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Lebensmittel-Preise steigen: Das Prinzip Aldi kehrt zurück

Preissteigerung

Das Prinzip Aldi kehrt zurück: Bei Lebensmitteln geht es um den Preis

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    Die Preise für Lebensmittel steigen seit Monaten.
    Die Preise für Lebensmittel steigen seit Monaten. Foto: Fabian Sommer, dpa

    Wer im Handel einen Trend verschläft, wird ganz schnell zum Auslaufmodell. Einer der großen Trends der vergangenen Jahre: Vielen Kundinnen und Kunden kam es bei Lebensmitteln nicht mehr so sehr auf den Preis an. Bio-Produkte waren ebenso gefragt wie fair und klimafreundlich hergestellte Waren, am besten direkt aus der Region. Was einst als Nischenmarkt begann, fehlt heute in kaum einem Sortiment. Die anhaltende Inflation und Lieferengpässe aufgrund der Pandemie und des Krieges in der Ukraine könnten nun aber einen neuen Trend setzen, der eigentlich ein ganz alter ist.

    Pünktlich zum 100. Geburtstag des 2010 gestorbenen Aldi-Gründers Theo Albrecht, der den Lebensmittelhandel einst mit einem revolutionären Konzept auf den Kopf gestellt hatte, rückt die Preisfrage wieder in den Mittelpunkt. Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher wird der Wocheneinkauf angesichts gleichzeitig steigender Energiepreise und Wohnkosten zum großen Rechnen.

    Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir fordert staatliche Entlastung

    Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir denkt laut darüber nach, ob es vor dem Hintergrund der Debatte um einen staatlichen Rabatt an der Tankstelle nicht wichtiger wäre, die Bevölkerung bei den Kosten für Essen und Trinken zu unterstützen. Man müsse „schon fragen, ob eine Entlastung hier nicht zielgerichteter ist als beim Benzinpreis und allen zugutekommt, insbesondere denjenigen, die wirklich Not leiden“, sagte der Grünen-Politiker dem Spiegel. Nicht jeder besitze ein Auto oder sei darauf angewiesen, aber jeder müsse sich ernähren, betonte Özdemir.

    Auch als Theo und Karl Albrecht nach dem Zweiten Weltkrieg den Lebensmittelladen ihrer Eltern in Essen übernehmen, müssen viele Menschen in Deutschland sehr aufs Geld achten. Die Antwort der beiden Brüder darauf heißt Aldi – das Kürzel steht für Albrecht Discount. Ihr Plan ist ebenso simpel wie bahnbrechend. Sie verzichten in ihrem Geschäft auf Verzichtbares. Keine teuren Regale, keine aufwendige Beleuchtung, kein Riesensortiment, keine Bedienung. Auf schmucklosen Holzpaletten werden die Waren gestapelt und – anders als früher im Lebensmittelladen um die Ecke – müssen sich die Kunden selbst suchen, was sie brauchen.

    Die Aldi-Brüder Karl und Theo Albrecht revolutionierten einst den Handel

    Das alles spart eine Menge Geld, macht die Waren günstiger – und die Albrecht-Brüder zu Milliardären. Anfang der 60er Jahre teilen sie ihr Billig-Imperium auf. Theo Albrecht bekommt Aldi Nord, Karl Albrecht kümmert sich fortan um Aldi Süd. Auch nach dem Tod der beiden Gründer floriert das Geschäft. Mit ihrer revolutionären Idee erobert Aldi den Weltmarkt.

    „Das Discount-Modell ist der größte Exporterfolg des deutschen Handels“, sagt Handelsexperte Frank Küver. Im vergangenen Jahr kamen Discounter wie Aldi und Lidl auf einen Marktanteil von fast 35 Prozent. Auf Supermärkte entfielen knapp 30 Prozent des Geschäfts, auf Warenhäuser zwölf Prozent und auf den Fachhandel etwa 15 Prozent der Umsätze. Den Rest teilten sich Drogeriemärkte und Online-Anbieter.

    Corona wurde allerdings auch für die Discounter zur echten Herausforderung. „Die Kunden wollten aus Angst vor einer Ansteckung möglichst alles in einem Laden einkaufen – und der Preis war dabei nicht mehr so wichtig“, sagt Küver. Davon profitierten vor allem Supermärkte mit ihrem größeren Sortiment. Manche Menschen bestellten aber auch online und ließen sich ihre Einkäufe nach Hause liefern.

    Experten glauben, dass Discounter nun wieder Marktanteile zurückerobern

    In der Branche geht man aber davon aus, dass Discounter in den kommenden Monaten Marktanteile zurückerobern werden – vor allem über den Preis. „Die hohen Inflationsraten im Moment haben das Potenzial, das Einkaufsverhalten genauso stark zu verändern, wie es zuvor Corona getan hat“, sagt Küver. Doch auch die vermeintlichen Billiganbieter können sich nicht von der allgemeinen Entwicklung abkoppeln. Aldi gibt nach Recherchen der Lebensmittel Zeitung die Preisanhebungen der Hersteller an seine Kunden weiter. Rund 400 Artikel werden demnach teurer. Dass der Discount-Riese damit seinen Preisvorteil verspielt, ist unwahrscheinlich, denn der Konzern gilt in der Branche als Maßstab, an dem sich andere meist orientieren. Viele Läden werden in den kommenden Wochen also wohl nachziehen.

    Den neuesten unerfreulichen Trend im Handel werden also wohl fast alle Verbraucher schon bald zu spüren bekommen. (mit dpa)

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