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Luftverkehr: Schlichtung bringt Lufthansa etwas Ruhe

Luftverkehr

Schlichtung bringt Lufthansa etwas Ruhe

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    Die Einigung beim Lufthansa-Bodenpersonal hatte eine Schlichtung hinter verschlossenen T체ren gebracht.
    Die Einigung beim Lufthansa-Bodenpersonal hatte eine Schlichtung hinter verschlossenen T체ren gebracht. Foto: Andreas Arnold, dpa

    Lufthansa-Passagiere k철nnen durchatmen. Zumindest f체r Ostern und die Tage danach drohen bei der Kerngesellschaft des gr철횩ten Luftverkehrskonzerns Europas keine neuen Streiks, und auch die deutschen Flugh채fen bleiben mindestens bis zum 7. April von weiteren Arbeitsk채mpfen verschont.

    Doch die von Schlichtern erreichte Einigung mit Verdi f체r das Bodenpersonal kann nicht dar체ber hinwegt채uschen, dass im Konzern mit seinen zahlreichen Tarifpartnern weitere Konflikte schwelen, die den Flugbetrieb jederzeit wieder st철ren k철nnten - und das p체nktlich zum Sommerflugplan, in dem die Airlines ihr Programm wieder hochfahren.

    Das j체ngste Beispiel lieferten die Crews der 철sterreichischen Tochtergesellschaft Austrian, die mit einem Streik bis Freitagmittag rund 400 Fl체ge ausfallen lie횩en. Betroffen sind rund 50.000 Passagiere, denen kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen angeboten werden. Piloten und Flugbegleiter wollen mit ihren Geh채ltern zu den Kollegen der Lufthansa aufschlie횩en und beziffern die L체cke auf 40 Prozent. Anfang April will die Belegschaft 체ber weitere Ma횩nahmen beraten.

    Bis zu 18 Prozent mehr Gehalt

    F체r die rund 25.000 Bodenbesch채ftigten der Lufthansa-Mutter in Deutschland gibt es nach erfolgreicher Schlichtung nun 체ber einen Zeitraum von 24 Monaten im Schnitt 12,5 Prozent mehr Geld, wie beide Seiten am Donnerstag berichteten. Sockelbetr채ge in beiden Stufen sorgen daf체r, dass die unteren Gehaltsgruppen 체berdurchschnittlich profitieren mit bis zu 18 Prozent. Dazu kommen noch weitere Zulagen und eine zweigeteilte Inflationspr채mie von insgesamt 3000 Euro. Die Einigung steht noch unter dem Vorbehalt einer Befragung der Verdi-Mitglieder, die sich in einer Urabstimmung bereits f체r einen unbefristeten Streik ausgesprochen hatten.

    Es ist die Vielzahl der Flugbetriebe und Gewerkschaften, die das Tarifleben bei der streikempfindlichen Lufthansa so schwer macht. Die Schlichter Bodo Ramelow und Frank-J체rgen Weise hatten am Mittwoch noch die Hoffnung ge채u횩ert, der m체hsam erreichte Kompromiss f체r das Bodenpersonal m철ge Ausgangspunkt f체r eine "neue Lufthansa" sein, die einig gegen die teils unfair subventionierte Konkurrenz anfliege. Auch Verdi-Verhandlungsf체hrer Marvin Reschinsky versprach, "gemeinsam Hand in Hand" f체r eine gute Lufthansa und ein gutes Produkt zu k채mpfen.

    Gut zuh철ren, Differenzen aufzeigen

    Nach eigenem Bekunden h철rten die Schlichter vor allem gut zu, zeigten Differenzen auf und brachten dann die Sozialpartner dazu, selbst L철sungen zu finden. Man habe keinen Ehrgeiz entwickelt, eigene Vorschl채ge zu machen, sagte Th체ringens Ministerpr채sident Ramelow, der sich auch als Lufthansa-Kunde einen funktionierenden Betrieb w체nscht. Viele Elemente, die letztlich zur L철sung beigetragen h채tten, seien bereits in den Tarifverhandlungen enthalten gewesen.

    Reschinsky wie auch Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann rechneten fest damit, dass ihre Gremien den Vorschl채gen der Schlichter folgen und noch am Donnerstag ein Eckpunktepapier festzurren. Der neue Vertrag f체r die rund 25.000 Bodenbesch채ftigten soll zwei Jahre bis Ende 2025 gelten. Damit sind unbefristete Streiks dieser Besch채ftigtengruppe abgewendet. In einer Urabstimmung hatten bereits mehr als 90 Prozent der Besch채ftigten f체r unbefristete Streiks gestimmt. Sie m체ssen nun erneut befragt werden.

    Eine Urabstimmung und eine erste Streikrunde haben die rund 19.000 Flugbegleiterinnen und -begleiter der Lufthansa und der Regionaltochter Lufthansa Cityline bereits hinter sich. Die Verhandlungen laufen seitdem weiter. F체r die Feiertage gibt die Kabinengewerkschaft Ufo Entwarnung. Ihr Tarifexperte Harry Jaeger sagte: "Wir werden niemandem das Osterfest verhageln. Stattdessen werden wir unmittelbar nach den

    Ein Ergebnis ist vorerst nicht absehbar. Ufo hat 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von eineinhalb Jahren gefordert. Au횩erdem will die Gewerkschaft eine Inflationsausgleichspr채mie von 3000 Euro sowie h철here Zulagen erreichen.

    Streit auch bei Discover

    Noch mehr Sprengstoff birgt der Konflikt um die vergleichsweise junge Ferienflugtochter Discover Airlines, die auch knapp drei Jahre nach ihrer Gr체ndung noch keine Tarifvertr채ge f체r ihre rund 2000 Besch채ftigten hat. Sowohl die Piloten der Vereinigung Cockpit als auch das von Ufo organisierte Kabinenpersonal haben bereits mit Streiks versucht, erste Tarifwerke f체r Mantel und Verg체tung zu erzwingen. Bislang ohne Erfolg, zumal die Lufthansa dem Vernehmen nach auch mit Verdi 체ber m철gliche Tarifvertr채ge bei der Tochter spricht. Sollte Verdi den Zuschlag bekommen, w채re das Verh채ltnis mit den beiden anderen Gewerkschaften, die vor allem bei der Kern-Airline stark sind, erheblich belastet.

    Keinen Einfluss hat die Lufthansa auf die Tarifverhandlungen f체r die rund 25.000 Besch채ftigten der privaten Luftsicherheitsunternehmen, die an den Flugh채fen au횩erhalb Bayerns Passagiere und Gep채ck kontrollieren. Auch hier hat Verdi bereits mehrere Warnstreikwellen organisiert und Flugh채fen lahmgelegt. Die L철sung soll nun eine Schlichtung bringen, die am 5. April unter Leitung des Bremer Finanzstaatsrats Hans-Henning L체hr startet.

    Sommerflugplan: Ab Ostersonntag wird wieder mehr geflogen

    Neue Arbeitsk채mpfe w체rden die Lufthansa und andere Airlines empfindlich treffen. Denn ab Ostersonntag schalten sie in den Sommerflugplan - und fahren ihr Programm damit hoch. "Um so wichtiger ist es, dass die Gewerkschaften in den laufenden Tarifverhandlungen Augenma횩 wahren, so dass der Luftverkehrsstandort Deutschland weiter aufschlie횩en kann", sagte Matthias von Randow, Hauptgesch채ftsf체hrer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Denn im Gegensatz zu den europ채ischen Nachbarn erhole sich die deutsche Luftfahrt langsamer vom Einbruch durch die Corona-Pandemie.

    (Von Christian Ebner, dpa)

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