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Logistik: Dachser in Kempten erwirtschaftet 2022 Umsatzrekord

Logistik

Dachser in Kempten erwirtschaftet 2022 Umsatzrekord

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    Mit 8,1 Milliarden Euro verbuchte der Kemptener Logistik-Riese Dachser im Jahr 2022 einen neuen Umsatzrekord.
    Mit 8,1 Milliarden Euro verbuchte der Kemptener Logistik-Riese Dachser im Jahr 2022 einen neuen Umsatzrekord. Foto: Matthias Sienz, Dachser

    Burkhard Eling greift nicht gern zu Superlativen. Bei der Präsentation der Jahresbilanz 2022 am Donnerstag in München kann sich der Vorstandssprecher des Kemptener Logistikdienstleisters Dachser aber einen Satz nicht verkneifen: „Wir sind dabei, in eine neue Liga vorzustoßen“.

    Was damit gemeint ist, zeigt der Blick auf die Kennzahlen 2022: Der Netto-Umsatz kletterte von 7 auf 8,1 Milliarden Euro, im Zweijahresvergleich verbucht das Familienunternehmen sogar ein Plus von 45 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten an den 379 Standorten in 41 Ländern stieg von 30.800 auf 32.850. 2023 will Dachser, auch das ist ein Rekord, über 300 Millionen Euro investieren: In den gezielten Ausbau seiner globalen Netzwerke, in eine Digitalisierungsoffensive sowie in moderne und klimafreundliche Warehouse- und Transport-Technologien.

    Wie konnte Dachser 2022 einen Umsatzrekord einfahren?

    Der Umsatzrekord 2022 fußt allerdings nicht auf gestiegenen Transportmengen: Die lagen angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage in vielen Schlüsselmärkten konstant bei 43 Millionen Tonnen. Verantwortlich war vielmehr, dass Dachser das hohe Preisniveau im Markt, ausgelöst durch störungsanfällige Lieferketten und knappe Kapazitäten, an seine Kunden weitergab. Die trugen den Preisanstieg laut Eling mit, weil Dachser im Gegenzug ein besonderes Maß an „Zuverlässigkeit und Qualität“ biete und zudem alle Märkte und Transportwege effizient verbinde. Um Kunden maßgeschneidert bedienen zu können, wird Dachser 2023 eigene Sparten für die Kosmetik- und Modebranche anbieten.

    Tragende Säule bei Dachser ist traditionell der Landverkehr. Hier kletterte der Umsatz 2022 von 5 auf 5,7 Milliarden, wobei die Europa-Verkehre mit 4,4 Milliarden den Hauptanteil ausmachten. Der Bereich Luft- und Seefracht stieg von 2 auf 2,4 Milliarden Euro.

    „Ein Wachstum in diesem Maß ist in nächster Zeit allerdings nicht zu erwarten“, stellte CEO Eling klar: Die durch die Coronakrise befeuerte Sonderkonjunktur sei ausgelaufen. „Seit September stellen wir eine deutliche Normalisierung des Geschäfts fest.“ Gerade im Bereich der Luft- und Seefracht seien die Kunden zurückhaltender und die Raten rückläufig. Insgesamt rechnet Eling für 2023 mit einem Umsatz-Zuwachs „im niedrigen einstelligen Prozentbereich“. Stabilität gebe dem Familienunternehmen die hohe Eigenkapitalquote von über 60 Prozent. Sie erlaube auch die 2023 geplante Rekordinvestition von mehr als 300 Millionen Euro.

    Ein guter Teil dieser Summe soll in den Klimaschutz sowie in innovative Digitalkonzepte fließen. Letztere stammen großteils von eigenen Mitarbeitern. „Wir wollen bei der Digitalisierung Maßstäbe in der Logistik setzen“, sagt der Vorstandssprecher selbstbewusst.

    500 IT-Kräfte am Dachser-Stammsitz in Kempten im Einsatz

    Am Stammsitz Kempten mit seinen knapp 2000 Beschäftigten sind gut 500 IT-Kräfte im Einsatz. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut haben sie jüngst Pilotanlagen für zwei Niederlassungen entwickelt, in denen Scanner alle Packstücke erfassen, um einen digitalen Zwilling des Umschlaglagers entstehen zu lassen. „Dadurch beschleunigen und vereinfachen sich viele Prozesse signifikant“, erläutert Eling. 2022 wurden zudem 8500 Wechselbrücken mit energieeffizienten Ortungsgeräten ausgestattet, um auch im Stückgutbereich Ankunftszeiten exakt berechnen zu können. Ein echter Meilenstein sei das voll automatisierte Hochregallager in Memmingen, das dieser Tage in Betrieb geht. Im mit über 900 Beschäftigten größten Dachser-Logistikzentrum werden etwa 53.000 Palettenstellplätze bis in über 30 Meter Höhe mit Hilfe künstlicher Intelligenz befüllt und entladen. Kostenpunkt: etwa 30 Millionen Euro.

    Emissionen bei eigenen Fahrzeugen und Partnerunternehmen senken, auch das ist laut Eling Ziel. Deshalb würden zu den aktuell 39 Elektro-Lastwagen schnell weitere hinzukommen. Das preisgekrönte Konzept der „Null-Emissions-Auslieferung“ in zwölf Metropolen Europas soll bis 2025 zehn weitere Städte umfassen. Und auch die Tests mit der Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie, die Dachser mit der Hochschule Kempten betreibt, will man intensivieren. Eling macht aber klar: „Die vollständige Transformation hin zu Null-Emissions-Lkw wird mindestens zwei Jahrzehnte dauern.“

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