzi-Attacke und das publizistische Ergebnis umgetrieben haben, sonst hätte er sich dazu nicht doch noch geäußert. Wenn sich der Milch-Mann medial zu Wort meldet, bevorzugt er überregionale Presseorgane. So verbreitete der in der Schweiz wie zeitweise dort auch Weidel lebende Unternehmer via Handelsblatt, es sei nicht das erste Treffen mit der rechten Politikerin gewesen. Das nächste sei schon für Ende des Jahres geplant. 

    Warum sucht einer der führenden deutschen Wirtschaftsrepräsentanten, dessen Firmengruppe bekannte Lebensmittel für Endverbraucher herstellt, anders als die meisten deutschen Unternehmenslenker den Kontakt mit einer Spitzenvertreterin einer umstrittenen Partei? Schließlich lehnt hierzulande die Mehrheit der Menschen und damit auch der Konsumenten von Molkerei-Erzeugnissen die AfD vehement ab. Müller spricht plötzlich offen über seine Motivationslage: "Bei den Gesprächen mit Frau Dr. Weidel galt mein Interesse dem Programm der AfD sowie ihrer persönlichen Ansicht zur aktuellen Politik."

    Treffen laut AfD nur privater Natur

    Letztlich versucht sich der Molkerei-Experte als Politikwissenschaftler und diagnostiziert, er habe im Zuge des Austausches "nicht den geringsten Anhaltspunkt" gefunden, der auf eine NS-Ideologie schließen lasse. Das wäre für ihn "ein absolutes No-Go". Eine Firmen-Sprecherin teilte auf Anfrage unserer Redaktion am Freitag zu den Ausführungen von Theo Müller im Handelsblattmit: "Nach unserem Kenntnisstand sind die Aussagen korrekt. Wir gehen davon aus, dass die Molkerei Müller sich bis auf Weiteres nicht dazu äußern wird." Seitens der AfD hieß es zuvor, das Treffen von Frau Weidel und Herrn Müller sei nur privater Natur gewesen. Dafür sorgt es für reichlich öffentlichen Wirbel. 

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