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Lilium-Flugtaxi droht das Aus

Flugtaxi

Die Luft wird dünn für das Flugtaxi-Unternehmen Lilium

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    Das Flugtaxi von Lilium bei einem Test in Spanien.
    Das Flugtaxi von Lilium bei einem Test in Spanien. Foto: Lilium

    Das Scheitern gehört bei Start-up-Unternehmen zu den realistischen Perspektiven. Dabei kann es durchaus um viel Geld gehen, wie aktuell im Fall des Luftfahrt-Unternehmens Lilium. Die im Jahr 2015 gegründete Firma hat sich zum Ziel gesetzt, ein global führendes Unternehmen bei der Elektrifizierung der Luftfahrt zu werden. Gelingen soll das mit einem senkrecht startenden und landenden Jet, der von 36 batteriebetriebenen Rotoren angetrieben wird. Doch das ambitionierte Vorhaben droht zu scheitern.

    Seit der Gründung hat das Unternehmen, das von mehreren internationalen Investoren mit bislang über 1,5 Milliarden Dollar unterstützt wurde und seit September 2021 in den USA an der Börse notiert ist, hohe Verluste geschrieben, allein im Jahr 2023 waren es laut den veröffentlichten Zahlen über 400 Millionen US-Dollar. Im laufenden Jahr sieht es nicht viel anders aus. Für ein Unternehmen, das in der kapitalintensiven Luftfahrtindustrie ein völlig neues Konzept zur Marktreife bringen will, ist das auch wenig überraschend. Doch die Idee muss irgendwann den Realitätscheck bestehen, denn Investoren wollen Geld verdienen.

    Lilum braucht dringend Geld

    Der Moment der Wahrheit rückt nun offenbar näher. Lilium braucht dringend frisches Geld, sonst droht die Insolvenz. Seit Monaten wirbt das Unternehmen bei der Politik um Hilfe. Nachdem das Unternehmen am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen, westlich von München, sitzt, war der Weg in die Landeshauptstadt nicht weit. Dort hat bereits im Frühjahr der Lilium-Wettbewerber Volocopter angeklopft, ebenfalls mit der dringenden Bitte, das Unternehmen im Gegenzug für eine Verlegung des Firmensitzes nach Bayern zu unterstützen. Der Bund sollte einen Kredit von 100 Millionen Euro geben, Bayern für die Hälfte des Geldes bürgen.

    Damals lehnte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ab, mit Verweis auf die großen Verlustrisiken für das Geld der Steuerzahler. Volocopter hat später privates Geld mobilisieren und eine Insolvenz vermeiden können. Aiwanger wurde aus der CSU hart für seine Entscheidung kritisiert. Auch Lilium bittet nun um eine Förderung in gleicher Höhe. Bereits im Juni hat das Unternehmen in einem Quartalsbericht Anlegern und Investoren entsprechende Hoffnungen gemacht. Doch entschieden wird erst an diesem Donnerstag.

    Die CSU unterstützt das Lufttaxi-Projekt

    In Bayern hat sich die Staatsregierung bereit erklärt, das Risiko einzugehen und Lilium zu unterstützen. Allerdings nur, wenn der Bund mitzieht und für die andere Hälfte der 100 Millionen geradesteht. Auch Aiwanger trägt diese Linie mit. Doch die Entscheidung, ob die Bürgschaft kommt, trifft nun der Haushaltsausschuss in Berlin. Am Mittwoch wurde das Vorhaben noch nachträglich auf die Tagesordnung für den Donnerstag gesetzt.

    Berichterstatter für das Thema ist der CSU-Abgeordnete Florian Oßner. Er sagt, die Chancen bei der Bürgschaft seien größer als die Risiken: „Aus wirtschaftspolitischer Sicht wäre es eine weitere grobe Fehlentscheidung der Ampel, mit relativ wenig Einsatz des Bundes eine Hochtechnologie, welche 1100 Beschäftigte betrifft und eine Hebelwirkung privater Investoren von über eine Milliarde Euro birgt, in Deutschland nicht mehr halten zu wollen.“ Die Folge einer Ablehnung wäre ein weiterer innovativer Aderlass, der in dieser rezessiven Phase schier unverantwortlich sei.

    Volker Wissing will die Branche in Deutschland halten

    Zu den Unterstützern von Lilium zählt auch Verkehrsminister Volker Wissing. Ein Ministeriumssprecher sagte unserer Redaktion, man unterstütze einen durch eine staatliche Bürgschaft abgesicherten Kredit über die KfW an Lilium, um die Technologieführerschaft in einem Zukunftsfeld in deutscher Hand zu behalten. Die abschließende Entscheidung liege aber beim Parlament. Dort stoßen die Pläne bislang auch in Wissings FDP auf Ablehnung. So sagte der Liberale Haushälter Frank Schäffler: „Mit Steuergeldern des Bundes darf nicht spekuliert werden.“ Bayern könne die Unterstützung auch alleine gewähren.

    Wie hoch das Risiko für den Steuerzahler ist, kann nur schwer geschätzt werden. Sicher ist, dass der Betrag, den Lilium vom Staat bekäme, bei weitem nicht reichen dürfte. Lilium musste zudem bereits den geplanten Termin für die ersten bemannten Testflüge verschieben, auch die Zertifizierung durch die Aufsichtsbehörden steht noch aus. Kritiker bezweifeln auch, ob es überhaupt einen Markt für diese Art von Flugzeug gibt. Andererseits hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits über 100 Vorbestellungen erhalten. Auch andere Programme in der Luft- und Raumfahrt sind nur mit staatlichen Mitteln zu verwirklichen. Erst am Mittwoch wurde etwa bekannt, dass die brasilianische Entwicklungsbank ein ähnliches Projekt eines heimischen Unternehmens mit einem 90-Millionen-Dollar-Kredit unterstützt.

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