Dem US-Unternehmer Elon Musk ist es gelungen, mit Tesla die Autobranche vor sich herzutreiben. Zahlreiche Autobauer investieren heute in die E-Mobilität, Tesla selbst baut ein riesiges Werk in Grünheide nahe Berlin. Für die Herstellung der nötigen Batterien entstehen ebenfalls neue Fabriken. Von diesen Investitionen profitieren auch deutsche Mittelständler. Der Automatisierungsspezialist Erhardt+Leimer mit seinem Stammsitz in Leitershofen bei Augsburg schrieb 2021 ein Rekordjahr. Der Auftragseingang sei mit 210 Millionen Euro so hoch wie nie gewesen, berichtet das Unternehmen.
Das Technologieunternehmen Erhardt+Leimer rüstet Fabriken aus. Spezialisiert hat man sich auf Anlagen, bei denen das Material bahnenweise verarbeitet wird, sei es Pappe, Papier, Kunststoff oder Textil. Auch in der Batteriefertigung werden Folien über Rollen abgewickelt und aufeinanderlaminiert. In der
Nachfrage nach Technik für Fertigung von Batterien und Brennstoffzellen explodiert
"Im Bereich der Elektromobilität, also der Herstellung von Batterien und Brennstoffzellen, explodierte die Nachfrage förmlich", berichtet Erhardt+Leimer. Das Unternehmen beliefere zum Beispiel Tesla selbst, aber auch den chinesischen Batteriehersteller CATL, der derzeit in Thüringen ein Werk baut. Mit einem Umsatzplus von rund 40 Prozent im Jahr 2021 habe man den Einbruch im Corona-Jahr 2020 um 20 Prozent mehr als wettmachen können.
Um seine Werke auszustatten, hatte Tesla 2017 zum Beispiel das rheinland-pfälzische Maschinenbau-Unternehmen Grohmann übernommen. Branchenfachleute sind sich aber sicher, dass auch einzelne andere deutsche Technologieunternehmen vom Aufbau neuer Werke profitieren. Erhardt+Leimer beispielsweise berichtet, dass es Komponenten und Systeme "an alle großen Hersteller, hauptsächlich nach China, Korea, Japan und in die USA" liefert.
Branchenverbände VDMA und ZVEI melden guten Zahlen
Sowohl der Maschinenbau als auch die deutsche Elektroindustrie meldeten zuletzt sehr gute Zahlen: Im bayerischen
Vor allem das Geschäft mit der Batteriefertigung zieht stark an: "Die Nachfrage aus der Automobilindustrie nach Batterien steigt stark an und stellt den Hauptgrund für die positive Geschäftsentwicklung der deutschen Hersteller von Maschinen, Anlagen und Komponenten im Bereich der Batterieproduktion dar", berichtete kürzlich der VDMA. Für das Jahr 2021 ist ein Umsatzwachstum von 17 Prozent erwartet worden. 2022 sollen es 25 Prozent sein. Von einem besonders starken Wachstum gehen
"Ebenso profitieren derzeit viele Maschinenkomponentenhersteller davon, dass große Batteriezellfabriken gebaut werden", sagt VDMA-Expertin Sarah Michaelis. Bei den Maschinen- und Anlagen für die Zellfertigung sei derzeit Asien Marktführer. "Durch den entstehenden großen Gesamtmarkt, entstehen aber auch hier viele Chancen für europäische Unternehmen", berichtet Michaelis.
Auch der Elektro-Verband ZVEI rechnet mit Vorteilen für die deutsche Industrie durch den weltweiten Batterie-Boom: "In den nächsten Jahren werden sich die Kapazitäten für die Produktion von Batteriezellen in Deutschland und Europa im Zuge der Megatrends Digitalisierung und Elektrifizierung vervielfachen. Schon allein im vergangenen Jahr verzeichnete der Batterie-Sektor als Teilbranche der Elektro- und Digitalindustrie ein Produktionswachstum von rund 40 Prozent", erklärt Wolfgang Weber, Vorsitzender der
Erhardt+Leimer schafft neue Jobs und baut Standorte aus
Mehr Umsatz macht Erhardt+Leimer auch in anderen Bereichen, zum Beispiel bauten zahlreiche Wellpappe-Hersteller angesichts des veränderten Konsumverhaltens in der Corona-Pandemie die Produktion aus. "Durch den ungebremsten Boom im Online-Handel wächst der Bedarf an Versandverpackungen aus Wellpappe weiter", teilte die Firma mit. Bei deren Produktion komme Automatisierungstechnik des schwäbischen Unternehmens zum Einsatz.
![Rekordinvestitionen von 15 Millionen Euro im Jahr 2022 geplant: Baustelle von Erhardt + Leimer im Sheridan Park in Augsburg. Rekordinvestitionen von 15 Millionen Euro im Jahr 2022 geplant: Baustelle von Erhardt + Leimer im Sheridan Park in Augsburg.](https://images.mgpd.de/img/100193307/crop/c1_1-w100/1899167779/455772260/erhardt-leimer-sheridan-park.jpg)
Bei Erhardt+Leimer sind jetzt neue Stellen geschaffen worden, um "die Flut an Aufträgen" bewältigen zu können. Die Zahl der Beschäftigten wuchs am Stammsitz in Leitershofen und im Werk an der Augsburger Rumplerstraße um rund 15 Prozent auf rund 600. Dazu kommen 250 Beschäftigte in der Tochter E+L Elektroanlagen, die in der Energie- und Gebäudetechnik aktiv ist und vom Bauboom profitiert.
Das Unternehmen expandiert auch räumlich: In Augsburg sind die Produktions- und Lagerflächen um das Doppelte erweitert worden. Zudem entsteht an der B17 im sogenannten Sheridan-Park in Augsburg ein Neubau für die Tochter E+L Elektroanlagen. Das Unternehmen investiert in Indien und will seine chinesische Fabrik erweitern. "Insgesamt sehe ich Erhardt+Leimer in einer hervorragenden Position für die kommenden Jahre", teilte Geschäftsführer Michael Proeller mit. Für dieses Jahr seien Rekordinvestitionen von 15 Millionen Euro geplant.