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Messe-Report: Messen in unserer Region: So sieht der Neustart nach der Krise aus

Messe-Report

Messen in unserer Region: So sieht der Neustart nach der Krise aus

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    Die Ampel für das Messewesen springt bald wieder auf Grün, die Terminkalender der Standorte füllen sich wieder.
    Die Ampel für das Messewesen springt bald wieder auf Grün, die Terminkalender der Standorte füllen sich wieder. Foto: Annette Zoepf

    Wegen der Corona-Krise sind derzeit in Deutschland Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern grundsätzlich verboten. Das hat unter anderem die Veranstaltungsbranche, wozu auch Messen zählen, hart getroffen. Mit Verlusten im hohen dreistelligen Millionenbereich rechnet der Verband der deutschen Messewirtschaft (Auma). National und international mussten viele Messen abgesagt werden – allein in Deutschland konnten 160 davon nicht stattfinden. Darunter die Leipziger Buchmesse, die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) Nutzfahrzeuge in Hannover oder die Internationale Tourismus-Börse (ITB) in Berlin. Einige konnten auf den Herbst dieses Jahres oder das Frühjahr 2021 verschoben werden – wie die Analytica als Weltleitmesse für Labortechnik in München, die GrindTec als weltweit führende Messe für Schleiftechnik in Augsburg und die Drupa als weltgrößte Messe der Printmedien in Düsseldorf.

    Allerdings können im Zuge der Corona-Lockerungen auch bald wieder Messen möglich sein. Nordrhein-Westfalen will Fachmessen ab dem 30. Mai wieder zulassen. In Rheinland-Pfalz sollen ab dem 10. Juni Messen unter besonderen Auflagen stattfinden können. Und das Wirtschaftsministerium in Bayern hat angekündigt, dass Messen ab dem 1. September erlaubt sind. Als eine der ersten großen Messen könnte die IFA am 3. September in Berlin und die Caravan Salon in Düsseldorf am 4. September starten – allerdings mit stark verändertem Konzept, wie Jörn Holtmeier, Geschäftsführer der Auma sagt.

    Wie aber sieht es für die Messen in unserer Region aus? Welche großen Schauen sind ausgefallen, wie groß sind die Verluste und wann geht es wieder los?

    Diese Messen sind in Augsburg geplant

    Messe Augsburg: Nach mehreren starken Jahren hat die Corona-Krise die Messe Augsburg hart getroffen. Mehrere Messen und Veranstaltungen sind ausgefallen. Abgesagt wurde als Erstes die Hausmesse des Elektrogroßhändlers Sonepar am 28. Februar, danach fielen hauptsächlich die Deutschen Baumpflegetage, die Firmenkontaktmesse Pyramid und die Azubi-Messe fitforJOB! Corona zum Opfer. Die für den 20. September geplante Bio Süd fällt wohl ebenfalls noch aus. Auch große Veranstaltungen in der Schwabenhalle unter anderem mit Kabarettistin Carolin Kebekus wurden abgesagt. Einige Messen konnten in den Herbst verschoben werden, unter anderem die große Schleiftechnikmesse GrindTec, die jetzt vom 10. bis 13. November stattfindet, oder die Jobmesse Vocatium, nun vom 24. bis 25. November. Der M-Net-Firmenlauf, der sonst im Frühjahr stattfindet, ist inzwischen am 16. September geplant.

    „Das Messewesen ist eine der am stärksten betroffenen Branchen der Corona-Krise“, sagt Lorenz A. Rau, der am 1. März seine Arbeit als neuer Geschäftsführer der Messe Augsburg mitten in der Corona-Krise antrat. „Wir hatten ein halbes Jahr praktisch Berufsverbot, da Großveranstaltungen untersagt sind“, erklärt er. Die Messe habe die Zeit genutzt, ihre internen Prozesse zu verbessern. Seit April packt zudem die Augsburger Tafel in den Räumen der Messe Lebensmittelportionen ab. Auf dem Gelände arbeitet seit 14 Tagen auch ein medizinisches Corona-Testzentrum. Und auf dem Parkplatz soll nächste Woche ein Autokino starten. „Mit diesen Aktionen verdienen wir zwar kein Geld, können aber unserer sozialen Verantwortung in der Stadt gerecht werden“, sagt Rau. Etwas an Einnahmen bleibe der Messe, da dort jetzt Prüfungen stattfinden können, zum Beispiel für Universitäten oder die Berufsausbildung.

