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Kreditklemme : Unternehmen kommen schwerer an Kredite

Kreditklemme

Unternehmen kommen schwerer an Kredite

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    Die Finanzierung fällt vielen Unternehmen schwerer, berichtet das Info-Institut.
    Die Finanzierung fällt vielen Unternehmen schwerer, berichtet das Info-Institut. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Das Hin und Her, ob der Staat das bayerische Lufttaxi-Start-Up Lilium mit einem 100-Millionen-Kredit stützen soll oder nicht, ist nur ein prominentes Beispiel. Immer mehr Unternehmen fällt es in der derzeitigen schwierigen wirtschaftlichen Lage schwer, eine Finanzierung für ihre Projekte zu bekommen. Im September berichteten 32,9 Prozent der Unternehmen, dass es härter geworden ist, an neue Kredite zu kommen, berichtet das Münchner Ifo-Institut. Das sei der höchste Wert seit sieben Jahren.

    Im Juni schätzten die Unternehmen die Situation noch besser ein. Hier berichteten nur 27,1 Prozent von einer schwereren Kreditvergabe. In die Umfrage fließen nur Angaben von Unternehmen ein, die sich in Gesprächen mit Banken befinden. „Da die Unternehmen in Deutschland aktuell wenig investieren, wäre es gut, wenn sie leichter an Kredite kämen“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Besonders groß sei die Zurückhaltung der Finanzinstitute bei Dienstleistern und in der Industrie.

    In der deutschen Industrie gibt es derzeit einen Mangel an Aufträgen

    Die Industrie ist ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor in Deutschland, Investitionen sind häufig kapitalintensiv. Die Branche plagt derzeit bereits ein Mangel an Aufträgen. Die Zurückhaltung der Banken bei den Krediten komme jetzt zu den Problemen der Branche verschärfend hinzu: „Die Banken schauen genauer hin, wollen eventuell mehr Sicherheiten oder verlangen höhere Zinsen“, sagt Wohlrabe. Es sei ein „schwieriger Cocktail“, der dadurch entsteht: Entweder, die Unternehmen halten sich angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage von sich aus mit Investitionen zurück. Und falls sie investieren wollen, sind Kredite schwerer zu bekommen. „Für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ist das nicht gut und erklärt zum Teil die schwache Wirtschaftsentwicklung, die wir gerade sehen“, sagt der Forscher.

    Bei Startups ist die Frage der Finanzierung in Krisenzeiten häufig schwierig. Im September bezeichneten in einer Umfrage des Startup-Verbands 51 Prozent der jungen Unternehmen die Investmentlage als schlecht, nur 17 Prozent als gut. „Aber auch hier zeigt sich der Optimismus der Gründerinnen und Gründer: 42 Prozent rechnen mit einer zeitnahen Besserung“, teilte der Verband mit.

    Doch nicht nur für einige Startups, auch für andere Unternehmen kommt diese Wende wohl nicht mehr rechtzeitig. Mit ausbleibenden Krediten steigt auch das Insolvenzrisiko. „Jedoch stellt sich generell die Frage, ob ein Unternehmen mit seinem Geschäftsmodell noch tragfähig ist“, erinnert Ifo-Forscher Wohlrabe. So können Unternehmen auch dann insolvent gehen, wenn sie noch Kredite bekommen würden.

    Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt

    Im September haben jedenfalls nochmals mehr Unternehmen Insolvenz angemeldet als im Vorjahresmonat. Die Zahl stieg um 13,7 Prozent, berichtet das Statistische Bundesamt. „Mit Ausnahme des Juni 2024 liegt die Zuwachsrate damit seit Juni 2023 im zweistelligen Bereich“, hieß es. „Generell steigen die Insolvenzzahlen, das sind aber teilweise noch Nachholeffekte aus der Corona-Zeit“, sagt Wohlrabe. Damals hat der Staat viele Firmen gestützt.

    Lichtblicke gibt es aber auch: Das krisengeplagte Bauhauptgewerbe wie auch der Großhandel und der Einzelhandel kamen laut Ifo-Institut im September leichter an Kredite. Und in Bayerisch-Schwaben berichtet die Industrie- und Handelskammer, dass die allermeisten Unternehmen hinreichend Geld in der Kasse haben, nur zwei Prozent schätzten zuletzt ihre finanzielle Lage als existenzbedrohend ein. Eine drohende Insolvenzwelle für Bayerisch-Schwaben lasse sich daraus nicht ableiten.

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