Beruf mit Durchblick: Flachglastechnologen sind für modernes Bauen unverzichtbar
Moderne Fenster isolieren gut und halten die Wärme im Winter im Haus. Ihre Herstellung ist Aufgabe von Flachglastechnologen. Wie sie arbeiten, sieht man bei Glas Trösch in Wertingen.
Es lässt nicht nur das Licht in das Innere, sondern sorgt auch dafür, dass die Wärme im Haus bleibt. Glas wird in der Architektur immer wichtiger. Würde Sascha Weber durch die Straßen von Städten wie Augsburg oder München laufen, könnte er das Ergebnis seiner Arbeit an vielen Fassaden sehen. Er stellt bei dem Unternehmen Glas Trösch in Wertingen Isolierglas-Fenster her, wie sie auf zeitgemäßen Baustellen zum Einsatz kommen und dann viele Jahre in den Gebäuden ihren Dienst versehen. Der 19-Jährige hat eben erst seine Ausbildung zum Flachglastechnologen abgeschlossen, ist aber bereits verantwortlich für einen wichtigen Teil der Produktion.
Das Flachglas hat die Größe eines Kinderzimmers, wenn es in dem Unternehmen in Wertingen ankommt, 6 mal 3,21 Meter. Saugheber legen das schwere Glas auf eine Zuschneidemaschine. Glas Trösch ist spezialisiert darauf, aus den Scheiben Produkte zu machen, die später von Glasereibetrieben vor Ort eingebaut werden können: Sicherheitsglas für Läden, für Kindergärten, Einsätze für Türen, Einlegeböden für Regale, Spiegel oder eben Fenster.
Glas Trösch verarbeitet pro Tag rund zwei Lkw-Ladungen an Glas
Die Zuschneidemaschine ritzt das Glas an. Ein millimetergroßes Rädchen aus Stahl saust dafür blitzschnell über die Oberfläche. Öl hält die feine Spalte im Glas offen. Dann, mit einem lauten Knacken, bricht einer der Beschäftigten von Hand das Glas aus der großen Fläche – eine Kunst, die Übung verlangt. Einige Schritte weiter – an einer anderen Maschine – ist dieser Prozess bereits vollständig automatisiert: Die Maschine schneidet nicht nur zu, sondern bricht das Glas auch, selbst der Transport ins Zwischenlager erfolgt automatisch. Anders wären die durchschnittlich 40 Tonnen Glas, die täglich mit zwei Lkw ankommen, kaum zu bearbeiten. Eingegriffen werden muss nur bei Störungen.
Sascha Weber stammt aus Königsbrunn bei Augsburg, er hat den qualifizierten Abschluss an der Mittelschule gemacht und in zwei Praktikumswochen in der 8. und in 9. Klasse herausgefunden, dass er hier bei Glas Trösch arbeiten will. „Es hat mich interessiert, in welchen Schritten unsere Fenster entstehen“, sagt er. Ein Fenster ist heute nicht einfach ein Stück Glas, sondern besteht aus zwei-, meist dreifach verglasten Isolierglaseinheiten, die im Winter sehr gut die Wärme halten und gleichzeitig im Sommer der Hitze trotzen. „In Neubauten ist eine Dreifachverglasung für den Klimaschutz inzwischen Standard“, sagt Michael Meier, der für die Ausbildung verantwortlich ist.
Flachglastechnologinnen und -technologen sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt
In der Ausbildung lernen Flachglastechnologinnen und das Flachglastechnologen bei Glas Trösch das gesamte Produktionsverfahren kennen: den Zuschnitt von Glas, das Bedienen von CNC-Maschinen, das Schleifen, das Polieren der Gläser und das Facettieren, bei dem Spiegel zum Beispiel einen kunstvollen Rand bekommen. Einblick erhält man in die Produktion von Isolierglas und in das Kleben, beispielsweise für Glasschränke. Das Werk blickt auf eine lange Geschichte zurück. Heute gehört der Betrieb in Wertingen zur Glas Trösch Gruppe mit Hauptsitz in der Schweiz, die mit 6000 Beschäftigten und rund 70 Standorten in über zehn Ländern die gesamte Herstellung und Verarbeitung dieses faszinierenden Werkstoffs abdeckt.