    Messe Augsburg: Mindestabstand, Masken, Desinfektion

    Froh, sagt Rau, sei er, dass alle 30 Mitarbeiter gesund durch die Corona-Epidemie gekommen seien. Ab Mitte März waren die Beschäftigten im Homeoffice, seit April habe man für die Belegschaft Kurzarbeit beantragt, im Schnitt um 50 Prozent. „Wir wollen damit alle Mitarbeiter im Unternehmen halten“, betont Rau. „Derzeit kehren die ersten Mitarbeiter aus dem Homeoffice und ab Juni auch wieder aus der Kurzarbeit zurück“, berichtet er.

    Denn wenn ab 1. September wieder Messen in Bayern möglich sind, will auch die Messe Augsburg mit einem umfassenden Hygienekonzept starten: Dazu gehört kein Zutritt für Kranke und sich krank fühlende Menschen, 1,5 Meter Mindestabstand, Masken, wenn der Abstand unterschritten wird, Händedesinfektion, Raumlüftung, Nachverfolgbarkeit von Zutritt und Austritt und wer sich an den Messeständen getroffen hat. Los geht es am 15. September dann wieder mit der Transgourmet-Feinkostmesse „Essenz“. Es folgt vom 22. bis 24. September die 3-D-Druck-Messe „EAM – Experience Additive Manufacturing“, andere Termine wie die verschobene Schleiftechnikmesse GrindTec schließen sich an. „Wir sehen positiv auf den Herbst und hoffen, dass wir alle geplanten Veranstaltungen abhalten können“, ist Rau inzwischen optimistisch.

    Trotzdem rechnet der Geschäftsführer mit einem Verlust „im Millionen-Euro-Bereich“ in diesem Geschäftsjahr. „Im Messefrühjahr bricht uns die Hälfte der Erlöse weg, das lässt sich im Messeherbst bestenfalls abfedern“, sagt er. Die Messe Augsburg braucht deshalb wohl finanzielle Hilfe: „Dies ist ein außerordentliches Krisenjahr für uns, das wir ohne externe Liquiditätszuschüsse nicht überstehen können“, sagt Rau. Derzeit gebe es Gespräche mit den Gesellschaftern – Stadt, Landkreise und Wirtschaftskammern. „Ich bin optimistisch, dass die Gesellschafter der Messe in diesen Zeiten beistehen“, sagt Rau. „Zahlreiche Unternehmen signalisieren uns, wie wichtig gerade Messen für sie sind, um nach der Krise wieder erfolgreich zu sein und Kontakte zu Kunden zu knüpfen.“

    Auch in Nürnberg soll es im Herbst wieder losgehen

    Messe Nürnberg: Ulf Santjer, Pressesprecher der Nürnberg Messe freut sich darüber, dass es im Herbst wieder losgehen kann. Die erste große Messe in Nürnberg wird die regulär stattfindende internationale Garten- und Landschaftsbau-Messe GaLaBau vom 16. bis 19. September sein. Zuletzt kamen mehr als 70.000 Besucher, über 1200 Aussteller waren vor Ort. Aktuell arbeiten die Teams der GaLaBau mit Hochdruck daran, die Messe vorzubereiten. Denn wie vor Corona kann eine Messe künftig nicht mehr aussehen.

    „In den letzten Wochen haben wir ein Hygiene- und Sicherheitskonzept in enger Absprache mit den Gesundheitsbehörden entwickelt“, erklärt Santjer. Dazu zählen eine Maskenpflicht, Abstandsregeln und das gleichmäßige Verteilen der Besucher. Zudem werde es keinen Ticketverkauf vor Ort mehr geben, das Bezahlen erfolge kontaktlos und auf Abendveranstaltungen mit lockeren Unterhaltungen werde verzichtet. Je nach Corona-Entwicklung wird das Konzept entsprechend angepasst.

    Doch trotz der Freude auf den Herbst: Der finanzielle Schaden durch die Corona-Krise ist enorm. 31 Messen konnte die Nürnberg Messe weltweit nicht stattfinden lassen, 19 davon allein in Nürnberg. In den bisher rund drei Monaten der Pandemie seien der Messegesellschaft bereits 70 Millionen Euro an Umsatz verloren gegangen, sagt Santjer. Dank Kurzarbeit ab April musste aber kein Personal abgebaut werden. Zudem wurde der Bau einer neuen Messehalle sowie des neuen zentralen Verwaltungsgebäudes verschoben. Alle Messen zu verschieben, sei hingegen nicht möglich gewesen: „Messen sind branchenabhängig. Zudem ist der Messekalender in Nürnberg in normalen Zeiten sehr voll, was eine kurzfristige Verschiebung schwierig macht“, sagt er. Eine Alternative derzeit: Die Medtec Live in Nürnberg zum Thema Medizintechnik findet vom 30. Juni bis 2. Juli virtuell statt.

    Wann sind Messen in Baden-Württemberg wieder erlaubt?

