Ein Geschirr-Set von Rosenthal – das war über Generationen hinweg ein beliebtes Geschenk für junge Familien und Porzellan-Liebhaber. In zahlreichen Haushalten auf der ganzen Welt sind die mitunter aufwendig verzierten Tassen, Teller und Schüsseln des im Fichtelgebirge ansässigen Unternehmens zu finden. Doch wie nun bekannt wurde, steckt Rosenthal in einer handfesten Krise. Das Unternehmen wird womöglich eines seiner beiden Werke in Deutschland schließen. Zahlreiche Beschäftigte müssen um ihren Job bangen.
Wie eine Rosenthal-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte, laufen derzeit Gespräche zwischen Unternehmensführung und Gewerkschaft. „Inhalt der Verhandlungen ist die Fokussierung auf nur eine Produktionsstätte, die in kleinerem Umfang produzieren soll“, hieß es. Rosenthal produziert momentan an zwei Standorten: In Selb im Fichtelgebirge, wo das Unternehmen seinen Hauptsitz hat. Und in Speichersdorf im Landkreis Bayreuth. Insgesamt sind bei dem Porzellan-Hersteller 600 Mitarbeitende beschäftigt.
Grund für die Krise sind Unternehmensangaben zufolge gestiegene Lohnkosten bei zugleich sinkenden Absatzzahlen. Die Nachfrage nach Glas-, Keramik- und Porzellanprodukten aus Deutschland ging zuletzt stark zurück. Laut dem Institut für Handelsforschung Köln brach das Marktvolumen vergangenes Jahr um 6,6 Prozent ein. Nach Corona hatte es zunächst noch Nachholeffekte gegeben: Die Konsumlaune stieg, im Jahr 2022 schossen die Umsätze um 13 Prozent nach oben. Doch laut den Experten ist der Markt nun gesättigt. Man gehe davon aus, dass sich die Umsatzrückgänge noch bis 2026 fortsetzen werden.
Krise bei Porzellan-Hersteller Rosenthal: Günstiges Geschirr gibt es heute bei IKEA
Für einen Dämpfer sorgen demnach vor allem Inflation und damit einhergehende Kaufkraftverluste bei den Konsumentinnen und Konsumenten. Die zurückliegenden Geschäftszahlen von Rosenthal zeichnen ein äußerst volatiles Bild: Auf einen Verlust von 1,5 Millionen Euro im ersten Pandemie-Jahr 2020 folgte schon 2021 ein Gewinn in Höhe von 1,9 Millionen Euro. Die letzte große Krise hatte die Firma im Jahr 2009, als sie Insolvenz anmelden musste und von der weltweit tätigen Arcturus-Gruppe übernommen wurde.
Probleme bereitet der Branche auch Porzellan aus dem Ausland. Zwar ist zum Beispiel Asien für deutsche Hersteller wie Meissener Porzellan, Villeroy und Boch oder eben Rosenthal auch ein wichtiger Absatzmarkt. Doch Produzenten aus Fernost drängen seit Jahren auf den europäischen Markt. Günstiges Geschirr gibt es heute auch in Möbelhäusern wie IKEA zu kaufen. Rosenthal war zum Beispiel erst im Sommer eine Kooperation mit dem Möbelhändler XXXLutz eingegangen: Mit einer eigens dafür entwickelten Geschirrserie wollte das Unternehmen wohl neue Kundengruppen erschließen. In seiner 145-jährigen Geschichte war Rosenthal vor allem dafür bekannt geworden, sein Porzellan gemeinsam mit namhaften Künstlern zu entwerfen. Gegründet wurde das Unternehmen von Philipp Rosenthal im Jahr 1879.
Porzellan-Hersteller Rosenthal will Werk schließen
„Die Marktdynamik ist zunehmend anspruchsvoller geworden und stellt Unternehmen in dieser Branche vor zahlreiche Hürden“, erklärte das Management von Rosenthal. Trotz der möglichen Schließung eines Werks will der Hersteller eigenen Angaben zufolge am Standort Deutschland festhalten. Bis Ende Januar soll demnach eine Entscheidung fallen, welche der beiden Produktionsstätten hierzulande beibehalten wird. Man sei zuversichtlich, „so die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen zu können und nachhaltig wettbewerbsfähig zu sein“, bekräftige eine Sprecherin.
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