Flachglastechnologen sind gefragt und können schnell Karriere machen. Bereits heute, kurz nach der Ausbildung, trägt Sascha Weber die Verantwortung für die Isolierglasproduktion. In der großen Produktionsstraße laufen die bereits zugeschnittenen Scheiben wie von Geisterhand ein, Maschine für Maschine werden die scharfen Kanten geschliffen, die Scheiben gewaschen, dann mit Abstandhaltern versehen, welche die drei Scheiben des späteren Isolierglasfensters auseinanderhalten. Ein Trocknungsmittel verhindert, dass das Glas später innen beschlägt. Das Edelgas Argon zwischen den luftdichten Scheiben verstärkt den Dämmeffekt.
Der 19-jährige Geselle hat die Verantwortung über die Produktion der Isolierglasfenster
Sind alle nötigen drei Scheiben da, damit daraus ein Fenster wird? Stimmt die Qualität? Sind die Scheiben kratzerfrei? Ist im Team aus vier Mitarbeitern alles okay? All dies muss Sascha Weber in seiner Schicht im Auge behalten, genau das schätzt er aber auch. „Mir war es wichtig, eine Arbeit mit Verantwortung zu haben“, sagt der 19-Jährige. Läuft die Produktion rund, kann hier pro Minute ein neues Fenster entstehen.
Die Ausbildung zum Flachglastechnologen dauert drei Jahre. Ein Highlight ist dabei der Blockschulunterricht, der in Zwiesel im Bayerischen Wald stattfindet, ein traditionsreicher Ort der Glasherstellung. Mitbringen sollten angehende Flachglastechnologinnen und -technologen Sorgfalt und technisches Verständnis, schließlich hat man mit allerhand Maschinen zu tun. „Auch zeichnen sollte man können, am Computer und per Hand“, sagt Ausbildungsbetreuer Michael Meier. Computerkenntnisse helfen, um die CNC-Maschinen programmieren zu können. Bei heutigen Schülern, die mit Smartphones und Notebooks aufwachsen, sei das meist kein Problem. Hebegeräte unterstützen die Flachglastechnologen bei der Arbeit und nehmen ihnen das Heben der großen Scheiben an vielen Stellen ab. „Körperliche Fitness schadet aber nicht“, sagt Meier.
Wer sich darauf einlässt, lernt einen Beruf kennen, bei dem Durchblick garantiert ist, Aufstiegsmöglichkeiten gibt es einige. Nach der Ausbildung können sich Flachglastechnologen zum Industriemeister, Fachrichtung Glas, fortbilden, aber auch zum Mechatronikermeister oder Glasbautechniker. „Glas Trösch gibt hier gerne Unterstützung“, sagt Meier. Auch junge Frauen hat das Unternehmen in dem Bereich bereits ausgebildet.
Der Beruf in Kürze:
- Berufsbild: Flachglastechnologen und ‑technologinnen fertigen Glasplatten, Scheiben für Autos, Fenster, Fassaden, Solaranlagen, Wintergärten, Spiegel, aber auch für Tische, Türen und Vitrinen.
- Voraussetzung: Meist wird ein Hauptschulabschluss oder Realschulabschluss erwartet
- Ausbildungsvergütungen pro Monat (je nach Bundesland unterschiedlich; Daten von der Bundesagentur für Arbeit): 1. Ausbildungsjahr: 761 bis 840 Euro, 2. Ausbildungsjahr: 812 bis 910 Euro, 3. Ausbildungsjahr: 914 bis 970 Euro.
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