    Messe Ulm: Auch in Baden-Württemberg hat es die Messen hart getroffen: In Ulm fielen mehrere große Veranstaltungen wie die Frühjahrsmesse und die Technorama sowie Firmen-Events aus. Trotzdem habe das Messeunternehmen bislang keine Mitarbeiter entlassen müssen, sagt Geschäftsführer Jürgen Eilts. Die Mitarbeiter bauten unter anderem Überstunden und Urlaub ab. Ob das weiterhin so bleibt, hänge allerdings davon ab, wann Messen und Konzertveranstaltungen wieder stattfinden dürfen. Und auch das Verhalten der Veranstalter, Aussteller und Besucher ist für die Messe noch nicht vorhersehbar. Denn anders als in Bayern steht in Baden-Württemberg noch nicht fest, wann Messen wieder erlaubt sind.

    Die Veranstalter hoffen, dass sie ebenfalls im Herbst wieder starten dürfen. Mit welcher Messe es losgeht, steht noch nicht fest. Allzu spontan können Messen auch nicht reagieren. Eilts: „Viele Veranstaltungen stehen bereits ein Jahr im Voraus fest und dazu wurden bei uns Termine reserviert.“ Genauso aufwendig sind auch der Auf- und Abbau von Messen und größere Firmen-Events, die zusätzlich zu den Veranstaltungstagen mehrere Tage in Anspruch nehmen. So sei schnell eine ganze Woche belegt. Hinzu kommt: „Es müssen Termine mit anderen Messen abgestimmt werden, um auch die dementsprechenden Aussteller zu gewinnen.“

    Für den Tag X ist die Messe Ulm jedenfalls schon jetzt gewappnet, wie Eilts erklärt: „Es gibt verschiedene Ansatzpunkte, die Hygiene- und Abstandsvorschriften umzusetzen.“ Allerdings müssten diese erst einem Stresstest unterzogen werden.

    Messe Friedrichshafen: Zehn Messen mussten seit Beginn der Corona-Beschränkungen in Friedrichshafen abgesagt werden: Darunter befinden sich die Frühjahrsmesse IBO, die internationale Luftfahrtmesse AERO und die Tuning World Bodensee, welche aber allesamt 2021 nachgeholt werden sollen. Aber auch für diesen Herbst sind die Veranstalter optimistisch, wieder starten zu können – und zwar mit der internationalen Wassersport-Ausstellung Interboot Ende September. Zudem sind im Oktober die Fakuma und die Faszination Modellbau sowie die Eurobike Ende November geplant. Die Sicherheit der Gäste steht dabei im Vordergrund, wie Geschäftsführer Klaus Wellmann betont. Ein Hygienekonzept wird erarbeitet.

    So sind die Pläne für München und das Allgäu

    Messe München: Durch die Zwangspause hat die Messe München – bekannt für die Baumaschinenmesse Bauma – starke Einbußen verzeichnet. Abgesagt wurden unter anderem Europas größte Outdoormesse Outdoor by ISPO und die IFAT für Umwelttechnologie. „Wir rechnen im Moment mit Umsatzverlusten von bis zu 230 Millionen Euro“, sagt Klaus Dittrich, Chef der Messe München. Jeder Euro, der bei der Messe München umgesetzt wird, löst dabei zehn Euro Umsatz bundesweit aus, in der Hotellerie und Gastronomie, bei Messebauern, Taxiunternehmern oder Verkehrsträgern. Einer Studie des Münchner Ifo-Instituts zufolge hat die Messe München für den Zeitraum zwischen 2016 und 2019 bundesweit für weitere Geschäfte von 3,3 Milliarden Euro gesorgt. „Im Rekordjahr 2019 induzierte die Messe München bundesweit sogar 4,31 Milliarden Euro Umsatz“, sagte Dittrich.

    Inzwischen bereitet sich die Messe München für den Neubeginn im Herbst vor. Den Auftakt soll die Immobilienmesse ExpoReal Anfang Oktober bilden. Das Hygienekonzept ist schon erarbeitet: Durch eine speziell entwickelte Handy-App erhofft sich der Veranstalter, die Abstände zwischen den Besuchern messen und so die Hygienevorgaben umsetzen zu können.

    Festwoche Allgäu: Komplett der Corona-Krise zum Opfer gefallen ist die Allgäuer Festwoche in Kempten. Normalerweise Anfang August geplant, fällt diese ersatzlos aus, hieß es. So stünden die ins Messegelände integrierten Schulgebäude nur in den Ferien zur Verfügung. Die Festwoche in Kempten gehört zu den zehn größten Verbrauchermessen Deutschlands. 380 Aussteller hatten sich gemeldet, 2019 kamen mehr als 172.000 Besucher.

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