Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Lehrstellenoffensive: Ausbildung mit über 30: Warum Yessica Basulto diesen Weg gewählt hat

Lehrstellenoffensive

Ausbildung mit über 30: Warum Yessica Basulto diesen Weg gewählt hat

    • |
    • |
    • |
    Yessica Basulto macht eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten beim medizinischen Versorgungszentrum doctomed.
    Yessica Basulto macht eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten beim medizinischen Versorgungszentrum doctomed. Foto: Anna Faber

    Yessica Basulto zieht sich weiße Einmalhandschuhe an, aus einer Schachtel in einem Hängeschrank holt sie eine Kanüle und mehrere Blutröhrchen. Ihr Blick ist geschärft, jeder Handgriff sitzt. Um den linken Oberarm der Patientin streift die Auszubildende eine sogenannte Stauschlaufe, also ein verstellbares Band, zieht es fest und desinfiziert die Armbeuge. Dann legt sie die spitze Nadel an der Hautoberfläche an. Das Blutabnehmen gehört zu den Aufgaben einer medizinischen Fachkraft - auch als Auszubildende.

    Die 36-Jährige absolviert derzeit ihre Ausbildung beim medizinischen Versorgungszentrum Doctomed in der Augsburger Innenstadt. Die Praxis bietet unter anderem Behandlungen in den Bereichen Kardiologie, Orthopädie, Gastroenterologie und Allgemeinmedizin. Basulto gefällt besonders die Gastroenterologie, ein Bereich der inneren Medizin, der sich unter anderem mit dem Verdauungssystem auseinandersetzt. Was findet sie daran spannend? „Alles“, platzt es aus ihr heraus. Mit dem Darm hingen mehr Krankheiten zusammen, als viele Menschen glaubten, sagt die Auszubildende. Zudem sei der Bereich sehr vielseitig. „Ich bereite etwa Untersuchungen vor, nehme Blutproben, schicke sie an die Uniklinik und erstelle Berichte“, erklärt Basulto. Die zweifache Mutter findet es spannend, was eine einzelne Zelle ermöglichen oder zerstören kann.

    Ausbildung mit Mitte Dreißig: Zweifache Mutter wird medizinische Fachangestellte

    Basulto entwickelte ihr Interesse für die Medizin bereits im Kindesalter. Mit fünf Jahren erkrankte die gebürtige Kubanerin an Meningokokken, ihre Kindheit war von langen Krankenhausaufenthalten geprägt. So erlebte sie am eigenen Leib, wie langwierig die Suche nach einer Krankheitsursache sein kann und lernte das Fachwissen des medizinischen Personals zu schätzen. „Seitdem war ich neugierig auf den Bereich Medizin“, sagt sie. In diesem Jahr, rund 30 Jahre später, schließt sie ihre Ausbildung als medizinische Fachangestellte ab. Sie hat die Lehrzeit, die eigentlich drei Jahre dauert, auf zwei Jahre verkürzt. Dafür muss sie den gleichen Stoff in weniger Zeit verinnerlichen.

    Das Blutabnehmen ist für Yessica Basulto eine der regelmäßigen Tätigkeiten in der Ausbildung.
    Das Blutabnehmen ist für Yessica Basulto eine der regelmäßigen Tätigkeiten in der Ausbildung. Foto: Anna Faber

    In der Berufsschule lernt Basulto die Theorie zu dem medizinischen Beruf, unter anderem Anatomie, Mikrobiologie und Behandlungsassistenz. „Dahinter steckt ein hohes Fachwissen“, sagt die Auszubildende. Es reicht nicht nur, konzentriert mitzuarbeiten, sie muss den Lernstoff auch regelmäßig wiederholen. Deshalb sei es entscheidend, ein grundlegendes Interesse für Medizin mitzubringen.

    Bei Unsicherheit vor der Ausbildung: Probearbeiten hilft

    Insgesamt sei die Ausbildung schon eine Herausforderung, räumt die 36-Jährige ein. „Es ist schwierig, Kinder, Schule und Arbeit unter einen Hut zu bekommen“, sagt Basulto. Der Alltag erfordere ein gewisses Organisationsvermögen. „Wenn ich zum Beispiel die Hilfe meiner Mutter in der Betreuung benötige, muss ich rechtzeitig danach fragen“, sagt die angehende medizinische Fachangestellte. Gleichzeitig will Basulto anderen Mut machen, dass man auch mit über 30 und Kindern eine Ausbildung machen kann. „Man kann mit 15 lernen, man kann mit 40 lernen. Man muss es nur wollen“, findet sie.

    Basulto kam im Alter von 12 Jahren von Kuba nach Deutschland, lernte Deutsch und absolvierte ihren Hauptschulabschluss. Nach den Geburten ihrer beiden Töchter wollte sie zunächst für die Kinder Zuhause bleiben, fasste dann jedoch den Entschluss, eine Ausbildung als medizinische Fachkraft anzugehen.

    Menschen, die eine Ausbildung im medizinischen Bereich anstreben oder sich noch unsicher sind, rät Basulto zum Probearbeiten. „Dann weiß man, ob das eine passende Ausbildung ist“, sagt sie. Zudem veranstaltet das Versorgungszentrum Doctomed am 12. März einen Tag der offenen Tür, an dem sich Interessierte ein Bild von den verschiedenen Bereichen und dem medizinischen Beruf machen können.

    Für Basulto geht es nach dem Abschluss der Ausbildung im Mai genau in dem Bereich weiter, in dem sich die Auszubildende am meisten wohlfühlt. In der Gastroenterologie wird die Fachangestellte dann nicht nur die bisherigen Aufgaben erledigen, sondern auch eine Führungsrolle einnehmen. Damit fällt ihr die Organisation der Kolleginnen und Kollegen ihres Teams zu, und sie wird Pläne und Einteilungen erstellen. Dass Basulto organisieren kann, beweist sie schon jetzt jeden Tag.

    Der Beruf in Kürze:

    • Berufsbild: Medizinische Fachangestellte legen Verbände an, bereiten Spritzen vor oder nehmen Blut für Laboruntersuchungen ab. Außerdem informieren sie Patienten über Möglichkeiten der Vor- und Nachsorge, pflegen medizinische Instrumente und führen Laborarbeiten durch. Zudem betreuen sie Patienten und organisieren den Praxisablauf.
    • Voraussetzung: Rechtlich ist keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben. Die Betriebe stellen überwiegend Ausbildungsanfänger - und anfängerinnen mit mittlerem Bildungsabschluss ein.
    • Ausbildungsvergütung pro Monat (brutto): 1. Lehrjahr: 1000 Euro, 2. Lehrjahr: 1100 Euro, 3. Lehrjahr: 1.200 Euro. (Quelle: Bundesagentur für Arbeit)

    Tipp: Wer eine Lehrstelle sucht, kann hier eine kostenlose Anzeige aufgeben: www.leo-verbindet.de. Freie Stellen findet Ihr über die LEO am 22. März.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden