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Krauss Maffei Wegmann: Im Nordwesten von München wird der Leopard-Panzer gebaut

Krauss Maffei Wegmann

Im Nordwesten von München wird der Leopard-Panzer gebaut

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    Der Panzer Leopard 2 ist in vielen Armeen der Welt heiß begehrt. In München wird er gebaut
    Der Panzer Leopard 2 ist in vielen Armeen der Welt heiß begehrt. In München wird er gebaut Foto: Bundeswehr, dpa (Archiv)

    In der Panzer-Fabrik geht es kameradschaftlich zu. „Servus“, sagen die Beschäftigten von Krauss-Maffei Wegmann zueinander. Sie duzen sich. Der Betrieb im Münchner Nordwesten liegt am Rande der Stadt. Das Navigationssystem lotst einen durch viele Straßen mit Doppel- und Reihenhäuschen zu der Rüstungsfirma, die wie andere Betriebe der Branche seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine selbst von manchem Pazifisten wohlwollender gesehen wird.

    Der Empfang in dem Panzer-Unternehmen ist freundlich. Die Wartezeit bis zum Start des Informationsbesuchs lässt sich in der Lobby mit einem Film verkürzen, der Produkte des Hauses – ob im Schnee oder in der Wüste – im Einsatz zeigt. Beim Gang durch die Fabrik wird schnell klar: Die Geschäfte laufen gut, sind die Hallen doch voll mit Panzern belegt. Manche werden hier zusammengebaut, andere wieder instand gesetzt. Ein großes Plakat zeigt eine Raubkatze mit durchdringend blauen Augen, die lauernd ihren Kopf auf den Boden drückt und auf dem Sprung wirkt. „Leopards home“ steht dort stolz.

    Leopard-Panzer: Die Münchner Raubkatzen sind ganz schön schwer

    Hier in Allach-Untermenzing ist die Heimat des deutschen Leopard-Panzers. In den Hallen sind viele der flach und lang wirkenden Kampfgeräte zu sehen. Einige der Motoren des Leo 2 werden gerade überholt. Jeder von ihnen bringt sechs Tonnen auf die Waage und steht für 1500 PS. Die Münchner Raubkatzen sind ganz schön schwer.

    Das Panzer-Quartett geht weiter. Wie heißt nun das bullige Gefährt mit zwei Rohren und einem auffällig großen Radar im hinteren Bereich? Gepard natürlich. Die Bundesregierung hat der Lieferung solcher Flugabwehrkanonen-Panzer an die Ukraine zugestimmt. Krauss-Maffei Wegmann verfügt etwa über 50 dieser Systeme. Mit dem Gepard lassen sich Flugzeuge oder Drohnen aufspüren und bekämpfen. Die Panzer hat Krauss-Maffei Wegmann von der Bundeswehr gekauft, nachdem sie dort um 2010, also in Sparzeiten, ausgemustert worden waren. Der Hersteller richtet die Fahrzeuge wieder her, wenn sich Kundschaft findet und die

    Personal bei Krauss Maffei: Panzer-Bauer sind eingeschworene Mannschaft

    Die Panzer-Bauer und -Renovierer sind eine eingeschworene Mannschaft. Die Fluktuation in dem Betrieb ist gering. 30- und 40-jährige Dienstjubiläen reihen sich aneinander. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schätzen ihren Beruf, weil Panzerbauen in großem Maße Handarbeit ist. Wer in dem Betrieb speziellen Stahl schweißt, weiß, dass er sorgsam vorgehen muss. Denn Fehler könnten Soldatinnen und Soldaten mit dem Leben bezahlen. Die Verbindung der Menschen bei Krauss-Maffei Wegmann zur Truppe ist eng. Ob in Afghanistan oder Mali: Beschäftigte sind freiwillig in die Einsatzgebiete vor Ort gereist, um in den Krisenländern die Fahrzeuge zu warten.

