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Maschinenbau: Die Romanze der deutschen Ingenieure mit China ist vorbei

Maschinenbau

Die Romanze der deutschen Ingenieure mit China ist vorbei

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    Der deutsche Maschinenbau und China - diese Beziehung kühlt sich ab.
    Der deutsche Maschinenbau und China - diese Beziehung kühlt sich ab. Foto: Fang Zhe/XinHua/dpa

    Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Stimmung auf dem chinesischen Markt drehen kann. "Hätten Sie mich im Februar gefragt, dann hätte ich für dieses Jahr noch fest mit einem zweistelligen Wachstum gerechnet", sagt Karl Haeusgen, der als VDMA-Präsident (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) die vielleicht wichtigste deutsche Wirtschaftsbranche vertritt. Doch auch der Maschinenbau leidet im Reich der Mitte mehr denn je unter der schleppenden Konjunkturerholung, den geopolitischen Risiken und einem zunehmend nationalistischen Marktklima. Dementsprechend haben sich auch die Prognosen der erfolgsverwöhnten Branche verdunkelt: Für 2023 rechnet Haeusgen trotz der schwachen Ausgangslage nur mit maximal drei Prozent Zuwachs, wenn überhaupt. 

    Der Unternehmer befindet sich derzeit auf China-Besuch, um nach drei Jahren "Null Covid"-Isolation die Beziehung der deutschen Maschinenbauer zur Volksrepublik neu auszurichten. Die Gastfreundlichkeit, die ihm während der Regierungsgespräche geboten wird, ist beeindruckend: Selbst der Handelsminister lud den 57-Jährigen zum ausführlichen Treffen. Die Gesprächsatmosphäre sei betont herzlich, betont Haeusgen. 

    China drängt ausländische Konkurrenz aus dem Maschinenbau-Sektor

    Doch das grundlegende Problem kann auch die Charme-Offensive der Pekinger Parteikader nicht überdecken: "Wir haben ganz lange einen lemminghaften Aufstieg in China erlebt. Daraus ist ein Klumpenrisiko entstanden", sagt der 57-Jährige. Und dabei zählt der Maschinenbau zur vielleicht letzten großen Industriesparte, die weiterhin eine positive Handelsbilanz gegenüber China erzielt. Doch man gibt sich keinerlei Illusionen hin, dass dies so bleiben wird. 

    Denn die Zeichen der Zeit sind unübersehbar. Unter Xi Jinping verfolgt die chinesische Regierung eine zunehmend "nationalisierende Industriepolitik", wie der VDMA-Präsident attestiert. Dabei werden die heimischen Staatsunternehmen mithilfe von Subventionen und teils subtilen, aber eindeutig wettbewerbsverzerrenden Steuerungsmaßnahmen groß gezüchtet, um die ausländische Konkurrenz vom Markt zu drängen

    Deutsche Autoindustrie wird von China abgehängt

    Jenen Paradigmenwechsel bekommt insbesondere die deutsche Autowirtschaft zu spüren, die im Zuge der Verkehrswende vom Marktführer zum Abgehängten degradiert wurde. Die Entwicklung hat zwar auch damit zu tun, dass die Deutschen die E-Mobilität zunächst verschlafen haben und auch im Vergleich zu den chinesischen Firmen keine derart brutale Arbeitsdisziplin einfordern können. Aber das ist eben nur ein Teil der Wahrheit: Der chinesische Staat hat die vielleicht erste weltweit erfolgreiche Wirtschaftssparte des Landes mit einer zutiefst protektionistischen Industriepolitik forciert und auf Jahrzehnte geplant. 

    Viele Mittelständler waren von den Fünfjahresplänen der Zentralregierung bislang wenig beeinflusst, sie flogen viel mehr unter dem Radar – vor allem auch, weil sie sich auf Industriesparten in der Nische spezialisierten. Doch immer häufiger werden auch diese, meist fernab der Öffentlichkeit, zum Ziel diskriminierender Regulierungen.

    USA und Indien werden als Investitions-Standort immer beliebter

    Der Stimmungswandel schlägt sich ganz direkt in den Resultaten der aktuellen VDMA-Mitgliederbefragung nieder: Während die Firmen vor allem in Europa (34 Prozent), den USA (22 Prozent) und in Indien (17 Prozent) in den nächsten fünf Jahren ihre Produktionskapazitäten aufbauen wollen, steht China mit lediglich 11 Prozent abgeschlagen da. Über die Hälfte der Maschinenbauer gab zudem an, dass sich die Standortattraktivität in der Volksrepublik zuletzt verschlechtert hat. Und auch als Investitionsstandort ist China mittlerweile von den

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