Der Bau großer Fertigungsanlagen vor allem für die Autoindustrie ist das Sorgenkind des Maschinenbau-Unternehmens Kuka. Bereits 2017 kündigte der Automatisierungs-Spezialist den Abbau von 250 der damals 750 Arbeitsplätze in dem Bereich an. Für die „Systems“ genannte Sparte arbeiten noch 500 Frauen und Männer am Konzern-Stammsitz in Augsburg. Insgesamt sind dort 3750 Menschen beschäftigt. Weil Kuka unverändert gute Geschäfte mit Robotern, dem Hauptprodukt, macht, steht der Konzern insgesamt nach wie vor im historischen Vergleich exzellent da. Roboter werden separat für fünfstellige Beträge verkauft und gehören damit nicht zum Anlagenbau. Projekte mit Autoherstellern sind schnell im zweistelligen Millionenbereich angesiedelt.
Doch besonders die Autoproduzenten drücken die Preise nach unten. Asiatische Anlagenbauer heizen den Wettbewerb an und unterbieten Unternehmen wie Kuka zum Teil um 20 Prozent. So schreibt Kuka nach Recherchen unserer Redaktion seit sieben Jahren rote Zahlen in dem Augsburger Teilbereich, wobei sich die Lage in den vergangenen Monaten zugespitzt hat. Den Informationen zufolge droht den Beschäftigten des Kuka-Anlagenbaus in Augsburg ein spürbarer Personalabbau. Wie viele der 500 Systems-Stellen wegfallen, ist nicht klar, stehen doch noch Gespräche der Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall aus.
Am Dienstag wurden die Betroffenen in einer außerordentlichen Betriebsversammlung in Augsburg über die dramatische Lage des Anlagenbaus informiert. Schon am Morgen des Tages wandte sich Kuka-Chef Peter Mohnen in einer Video-Botschaft, von der unsere Redaktion Kenntnis hat, an die Mitarbeiter. Darin sagte er: „Anders als bei den anderen Kuka-Divisionen haben wir bei Systems in Augsburg strukturelle Probleme. Wir schaffen es seit einigen Jahren nicht mehr, profitabel zu sein.“ Und der Manager fügte hinzu: „So können wir auf keinen Fall weitermachen.“ Mohnen und sein Kollege, Finanzvorstand Alexander Tan, treten zusätzlich zu ihren Vorstandsposten bis auf Weiteres in die Geschäftsführung des Anlagenbaus ein, um die Sanierung der Sparte voranzubringen. Es bedürfe der Bereitschaft zu harten Schnitten, hieß es. Der Kuka-Chef zeigte sich überzeugt, dass es gelingen kann, Systems in Augsburg zukunftssicher aufzustellen.
Wie reagieren die Beschäftigten-Vertreter auf den drohenden Arbeitsplatzabbau im Kuka-Anlagenbau? Der Betriebsratsvorsitzende Armin Kolb hat stets wie ein Löwe dafür gekämpft, dass Stellenstreichungen, die es immer wieder bei dem Maschinenbau-Unternehmen gab, sozialverträglich, also ohne betriebsbedingte Kündigungen etwa über Altersteilzeit abgefedert werden. „Das will ich auch dieses Mal versuchen“, sagte er unserer Redaktion. Doch Kolb spricht davon, „dass angesichts der sehr prekären Lage und Unterauslastung des Geschäftsbereichs ein äußerst massiver Einschnitt droht“. Da die Verhandlungen der Arbeitgeberseite mit der Gewerkschaft IG Metall und dem Betriebsrat noch ausstehen, weiß auch Kolb nicht, wie viele der 500 Stellen in Augsburg wegfallen: „Es wäre fatal, jetzt Zahlen zu nennen.“
Den Arbeitnehmer-Vertreter ärgert, dass die in aller Vehemenz im Anlagenbau zutage tretenden Probleme von der Geschäftsführung der Sparte nicht früher deutlich gemacht wurden: „Hier fehlte es an der nötigen Transparenz.“ Die Vorwürfe des Betriebsratsvorsitzenden richten sich ausdrücklich nicht gegen den Kuka-Konzernvorstand, also Mohnen und Tan. Sie seien vermutlich nicht ausreichend und frühzeitig über den wahren Zustand des Anlagenbaus informiert worden. Kolb stellte klar: „Für die Systems-Misere trägt der chinesische Kuka-Eigentümer Midea keinerlei Verantwortung.“ Die asiatischen Inhaber hätten vielmehr in den vergangenen Jahren immer wieder den Verantwortlichen des Anlagenbaus Gelegenheit gegeben, den Bereich wirtschaftlicher zu gestalten. Kolb forderte, dass die Krisen-Sparte neu aufgestellt wird, also es eine Zukunftsperspektive für die nach der Restrukturierung verbliebenen Beschäftigten gibt. Es könne nicht sein, dass viele der betroffenen Mitarbeiter als Beitrag für die Sanierung durch die Absenkung der Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden auf gut 13 Prozent ihres Gehaltes verzichten und die Arbeitgeberseite keinen klaren Plan habe, wie der Anlagenbau in der Zukunft wirtschaftlich positioniert werden kann. Augsburgs IG-Metall-Chef Roberto Armellini ist sich sicher: „Das jetzige Geschäftsmodell funktioniert nicht.“ Auch er appellierte an das Unternehmen: „Wir brauchen eine Perspektive nach vorn.“ Der Gewerkschafter kritisierte „jahrelanges Missmanagement auf der Ebene der Systems-Geschäftsführung“.