    Bei einem solchen Nachhilfe-Rundgang für Panzer-Novizen lässt sich viel lernen, auch welcher Aufwand betrieben wird, um Soldaten zu schützen, wenn sie etwa mit einem Leo auf eine Mine fahren. Jeder Kugelschreiber und jede Coca-Cola-Dose kann dann zum tödlichen Geschoss werden und sollte weggesperrt werden. Vorbei an kleineren Radpanzern, die Boxer heißen, und dem ein oder anderen Gepard geht es nach draußen zur Teststrecke. Hier müssen die Geräte vor der Auslieferung auf Herz und Nieren geprüft werden. Sie absolvieren etwa einen Teststand mit 60 Prozent Steigung und 30 Prozent Neigung. Durch die tiefe Wanne muss jeder Panzer durch. Das Areal ist von einem Wall und Bäumen umgeben. Vögel singen. Auch Hasen und Füchse wurden schon gesichtet.

    Protest gegen die Panzer-Teststrecke in München

    Doch gegen die Strecke, nicht aber die Panzerfabrik wendet sich eine Bürgerinitiative. Anwohner haben sich zusammengeschlossen, die einen „niederfrequenten, störenden Klang“ beklagen, wenn die Panzer unterwegs sind. Manch einer spricht von klirrenden Gläsern im Schrank. Mitglieder der Initiative versuchen auch mit juristischen Mitteln, Krauss-Maffei Wegmann zu bewegen, die Testrecke aus der Stadt heraus zu verlagern. Sie träumen davon, dass nach dem Abzug auf dem Test-Areal eine Schule errichtet wird und behaupten, das Gelände werde illegal betrieben. Das weist das Unternehmen zurück und hat Verbündete gefunden. Die Gewerkschaft IG Metall und die Münchner SPD samt Oberbürgermeister Dieter Reiter wollen die Industriearbeitsplätze in der Stadt erhalten, stehen also hinter der Teststrecke.

    Insgesamt scheint die Rückendeckung für die Branche zu steigen. Ulrich Grillo, Aufsichtsratsvorsitzender des Rüstungskonzerns Rheinmetall, beobachtet: „Man braucht uns. Das Image ist schlagartig besser geworden, auch wenn der Auslöser für diesen Sinneswandel schlimm ist.“ Bei der Hauptversammlung des Düsseldorfer Unternehmens weiß er zu berichten, Beschäftigten würde jetzt anerkennend auf die Schulter geklopft. Konzern-Chef Armin Papperger lobt seine „loyalen, hoch motivierten Mitarbeiter" und verspricht, die Firma sei in der Lage, die Bundeswehr besser auszustatten. Ob es um Munition oder neue Panzer gehe, Rheinmetall könne liefern. Dabei laufen die Geschäfte für Rüstungsfirmen wie Krauss-Maffei Wegmann und die Rheinmetall AG schon seit Jahren gut. Der Personalaufbau geht in beiden Unternehmen kräftig weiter. Papperger will nach einem wirtschaftlichen Rekordjahr 2021 nun 1500 bis 3000 neue Stellen schaffen.

    Die Rüstungsindustrie wird zur Boom-Branche

    Die Rüstungsindustrie wird zur Boom-Branche. Hier verspricht die von Kanzler Olaf Scholz festgehaltene „Zeitenwende“ noch höhere Renditen. Das lässt sich allein am Börsenkurs der Rheinmetall AG ablesen: Nach dem Einmarsch von Putins Truppen in die Ukraine explodierte die Aktie von rund 100 auf in der Spitze über 220 Euro. Das Papier hat zuletzt mit etwa 180 Euro lediglich ein wenig abgerüstet. Kein Wunder, schließlich rechnet das Unternehmen damit, dass sich das Geschäft mit der Bundeswehr verdoppelt. Derweil profitiert die Rheinmetall-Anlegerschaft vom neuen Schulterklopfen für die einst am Katzentisch der Industrie sitzende Rüstungsbranche: Es gibt eine knallige Dividende von 3,30 Euro, also satte 1,30 Euro mehr als im Vorjahr.

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