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Lilium droht Insolvenz: Bund lässt Flugtaxi-Hersteller abblitzen

Förderung

Dem Flugtaxi-Hersteller Lilium droht der Absturz

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    Der Bund will für Kredite des Flugtaxi-Herstellers Lilium in Höhe von 100 Millionen Euro bürgen.
    Der Bund will für Kredite des Flugtaxi-Herstellers Lilium in Höhe von 100 Millionen Euro bürgen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Der bayerische Lufttaxi-Hersteller Lilium kann nicht mit einer Finanzspritze durch den Bund rechnen. Das Unternehmen aus Gauting bei München ist Berichten zufolge von der Insolvenz bedroht. Um es zu stützen, stand die Aussicht auf einen 100-Millionen-Euro-Kredit im Raum, für den je zur Hälfte der Bund und der Freistaat hätten bürgen sollen. Während Bayern bereits im September den Weg für die Bürgerschaft frei gemacht hatte, scheint die Finanzierung jetzt in Berlin gescheitert zu sein.

    Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte in den vergangenen Tagen darauf gedrungen, den Weg für die Bürgschaft frei zu machen. Dies hätte im Haushaltsauschuss des Bundestages geschehen müssen. Dort ist diese Woche allerdings keine Zustimmung gegeben worden. Dafür hätte das Finanzministerium von Christian Lindner (FDP) einen Gewährleistungsantrag einbringen müssen. Dies ist nach Informationen unserer Redaktion aber nicht erfolgt.

    Frank Schäffler, FDP: „Kein erkennbares Interesse an der Förderung“

    Führende FDP-Parlamentarier hatten sich davor gegen die Bürgschaft an Lilium ausgesprochen: „Eine Hilfe für Lilium halte ich für falsch“, sagte FDP-Haushälter Frank Schäffler. „Es gibt kein erkennbares Bundesinteresse an der Förderung von Flugtaxen.“ Das Risiko für den Bund sei viel zu hoch. „Wenn Bayern diese Subvention eingehen will, dann soll es dies alleine tun. Mit Steuergeldern des Bundes darf nicht spekuliert werden.“ Dass das Thema noch auf die Tagesordnung des Haushaltsausschusses kommt, gilt als unwahrscheinlich. FDP-Chef Christian Lindner hatte unlängst deutlich gemacht, dass das Staat nicht gut darin ist, die richtigen Unternehmen zu identifizieren, die einer Förderung wert sind.

    Das Unternehmen Lilium hat ein Lufttaxi entwickelt, das senkrecht startet, mit elektrischen Motoren angetrieben wird und so schnell wie ein Flugzeug sein kann. Bis zu sechs Passagiere sollen sich damit ans Ziel bringen lassen. Die Flugtaxis aber auf den Markt zu bringen, ist ein hartes Geschäft. Denn der Weg bis zur Serienreife ist lang und teuer, er erfordert den Einsatz hochspezialisierter Fachleute. 

    Markus Söder, CSU: „Fall von Bayern-Bashing“

    In Bayern ist man über die Nachrichten aus Berlin nicht erfreut: Sollte eine Förderung des Unternehmens an Berlin scheitern, „dann wäre das ein weiterer Fall von Bayern-Bashing“, sagte Bayern Ministerpräsident Markus Söder, CSU. Laut Söder ist die Frage der Lilium-Förderung auch noch nicht abschließend geklärt. Er berief sich auf Auskünfte aus dem Bundeskanzleramt.

    Söder hatte sich für Lilium stark eingesetzt, auch Klaus Holetschek, Fraktionschef der CSU im Bayerischen Landtag, ist von dem Startup überzeugt. „Mit Lilium haben wir die einmalige Chance auf einen innovativen Cluster mit anderen Firmen im Raum Oberpfaffenhofen und damit für den Hightech-Standort Bayern“, sagte er in dieser Woche unserer Redaktion.

    Retten die Franzosen Lilium?

    Beteiligt sich am Ende der Bund nicht an der Bürgschaft, stellt sich die Frage, ob Bayern allein in die Bresche springt. Die Bedingung für die Zustimmung zum Lilium-Kredit durch den bayerischen Haushaltsausschuss war allerdings, dass der Bund mitziehen muss - nur dann käme der 100-Millionen-Euro-Kredit zustande. Vorbehaltlos stehen nach Informationen unserer Redaktion auch im Freistaat nicht alle Entscheidungsträger hinter den Hilfen.

    „Wir haben eine herausfordernde Haushaltssituation“, erinnert etwa der Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl (Freie Wähler). „Man kann nicht viele andere Anträge auf Unterstützung ablehnen und an anderer Stelle signifikante Risiken eingehen, ohne den Bund an der Seite zu haben“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des bayerischen Haushaltsausschusses.

    Noch ist das Schicksal von Lilium nicht besiegelt: Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat Frankreich einen staatlichen Zuschuss über 220 Millionen Euro in Aussicht gestellt, wenn das Startup einen Teil der Produktion nach Frankreich verlagere. Die kurzfristigen Finanzprobleme wäre aber auch damit nicht gelöst.

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    5 Kommentare
    Franz Wagner

    Der Staat sollte sich grundsätzlich so weit wie möglich aus der Wirtschaft raushalten! Warum sollen die Steuerzahler das Risiko tragen? Wenn die Idee gut ist dann trägt es sich von allein oder es finden sich Investoren, oder es ist eine Schnapsidee dann sollte man lieber kein Geld reinstecken! Und schon gar kein Steuergeld!

    Otto Albrecht

    "Der Bund will für Kredite des Flugtaxi-Herstellers Lilium in Höhe von 100 Millionen Euro bürgen. ... Der bayerische Lufttaxi-Hersteller Lilium kann nicht mit einer Finanzspritze durch den Bund rechnen. " Wie passt denn das zusammen?

    Gerold Rainer

    100Mio € Steuergelder für so ein Hirngespinst? Ein erfolgreiches Unternehmen wie Airbus kann sich sein "Lufttaxi" als Prototypen zum Forschen leisten, wohl wissend, dass die Prxistauglichkeit derzeit noch an den viel zu schweren Akkus scheitert. Tubesolar hingegen hatte ein innovatives marktreifes, alltagstaugliches Produkt und das Land Bayern lies die Firma wegen gerade mal 7 Mio Euro Schulden an die Wand fahren.

    Raimund Kamm

    Das wäre Steuergeldverschwendung für ein ökologisch sehr fragwürdiges Produkt.

    Klara Rasper

    Ich verstehe den Sinn dieser Dinger nicht. Die haben ja Flugplatzpflicht. Und von Flugplatz zu Flugplatz geht's doch heute auch schon. Und allein am E-Antrieb kann es wohl auch nicht liegen. Der waere genauso mit klassischen Flugzeugen moeglich.

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