Rebekka Märkl untersucht ein Hörgerät mit einem sogenannten Stethoclip. Das Instrument sieht fast so aus wie ein Stethoskop, das zum Beispiel Ärzte zum Abhören der Lunge verwenden. Statt des Bruststücks, also des Schalltrichters am Ende des Instruments, ist ein Kunststoffröhrchen angebracht. Dort hält sie den Miniatur-Lautsprecher des Hörgeräts hinein und kann das Gerät auf diese Weise abhören und überprüfen – ohne es selbst an ihren eigenen Ohren anzubringen. Aufgaben wie diese gehören zu Märkls täglicher Arbeit.
Die 20-Jährige aus Dillingen macht eine Ausbildung zur Hörakustikerin bei Hörwelt Noack in Lauingen und ist aktuell im zweiten Ausbildungsjahr. Der Beruf des Hörakustikers ist abwechslungsreich und hat Zukunft, findet Märkl: „Ich habe viel mit Menschen zu tun. Es ist schön, den Kunden, die nicht mehr so gut hören können, zu helfen und damit ihre Lebensqualität zu steigern.“ Es sei für viele ältere Menschen ein unbeschreiblicher Glücksmoment, zum Beispiel wieder Vogelgezwitscher hören zu können.
Der Beruf des Hörakustikers ist vom Lockdown nicht betroffen
Die Branche ist nicht nur wachsend, sondern auch krisenfest – davon ist die junge Frau überzeugt. Als systemrelevant eingestuft, waren Hörakustiker vom Lockdown nicht betroffen. Immer mehr Hörgeschädigte wollen ein Hörgerät haben. Vor allem die Akzeptanz bei Jüngeren steige, sagt Märkl. „Die Geräte werden immer kleiner und intelligenter.“
Die 20-Jährige trägt sogar selbst ein Hörgerät. Sie habe niemals gedacht, dass sie eines brauchen könnte. „Mein Chef hat mich darauf aufmerksam gemacht, weil ich einmal etwas nicht so gut gehört habe und in die falsche Richtung gelaufen bin.“ Ein Hörtest hat später ergeben, dass Märkl ein Hörgerät braucht, beziehungsweise dass eines ihr im Alltag helfen kann. „Ich habe mich mittlerweile an das Hörgerät gewöhnt und ich möchte es nicht mehr missen.“
Moderne Hörgeräte sind nicht nur kleiner, sondern auch smarter geworden
Moderne Hörgeräte sind nicht nur kleiner, sondern smarter geworden. Einige lassen sich sogar via App auf dem Smartphone steuern. „Ein Hörgerät verstärkt nicht einfach nur den Schall, es kann individuell eingestellt werden“, erklärt Märkl. So gibt es unterschiedliche Programme, die man je nach Alltagssituation wählen kann. Bei einem klassischen Konzert unterstützt das Hörgerät anders als zum Beispiel bei einem Restaurantbesuch mit vielen und lauten Hintergrundgeräuschen.
Doch wie funktioniert eigentlich ein Hörgerät? „In Prinzip ist es wie ein Mikrofon mit angeschlossenem Lautsprecher“, erklärt die 20-Jährige. Eine Software kann die aufgenommenen Töne und Geräusche automatisiert verändern und aufbereiten. Den Strom bezieht das Hörgerät durch eingebaute Batterien – oder Akkus. Batterien müssen etwa jede Woche ausgewechselt und eingebaute Akkus jeden Tag beziehungsweise jede Nacht mit einem Netzstecker aufgeladen werden – so wie ein Smartphone.
In der Ausbildung zum Hörakustiker ist auch handwerkliches Geschick gefragt
Viel Technik, für die Interessierte, die eine Ausbildung zum Hörakustiker machen wollen, sich begeistern sollten, sagt Märkl. Es sei auch handwerkliches Geschick gefragt, da es viele Modelle gebe und jedes individuell an den Kunden anpasst werden müsse, so die junge Dillingerin. Fingerspitzengefühl ist auch im menschlichen Bereich wichtig. „Wir beraten oft ältere Menschen, die nicht mehr so gut hören können.“
Märkls Ausbildung geht noch ein Jahr. Die angehende Hörakustikerin ist dual mit acht Unterrichtsblöcken während der gesamten Ausbildungszeit in der Berufsschule. „Dort lernen wir Anatomie, Physik und Kaufmännisches“, erzählt sie und schwärmt geradezu vom Freizeitangebot während des Aufenthalts im Berufsschul-Internat. Bundesweit ist der schulische Part nämlich zentral in Lübeck organisiert. Dort kommen alle Hörakustiker-Auszubildenden aus Deutschland zusammen. Der Aufenthalt wird zu 80 Prozent staatlich gefördert. Wegen Corona findet aktuell der Unterricht nur online statt. „Ich freue mich schon darauf, wieder in die Berufsschule zu gehen und Freunde zu treffen“, sagt Märkl.
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