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Maschinenbau: Kuka: Jobabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen

Maschinenbau

Kuka: Jobabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen

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    Tilll Reuter (Kukua) und Jürgen Kerner (IG Metall).
    Tilll Reuter (Kukua) und Jürgen Kerner (IG Metall).

    Die Automobil-Zulieferindustrie leidet stärker als andere Branchen unter den Folgen der Wirtschaftskrise. Zwar scheint es für viele der Firmen nicht weiter bergab zu gehen, sie müssen aber ihre Kapazitäten niedrigeren Umsätzen anpassen. Auch der Augsburger Roboter- und Anlagenbauer Kuka sieht sich gezwungen, die Zahl der Stellen zu verringern.

    "Das geschieht jedoch sozialverträglich. Wir wollen mit möglichst vielen Menschen durch die Krise kommen und möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen", sagen übereinstimmend der Leiter des Unternehmens, Till Reuter, und der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Kerner. Letzterer nimmt als Augsburger IG-Metall-Chef die Interessen der Mitarbeiter im Kuka-Kontrollgremium wahr.

    Der Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter stellten sich gemeinsam den Fragen unserer Zeitung, was nicht alltäglich ist. Im Falle der Kuka AG wirkt das nachvollziehbar, weil das Unternehmen in den vergangenen Monaten von Unruhe beherrscht war.

    Nachdem die im nordschwäbischen Hamlar sitzende Maschinenbau-Firma Grenzebach bei Kuka als Großaktionär eingestiegen war, kam es zu Konflikten mit der einstigen Führung des Unternehmens. In der Folge gaben der Aufsichtsratsvorsitzende Rolf Bartke und die Vorstände Horst J. Kayser und Matthias J. Rapp ihre Ämter auf. Der neue Vorstandsvorsitzende Reuter ist ein Vertrauter der Familie Grenzebach.

    Nach den Querelen scheint jetzt mehr Ruhe in den Betrieb einzukehren. Um den Zustand zu erhalten, wollen Reuter und Kerner die sensible Frage gemeinsam lösen, wie Kuka trotz eines Umsatzrückgangs von 29,1 Prozent und eines Auftragseinbruchs von 34,5 Prozent die Mannschaft möglichst an Bord halten kann. "Wir brauchen unsere Mitarbeiter, um wieder durchzustarten, wenn der Aufschwung einsetzt", sagt Reuter. Derzeit beschäftigt der Konzern weltweit rund 5900 Frauen und Männer. Das sind 220 weniger als vor einem Jahr.

    In Augsburg und dem nahen Gersthofen arbeiten 2614 Personen für das Unternehmen. Konzernweit leisten 673 Beschäftigte Kurzarbeit. Noch hat sich die Führung nicht entschieden, ob weitere Beschäftigte in Kurzarbeit gehen müssen. Reuter machte auch keine Angaben dazu, wie viele Stellen "sozialverträglich", also etwa über Vorruhestand oder das freiwillige Ausscheiden von Mitarbeitern abgebaut werden.

    Um möglichst viele Jobs zu erhalten, müssen die Kukaner auf einen Teil ihrer Sonderleistungen verzichten. In der Anlagensparte (Systems) wird zwar das Weihnachtsgeld wie bisher voll ausbezahlt, die Beschäftigten erhalten aber nur ein halbes Urlaubsgeld. Im Roboterbereich bekommen die am Ergebnis beteiligten Mitarbeiter eine geringere Prämie. Insgesamt sollen die Kosten konzernweit um rund 70 Millionen Euro gesenkt werden.

    Der Gewerkschafter Kerner und der Manager Reuter wollen aber "den Spagat fertigbringen, durch die Krise zu kommen, ohne Technologie-Themen zu vernachlässigen". Für Kuka bietet die derzeitige Lage große Chancen, weil der wirtschaftliche Einbruch Konkurrenten erheblich mehr zugesetzt hat. Deshalb will die Führung des Augsburger Unternehmens dafür sorgen, dass unter Hochdruck an neuen Produkten gearbeitet wird.

    Eine vielversprechende Innovation ist der Leichtbau-Roboter, ein Modell, das Kuka eine große Zahl von Abnehmern in mittelständischen Betrieben verschaffen könnte. Bisher ist die Autoindustrie der Hauptkunde der Firma und bringt Kuka auch in harten Zeiten wichtige Aufträge.

    Reuter will sich bald detaillierter zu neuen Forschungsprojekten und Märkten äußern. Einstweilen arbeitet er mit Kerner am Kuka-Comeback. Die Männer vermitteln den Eindruck, an einem Strang zu ziehen. In einer Hinsicht unterscheiden sie sich doch: Kerners Erfolg wird daran gemessen, dass Kuka möglichst viele Mitarbeiter behält. Das ist Reuter auch wichtig. Seine Leistung wird jedoch auch danach beurteilt, ob und wie stark der Aktienkurs von zuletzt noch bescheidenen 11,38 Euro ansteigt.

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