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Meitingen: Wie ein neuer Batterie-Großspeicher der Lechwerke die Energiewende voranbringt

Meitingen

Wie ein neuer Batterie-Großspeicher der Lechwerke die Energiewende voranbringt

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    Der Batteriespeicher der Lechwerke in Meitingen hat 7 Megawatt Leistung, im Bild LEW-Vorstand Dietrich Gemmel.
    Der Batteriespeicher der Lechwerke in Meitingen hat 7 Megawatt Leistung, im Bild LEW-Vorstand Dietrich Gemmel. Foto: Michael Kerler

    Jetzt kann das Kraftpaket zeigen, was in ihm steckt. Der neue Großbatteriespeicher der Lechwerke stellt Strom bereit, wenn er besonders knapp ist. Gerade ist es soweit an diesem wolkenverhangenen frühen Nachmittag in Meitingen im Kreis Augsburg. Ein Teil der Leistung der Riesenbatterie wird im Moment abgerufen. Rund 7,4 Megawattstunden Kapazität hat der Speicher, genug, um rund 20.000 Haushalte eine Stunde lang mit Strom zu versorgen. Jahrelang ist an der Energiewende kritisiert worden, dass Stromspeicher fehlen. Nun gerät der Markt binnen kurzer Zeit in Bewegung.

    Von außen ist der Batteriespeicher der Lechwerke in Meitingen unscheinbar.
    Von außen ist der Batteriespeicher der Lechwerke in Meitingen unscheinbar. Foto: Michael Kerler

    Die große Herausforderung der Energiewende ist es, dass der Strom von Windkraftanlagen und Solarkraftwerken schwankt. Andere Erzeuger müssen einspringen, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht. Dies sind flexible Gaskraftwerke, es kann auch durch Pumpspeicherkraftwerke geschehen. 

    Kurzfristige Schwankungen im Netz aber können Batteriespeicher besonders gut auffangen. Sie können innerhalb weniger Sekunden Energie aufnehmen oder abgeben. "

    Der Batteriespeicher umfasst 700 Lithium-Ionen-Akkus

    Den neuen Großspeicher haben die Lechwerke zusammen mit dem Energieunternehmen Bayernwerk Natur realisiert. Platziert ist er auf dem Lechwerke-Gelände in Meitingen, nahe am

    Der Groß-Batteriespeicher der Lechwerke besteht aus 700 solcher Lithium-Ionen-Akkuelemente.
    Der Groß-Batteriespeicher der Lechwerke besteht aus 700 solcher Lithium-Ionen-Akkuelemente. Foto: Michael Kerler

    Von außen ist der Speicher unscheinbar. Die Batterien sind in zwei Schiffscontainern untergebracht, nur die Lüfter verraten, dass innen High-Tech steckt. Die beiden Container umfassen insgesamt 700 Lithium-Ionen-Akkus. Bis zu sieben Megawatt kann die Batterie abgeben oder aufnehmen, das entspricht ungefähr der Leistung des benachbarten Wasserkraftwerks oder der eines modernen Windrades bei vollem Betrieb. Rund fünf Millionen Euro haben die Unternehmen investiert, öffentliche Förderung ist nicht genutzt worden. Die Großbatterie soll sich selbst refinanzieren. Zum einen nimmt die Batterie am täglichen Stromhandel teil. Sie speichert Strom ein, wenn er günstig ist, und gibt ihn ab, wenn er teurer ist. Zum anderen beteiligt sich die Batterie am Markt für Regelenergie. Hier versprechen die Anbieter, eine bestimmte Leistung zur Verfügung zu stellen, wenn im Netz Bedarf herrscht; dafür bekommen sie eine Vergütung. Das Projekt ist auf 15 Jahre angelegt. 

    Amrion, Eon und die LEW Verteilnetz planen Großbatterien als "Netzbooster"

    Der Markt für Batteriespeicher gewinnt derzeit stark an Dynamik. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion plant zum Beispiel zusammen mit LEW Verteilnetz und dem Stromkonzern Eon ein großes Batteriespeicherprojekt in Schwaben, das unter dem Namen "Netzbooster" läuft. Entstehen sollen mehrere dezentrale Großbatterien mit einer Gesamtleistung von 250 Megawatt. Die erste Anlage soll 2026 in Betrieb gehen. Auch andere Bezirke preschen vor: Der österreichische Stromkonzern Verbund will mit Partnern in Mittel- und Unterfranken für 26 Millionen Euro zwei große Stromspeicher mit 48 Megawatt Leistung errichten. 

    Fordert bessere Rahmenbedingungen für Großspeicher: LEW-Vorstand Dietrich Gemmel im Batteriespeicher.
    Fordert bessere Rahmenbedingungen für Großspeicher: LEW-Vorstand Dietrich Gemmel im Batteriespeicher. Foto: Michael Kerler

    Der Stromspeicherbau folgt einer Strategie. Der neue Netzentwicklungsplan der Übertragungsnetzbetreiber, von dem derzeit der zweite Entwurf vorliegt, sieht einen starken Zubau an Speichern bis 2037 und noch mehr bis 2045 vor. "Es ist ein wahnsinniger Markt, der vor uns steht", sagte Franco Gola, Geschäftsführer von Bayernwerk Natur. "Er wird auch gebraucht", betonte er. "Den nötigen Wachstumspfad werden wir aber nur dann erreichen, wenn das Umfeld speicherfreundlich ist", mahnte er. Auch Lechwerke-Vorstand Dietrich Gemmel sieht Nachholbedarf bei den politischen Rahmenbedingungen: "Dazu gehört, dass wir bei Speichern eine Mehrfachnutzung ermöglichen", sagte er. Speicher sollten leichter als bisher sowohl zur Netzstabilisierung wie für Marktzwecke gleichzeitig eingesetzt werden können. 

    Boom bei Heimspeichern

    Der starke Zubau neuer Photovoltaikanlagen durch Privatleute auf den Hausdächern hat indes zu einem regelrechten Boom bei den deutlich kleineren Heimspeichern geführt. "Die Zahlen explodieren", sagte Lechwerke-Vorstand Gemmel: Die Lechwerke erleben bei dem Anschluss neuer Photovoltaikanlagen eine Vervierfachung im Vergleich zum Jahr 2022. Wer heute in eine neue Solarstromanlage investiert, kauft meist auch eine Batterie dazu.

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