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IAA 2023 in München: Die Chinesen starten ihren Auto-Angriff

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IAA in München: Die Chinesen starten ihren Auto-Angriff

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    "Atto 3" heißt das Modell von BYD. Es tritt gegen Elektroautos von VW an.
    "Atto 3" heißt das Modell von BYD. Es tritt gegen Elektroautos von VW an. Foto: BYD, dpa

    Deutschen Autoherstellern stehen auf ihrem Heimatmarkt schwere Zeiten bevor. Es ballen sich für sie negative Faktoren. So schwächelt die Konjunktur und eine Rezession könnte die Auto-Kauflust bremsen. Hinzu kommt, dass der Umstieg auf die Elektro-Mobilität gerade für eine wichtige Marke wie VW alles andere als glattläuft. Ja, es ruckelt vernehmlich im Wolfsburger Gebälk, zumal der ganze Volkswagen-Konzern digital hinter Konkurrenten wie Tesla hinterherfährt. Das würde für angespannte Auto-Manager-Nerven reichen. Doch nun starten auch chinesische Herausforderer, die elektrisch wie digital gut unterwegs sind, ihren Angriff auf den europäischen Markt.

    Die zweite Auflage der Fahrzeugmesse IAA Mobility in München von 5. bis 10. September steht für heimische Produzenten unter keinem guten Stern. So sagt Fahrzeug-Experte Professor Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft in Geislingen, unserer Redaktion: "Ich glaube, dass sich chinesische wie einst südkoreanische Anbieter in Deutschland durchsetzen." Zunächst werde sich der Markt sortieren. Der Auto-Experte ist überzeugt: "Nicht alle chinesischen Anbieter überleben." Auf alle Fälle werden die Elektro-Konkurrenten aus Fernost gefährlich für deutsche Volumen-Anbieter wie die Marken VW und Opel. Zu den chinesischen Herstellern, die sich hierzulande und auch in Europa durchsetzen wollen, zählt Reindl BYD (Build Your Dreams) und MG. Beide Anbieter sind auf der IAA Mobility vertreten. BYD sieht sich auch als eines der führenden Unternehmen in der Batterieindustrie. Die neue "Blade Batterie" habe eine Reihe extremer Tests bestanden und sei mit einer geringen Wärme-Entwicklung eine der sichersten der Welt. 

    IAA 2023: Chinesen preisen sich mit BYD- und MG-Autos in München an

    Das Beispiel zeigt: Die Chinesen werden in München offensiv mit ihren Vorzügen werben. Dort präsentiert BYD als Europa-Premiere das SUV-Modell "SEAL U". Das Unternehmen probiert bereits sein Glück in Deutschland mit den Modellen "Atto 3", "Han" und "Tang". Dabei – und das haben Branchenkenner wie Reindl beobachtet – lassen sich die Chinesen, was die Autopreise betrifft, noch Luft nach unten. Konkurrenten wie VW und Opel müssen damit rechnen, dass die asiatischen Herausforderer, um Marktanteile zu gewinnen, irgendwann einen Preiskampf eröffnen. Einstweilen treten sie hier auf die Bremse, schließlich müssen sie viel Geld aufbringen, um die Marken bekannt zu machen. Ist das erreicht, könnten sie an der Preisschraube nach unten drehen. 

    BYD bietet mit dem Tang auch dieses SUV in Europa an.
    BYD bietet mit dem Tang auch dieses SUV in Europa an. Foto: BYD/dpa-tmn

    Noch kosten ein "Tang" wie ein "Han" von BYD bei verschiedenen Händlern jeweils rund 70.000 Euro. Das kompakte SUV-Modell Atto 3 ist für etwa 42.000 Euro zu haben. Wem das zu teuer ist, kann bei der hierzulande immer bekannter werdenden chinesischen Marke MG fündig werden. Hier sind Liebhaber elektrischer SUV ab etwa 32.000 Euro dabei. Zum Vergleich: Ein Opel Corsa Electric kostet laut Internetseite 34.650 Euro. 

    Noch ist der China-Rivale MG Motor ein Zwerg in Deutschland und hat 2022 hierzulande erst knapp 8800 rein elektrische Autos verkauft, während es im ersten Halbjahr dieses Jahres etwa 5750 waren. Weltweit hat das Unternehmen 2022 immerhin 660.000

    Laut VW-Markenchef Schäfer: Bei Volkswagen "brennt der Dachstuhl"

    Die Chinesen starten in Deutschland von einem niedrigen Niveau aus. Trotzdem werden die Hersteller von den Managern europäischer Platzhirsche ernst genommen. Die Nervosität unter den Führungskräften ist groß und dürfte auch auf der IAA Mobility zu spüren sein. So zitiert das Manager Magazin VW-Markenchef Thomas Schäfer mit dem alarmierenden Satz: "Der Dachstuhl brennt." Damit soll er seine Führungskräfte in einer Video-Schalte mit dem dramatischen Nachfrage-Rückgang bei Elektroautos konfrontiert haben.

    Am Ende dürfte der Auftritt der chinesischen Wettbewerber in München für Volkswagen & Co. besorgniserregender sein als die Prostete der Klimaschützer, an die sich Auto-Bosse inzwischen gewöhnt haben. Die globalisierungskritische Organisation Attac kündigte gegenüber unserer Redaktion an, in München "die Auto-Lobbyparty auszubremsen".

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