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Milliarden-Deal: Elon Musk will Twitter nun doch kaufen - und kommt dem Gericht zuvor

Milliarden-Deal

Elon Musk will Twitter nun doch kaufen - und kommt dem Gericht zuvor

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    Tesla-Chef und Multimilliardär Elon Musk will Twitter nun wohl doch übernehmen.
    Tesla-Chef und Multimilliardär Elon Musk will Twitter nun wohl doch übernehmen. Foto: Susan Walsh, AP/dpa

    Ein halbes Jahr lang hat sich Elon Musk mit Twitter gestritten, wollte von der Übernahme des Unternehmens zurücktreten. Die Plattform zog vor Gericht. Nun die Wende: Der Tesla-Chef will Twitter doch kaufen - zu den ursprünglichen Konditionen. Das bestätigte er am Dienstag in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC. Doch woher kommt der Sinneswandel?

    An derlei Wendungen hat man sich beim Kurznachrichtendienst fast schon gewöhnt: Die Kehrtwende Musks bescherte Twitter am Dienstag einen satten Kurssprung. Die Aktie schoss um 22 Prozent auf 52 Dollar nach oben. Seit Musk im Frühjahr sein ursprüngliches Angebot abgegeben hatte, legt das Unternehmen eine Berg-und-Talfahrt hin - immer abhängig von den Launen des Tech-Milliardärs.

    Musk wollte Twitter von der Börse nehmen und Jobs kürzen

    Das Hin und Her begann im April. Musk, der selbst sehr aktiv auf der Plattform ist und dem rund 108 Millionen Menschen folgen, hielt bereits neun Prozent der Aktien an Twitter und legte ein überraschendes Kaufangebot vor: Er bot den Aktionären 54,2 Dollar pro Aktie, insgesamt geht es um 44 Milliarden US-Dollar. Börsenexperten waren sich einig, dass der Preis zu hoch ausfiel.

    Tatsächlich war Twitter in der Vergangenheit selten profitabel. Zudem verzeichnet Twitter weniger Mitglieder (rund 239 Millionen) wie die Konkurrenten Instagram, Facebook und TikTok, die mehrere Milliarden Nutzer haben. Dennoch stieg der Aktienkurs nach Musks Angebot - und der schmiedete erste Pläne. So kündigte er an, den Dienst von der Börse nehmen zu wollen. Er wolle auf ein Abo-Modell setzen. In einer Konferenz bereitete er die Belegschaft auf Job-Kürzungen vor.

    Musk irritiert mit Vorschlag zu Frieden in der Ukraine

    Twitter sollte, so seine Ansicht, ein Ort der Redefreiheit werden. Passend dazu machte sich der Milliardär dafür stark, Ex-US-Präsident Donald Trump wieder auf der Plattform zuzulassen. Trump war bei Twitter gesperrt worden, nachdem er wiederholt Lügen zum Ausgang der US-Wahl verbreitet und seine Anhänger zum Sturm auf das Kapitol in Washington angestachelt hatte.

    Elon Musk geriet selbst wiederholt in die Schlagzeilen. So ließ er Twitternutzer darüber abstimmen, ob er Tesla-Aktien verkaufen solle. Er machte Werbung für Kryptowährungen, die sich als wertlos erwiesen. Im Mai twitterte er, die demokratische Partei in den USA nicht mehr wählen zu wollen, da sie eine "Partei von Spaltung und Hass" geworden sei. Zuletzt irritierte er mit Vorschlägen für einen Friedensschluss zwischen der Ukraine und Russland. Er brachte unter anderem einen neutralen Status für die Ukraine und Referenden unter UN-Aufsicht zur staatlichen Zugehörigkeit der russisch besetzten Gebiete ins Spiel. Dafür schlug ihm - nicht nur aus Kiew - Empörung entgegen.

    Musk warf Twitter Vertragsbruch vor - Plattform zog vor Gericht

    Auch beim Twitter-Deal nahm Musk zunehmend eine umstrittene Rolle ein. Im Mai warf er der Plattform vor, mehr Fake-Accounts als angegeben unter den Nutzerinnen und Nutzern zu haben. Deshalb setzte er den Deal aus - und die Aktie fiel. Im Juli sackte sie weiter ab, als Musk ankündigte, gänzlich vom Kauf zurücktreten zu wollen. Doch Twitter zog im Juli vor Gericht. Musk sollte verpflichtet werden, die Übernahme wie vereinbart abzuschließen. Dieser warf Twitter Vertragsbruch vor und brachte Anschuldigungen eines Whistleblowers ins Spiel, der Twitter den mangelnden Schutz von Benutzerdaten vorwarf. Das Unternehmen erklärte daraufhin, Musk suche nur einen Vorwand, um nach dem Abschwung der Märkte aus dem Deal aussteigen zu können.

    Die Entscheidung sollte ab dem 17. Oktober beim Prozess vor dem Delaware Chancery Court fallen. Musks Sinneswandel bringt aber die Wende. Sollte Twitter dem Deal zustimmen, wird es wohl zu keinem Verfahren mehr kommen - es wäre ein Sieg für Twitter. Nach Recherchen der New York Times will Twitter das Gericht jedoch bitten, Bedingungen anzuordnen, um zu verhindern, dass Musk noch einmal seine Meinung ändert. Ein wenig Ungewissheit bleibt. Musk wies gegenüber der SEC darauf hin, dass seine Offerte von Finanzierungszusagen abhänge. Sollten Kredite platzen, könnte es noch einen Ausweg für ihn geben.

    Die genauen Gründe für Musks Umdenken blieben dagegen unklar. Experten bewerteten seine Chancen für das Gerichtsverfahren als ungünstig. Musk twitterte nach seiner Kehrtwende, der Kauf von Twitter würde für ihn den Weg zu "X, der App für alles, beschleunigen". Was genau hinter seiner Vision für eine Universal-App steckt, ist nicht bekannt. (mit dpa)

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