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Konjunkturumfrage: Explodierende Energiepreise belasten Schwabens Wirtschaft

Konjunkturumfrage

Explodierende Energiepreise belasten Schwabens Wirtschaft

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    Das Kernkraftwerk in Gundremmingen wurde zum Jahreswechsel abgeschaltet – die Bundesregierung stellt sich klar gegen Atomkraft.
    Das Kernkraftwerk in Gundremmingen wurde zum Jahreswechsel abgeschaltet – die Bundesregierung stellt sich klar gegen Atomkraft. Foto: Bernhard Weizenegger

    Die Fähigkeit, dazuzulernen, ist in der Corona-Krise unverzichtbar geworden. Kein Wunder also, dass auch Wirtschaftsexperten für ihre Analysen und Erklärungen der

    Dennoch, das ist die gute Nachricht, der Ausblick ist positiv. "Die bayerisch-schwäbische Wirtschaft kann Krise. Die Situation heute ist deutlich besser als im vergangenen Winter", erklärte Lucassen. 86 Prozent der vom 10. bis 20. Januar dieses Jahres befragten Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Selbst nach zwei Jahren Krise schätzen 58 Prozent der Unternehmen ihre Liquidität als gut ein. Eine Folge der staatlichen Unterstützungen und Hilfen, wie Lucassen erklärte. Tatsache sei aber auch, dass die Eigenkapitalquote vieler Unternehmen vor der Krise sehr gut gewesen sei und von diesem Polster könne man nun zehren.

    Viele Geschäfte konnten lange Zeit nur unter Einhaltung der 2G-Regel öffnen.
    Viele Geschäfte konnten lange Zeit nur unter Einhaltung der 2G-Regel öffnen. Foto: Carsten Koall, dpa

    Konjunktur in der Region: Der Norden wächst, der Süden verliert

    Doch die Unterschiede zwischen den Branchen sind enorm. Besonders spitz und hoch sind die Sägezähne im Reise- und Gastgewerbe. Dort treten zwar an diesem Mittwoch einige Lockerungen der Corona-Regeln in Kraft. Doch gilt in Bayern zum Beispiel weiterhin die 2G-Regel und Clubs und Diskotheken sind nach wie vor geschlossen.

    Ziemlich stumpf und eher wie eine Treppe nach oben, wirkt dagegen die Säge, die den Konjunkturverlauf der Industrie nachzeichnet. "Jedes zweite Industrieunternehmen in der Region ist voll ausgelastet", sagt Lucassen. 44 Prozent berichten von einem gestiegenen Auftragsvolumen, vor allem aus dem Ausland. Entsprechend ungleich kommt der Aufschwung auch in der Region an. Der stärker industriell geprägte Norden wächst. Der Süden, mit der bedeutenden Tourismusregion Allgäu, verliert im Vergleich zur letzten Umfrage aus dem Herbst 2021 deutlich. Diese Aufspaltung nach Branchen und Regionen ist typisch für diese Krise und wiederholt sich bei jedem Abschwung. Immerhin konnte sich der Einzelhandel zuletzt von dieser Entwicklung entkoppeln, die Säge scheint auch hier stumpf zu werden.

    Dennoch gibt es Sorgen, die alle Branchen verbinden. Über allen steht: die Angst vor weiter steigenden Energie- und Rohstoffpreisen. Längst nicht nur in der Industrie, sondern quer über alle Branchen sehen 68 Prozent der Betriebe darin die größte Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung. Die gestiegenen Kosten ließen sich nämlich längst nicht immer an die Endkunden weitergeben. "In Einzelfällen ist das existenzbedrohend", betonte Lucassen. Mit einer Verbesserung bei der Versorgung mit Materialien und Rohstoffen rechnet die Mehrzahl der Unternehmen nicht vor der zweiten Hälfte dieses Jahres oder gar erst im kommenden Jahr. Das alles führt zu steigenden Preisen: 72 Prozent der Betriebe gehen davon aus, dass sie ihre Verkaufspreise anheben werden. Keine gute Nachricht für die Währungshüter, die der so kräftig gestiegenen Inflation die Spitze absägen wollen.

    Der Staat sei besser im Abschalten als im Anschalten

    Deutliche Kritik an der Energiepolitik der vergangenen Jahre formulierte IHK-Präsident Andreas Kopton. Deutschland schaffe es zwar, seine Kernkraftwerke pünktlich abzuschalten. Alle anderen Versprechungen sei der Staat aber schuldig geblieben. "Es wäre so einfach gewesen für die Politik. Man hätte nur sagen müssen, erst bauen wir die Leitungen, um den Strom aus dem Norden nach Süden zu bringen, dann schalten wir ab", so Kopton mit Blick auf die Stilllegung des Reaktors in Gundremmingen. Nun drohe sich der Fehler mit der Kohle zu wiederholen. Er glaube nicht an eine Fertigstellung der unterirdisch verlegten Stromtrasse bis zum Jahr 2029. Hätte man eine solche Kausalität beim Kohleausstieg vereinbart, müssten sich die Grünen nun mit drohenden Bürgerinitiativen gegen den Leitungsbau auseinandersetzen.

    IHK-Präsident Andreas Kopton (links) und Hauptgeschäftsführer Marc Lucassen stellen die jüngste Konjunkturumfrage der Kammer vor.
    IHK-Präsident Andreas Kopton (links) und Hauptgeschäftsführer Marc Lucassen stellen die jüngste Konjunkturumfrage der Kammer vor. Foto: Peter Fastl, IHK

    Die Versorgungssicherheit in Deutschland sieht Kopton trotz des stockenden Fortschritts der Energiewende nicht gefährdet. "Unsere Nachbarn in Europa werden verstärkt in Kraftwerke investieren, die EU hilft dabei. Aber die eigentlichen Ziele werden so nicht erreicht", sagte der IHK-Präsident. Der Staat könne immerhin gut die Hälfte des Strompreises über Steuern und Gebühren beeinflussen, ergänzte Lucassen. Dort gebe es nun dringenden Handlungsbedarf.

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