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Krieg in der Ukraine: Volkswagen und Audi legen Russland-Geschäft auf Eis

Krieg in der Ukraine

Volkswagen und Audi legen Russland-Geschäft auf Eis

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    VW in St. Petersburg: Der Autokonzern setzt sein Russlandgeschäft aus.
    VW in St. Petersburg: Der Autokonzern setzt sein Russlandgeschäft aus. Foto: Igor Russak, dpa

    Nach BMW und Mercedes-Benz hat auch der Volkswagen-Konzern die Konsequenzen aus dem Überfall Russlands auf die Ukraine gezogen. Das Wolfsburger Unternehmen und auch die Marke Audi stellen die Produktion von Fahrzeugen in Russland ein und liefern keine Autos mehr in das Land. Das solle „bis auf Weiteres“ so geschehen, teilte Volkswagen am Donnerstag mit und gab „der Bestürzung und Betroffenheit über den Krieg in der

    Insgesamt arbeiten an den beiden russischen VW-Standorten rund 4000 Frauen und Männer. Dort wurden im vergangenen Jahr etwa 170.000 Autos produziert. Insgesamt lieferte VW 2021 in Russland 216.000 Fahrzeuge aus, was aber nach Angaben des Konzerns nur 2,4 Prozent der weltweiten Verkäufe ausmacht. Russland ist also für das deutsche Auto-Unternehmen ein vergleichbar kleiner Markt, sowohl was den Absatz von Fahrzeugen als auch die Produktion vor Ort betrifft. Im Werk Kaluga werden auch Autos von Audi aus den SUV-Baureihen Q7 und Q8 teilmontiert. Wie es heißt, lässt der VW-Konzern russische Beschäftigte, die nun erst einmal keine Arbeit mehr haben, finanziell nicht im Regen stehen. Ob und wann die Fertigungen wieder aufgenommen werden, ist ungewiss.

    Mercedes lässt die Produktion in Russland ruhen

    Mit der Entscheidung, das Russlandgeschäft auf Eis zu legen, reiht sich VW in einer immer länger werdende Liste von Unternehmen ein. So stellt Mercedes-Benz „bis auf Weiteres den Export von Pkw und Vans sowie die lokale Fertigung in Russland ein“. In dem Mercedes-Werk nahe Moskau sind gut 1000 Frauen und Männer tätig. Die Produktion lief dort erst 2019 an. Zur Einweihung kam – wenn auch verspätet – Russlands Präsident Wladimir Putin und signierte mit einem weißen Stift ein Auto auf der Motorhaube. Bilder wie diese sind immer noch im Internet zu finden. Manch Verantwortlicher in Stuttgart wird sich heute sicher wünschen, derartige Fotos mit dem Kriegstreiber wären nie aufgenommen worden. BMW verfügt hingegen nicht über ein eigenes Werk in Russland, sondern lässt Fahrzeuge vom Auftragsfertiger Avtotor in Kaliningrad, also Königsberg, bauen.

    Dabei sind die deutschen Autohersteller in doppelter Weise von dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine betroffen: Sie stellen nicht nur die Aktivitäten vor Ort ein, sondern leiden auch massiv darunter, dass wichtige Zulieferteile – und hier vor allem Kabelbäume – aus der Ukraine ausbleiben. Schichten werden gestrichen. Die Produktion steht zum Teil still. Im Ingolstädter Audi-Werk etwa soll ab Montag die Fertigung von A4- und A5-Modellen für zwei Wochen ruhen.

    Ukraine ist ein wichtiger Auto-Standort

    Die Ukraine ist zu einem wichtigen Automobilzulieferstandort herangereift, weil das Land unmittelbar an die EU angrenzt. Wegen der vergleichbar günstigen Löhne werden dort vor allem Bauteile hergestellt, die sich wie Kabelbäume, also Bordnetze, nicht in dem Maße automatisieren lassen. Hier ist noch viel Handarbeit gefragt. Dabei setzen deutsche Anbieter wie der Nürnberger Leoni-Konzern auch deshalb stark auf die Ukraine, weil das Ausbildungsniveau gut ist. Für die Firma arbeiten in dem osteuropäischen Land rund 7000 Kräfte. Die fränkische Leoni AG ist nur eines von 22 ausländischen Unternehmen, die in 38 Fabriken Autoteile in der Ukraine fertigen. Der Zulieferer mit weltweit rund 100.000 Beschäftigten beliefert die europäischen Hersteller nicht nur aus der Ukraine mit wichtigen Bauteilen wie Kabelsträngen, die als die Nervennetze der Autos gelten.

    Leoni bedient die Konzerne auch durch andere Niedriglohnstandorte in Nordafrika (Tunesien und Marokko) sowie Osteuropa (Serbien und Rumänien). Doch die ausbleibenden Bauteile stellen eine enorme Herausforderung dar: Wie schon wegen des massiven Chipmangels sind die Konzerne ein weiteres Mal gefordert, etwa Kabelbäume aus anderen Teilen der Welt aufzutreiben. Hier könnte es zum Teil helfen, dass sie auf dem asiatischen wie amerikanischen Markt jeweils eigene Liefernetzwerke haben.

    Doch die Frage ist: Wie schnell kann es gelingen, dort die Produktion hochzufahren und Kabelstränge nach Europa zu schaffen? Die Experten sind zwar heute routiniert in solchen Sonderbeschaffungsaktionen, dennoch könnte es Wochen dauern, bis die Versorgungslage mit den Auto-Nervennetzen zumindest wieder deutlich besser wird.

    Alle Informationen zur Eskalation erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Krieg in der Ukraine.

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