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Maschinen- und Anlagenbauer sehen sich gut gerüstet für Trump

Industrie

Deutsche Wirtschaft hat keine Angst vor Trump und Xi

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    Der designierte US-Präsident Donald Trump (links) und Chinas Präsident Xi Jinping werden ihr Ringen um die globale Vormachtstellung fortsetzen.
    Der designierte US-Präsident Donald Trump (links) und Chinas Präsident Xi Jinping werden ihr Ringen um die globale Vormachtstellung fortsetzen. Foto: Susan Walsh, dpa (Archivbild)

    Gute Nachrichten aus der Wirtschaft sind dieser Tage rar. Umso bemerkenswerter ist daher die Botschaft, die Bertram Kawlath, der Präsident des Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz der Organisation im Gepäck hatte: Trotz der Sorgen vieler Ökonomen vor einem neuen Handelsstreit nach der Vereidigung von Donald Trump in Washington, blicken die Unternehmen aus Deutschlands wichtigster Industriebranche mehrheitlich optimistisch auf ihr US-Geschäft.

    „Die Ära Trump 2.0 wird mit einiger Sicherheit disruptiver als die erste Amtszeit. Wir sind auf mehr Störungen vorbereitet, glauben aber, dass der US-Markt nach wie vor Chancen für uns bieten wird“, sagt Kawlath. Beinahe drei Viertel aller Branchenunternehmen planen demnach, ihre Geschäftsaktivitäten in den USA in den kommenden fünf Jahren auszuweiten oder nun in den Markt einzusteigen. Die drei wichtigsten Gründe dafür: Nirgendwo anders hin verkauft die Branche mehr und der Markt ist noch groß. Zudem bringt die Nähe zu den Kunden Vorteile.

    Deutsche Firmen haben Produkte, die sonst keiner hat

    Die angekündigten Zölle werden nach Meinung einer großen Mehrheit der VDMA-Mitgliedsunternehmen starken oder sehr starken Einfluss auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit haben. Aber 85 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die eigene Position dabei verbessert oder zumindest gleich bleibt. „Die USA wollen eine Re-Industrialisierung. Dafür brauchen sie Anlagen und Maschinen, die dort zum Teil nicht zu beschaffen sind“, sagt Kawlath.

    Möglichkeiten sieht Kawalth, der selbst geschäftsführender Gesellschafter des Ventilherstellers Schubert & Salzer in Ingolstadt ist, auch bei einem anderen Problem, das für tiefe Verwerfungen in vielen Branchen führt: „Die Klima-Transformation ist und bleibt eine globale Schicksalsfrage - und bietet eine große Chance für den Maschinen- und vor allem Anlagenbau.“ Allerdings müssten die kommende Bundesregierung und die neue EU-Kommission die Emissionsminderung stärker über den Markt organisieren und günstiger machen.

    Bertram Kawlath, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Schubert & Salzer in Ingolstadt, ist Präsident des Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).
    Bertram Kawlath, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Schubert & Salzer in Ingolstadt, ist Präsident des Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Foto: VDMA, Salome Roessler/lensandlight

    Zu viel Bürokratie und zu hohe Kostenbelastung sind auch die Hauptvorwürfe, die der Verband an Brüssel und Berlin richtet. Denn auch wenn Kawlath durchaus positiv auf die Geschäftsentwicklung in den USA blickt, sieht er die Herausforderungen der Gegenwart in Deutschland. Zum ersten Mal seit vielen Jahren droht in der Branche wieder ein, wenn auch leichter, Stellenabbau. Die Produktion dürfte im laufenden Jahr um acht Prozent zurückgehen. „Ein zunehmender Teil der Unternehmen ist nicht mehr in der Lage, die Produktion angesichts kräftig sinkender Orders durch ihre Auftragsbestände ausreichend abzupuffern“, erklärt der Verbandspräsident.

    Trotz der Schwierigkeiten hielten die Unternehmen in der großen Mehrheit weiter an ihren Stammbelegschaften fest, im Nachwuchsbereich dürften sogar weitere Stellen geschaffen werden. Dennoch seien auch auf dem Arbeitsmarkt dringend Reformen nötig: „Das Fachkräfteproblem ist nicht vom Tisch“, betont Kawlath. Die Leute sollten nicht nur später in Rente gehen, auch die Wochenarbeitszeit sollte steigen und flexibilisiert werden, fordert der VDMA. Auch Fachkräftezuwanderung sei dringend nötig. Dafür würden die Unternehmen gerne auf die Kompetenz von Zeitarbeitsfirmen setzen.

    China spielt nicht fair, klagt die Branche

    Mit Gegenwind in Deutschland rechnen die Maschinen- und Anlagenbauer auch wegen der zunehmenden Konkurrenz aus China. Wenn für die Firmen aus Fernost der Marktzugang in den USA schwerer werde, rücke Europa stärker in den Fokus. Dabei wird nicht immer fair gespielt, sagt Kawlath: „Chinesische Unternehmen bieten ihre Produkte in vielen Sektoren zu nicht nachvollziehbaren Preisen an.“ Mit anderen Worten: In China subventioniert der Staat die Branche auf allen Ebenen. Es gebe Druck auf Kunden, bei einheimischen Unternehmen zu kaufen. Alles sei dem Ziel untergeordnet, bis zum Jahr 2049 den Wettbewerb mit den USA um die globale Vormachtstellung gewonnen zu haben.

    Darauf müssen die Unternehmen sich einstellen und weitreichende Entscheidungen treffen. „In vielen Fällen wird ein reines Exportmodell aus Deutschland beziehungsweise Europa heraus nach China wohl nicht mehr reichen, um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens auf dem chinesischen Markt zu sichern“, warnt Kawlath. Gerade für kleinere Unternehmen könne der Moment kommen, an dem man zwischen den USA und China wählen müsse. Eine Blaupause oder allgemeine Handlungsempfehlung dafür könne es aber nicht geben. Der Maschinen- und Anlagebau sei dafür zu unterschiedlich strukturiert.

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    1 Kommentar
    Wolfgang Boeldt

    "Deutsche Wirtschaft hat keine Angst vor Trump und Xi" - irgendwie habe ich da doch meine Zweifel, wenn ich mir vor Augen führe, was so tägöich zu lesen und zu hören ist. Vielleicht ist Angst etwas übertrieben - aber ein gewisses Unwohlsein ist schon zu bemerken. Nur wer auf seinem Gebiet wirklich uiemlich alleine führend ist und in gewisser Weise unersetzlich - der kann ruhig schlafen... =:)

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