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Konjunktur: Aussichten für Unternehmen in der Region trüben sich ein

Konjunktur

Aussichten für Unternehmen in der Region trüben sich ein

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    Die EU hat ihre Wachstumsprognose für die Europäische Union gesenkt.
    Die EU hat ihre Wachstumsprognose für die Europäische Union gesenkt. Foto: Daniel Reinhardt, dpa

    Wenn man nicht nur Zweck-, sondern ein wahrhaftiger Optimist ist, kann man sagen: „Wir werden auch diese Krise bewältigen.“ Andreas Kopton, Präsident der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK) sowie IHK-Hauptgeschäftsführer Marc Lucassen sind in Sachen Optimismus Überzeugungstäter. Das kann helfen, wenn – passend zum meteorologischen Wochenauftakt – das am Montag vorgestellte Konjunktur-Barometer etwas verregnet daherkommt.

    In Zahlen: Der IHK-Konjunkturindex, ein aus Geschäftslage und Erwartungen der befragten Unternehmen ermittelter Wert, ist wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine um 15 Punkte auf 110 gesunken. Der Index liegt damit „deutlich“ unter dem zehnjährigen Durchschnitt von 123. Zwar habe die schwäbische Wirtschaft, so sagte es Lucassen, in den vergangenen beiden Corona-Jahren gezeigt, dass sie Krise könne und widerstandsfähig sei, aber die Herausforderungen, so ein geläufiger optimistischer Euphemismus, werden nun mal nicht weniger. Jedenfalls „kosten die Krisen Kraft.“

    IHK: Lediglich ein Fünftel der der Unternehmen erwartet Verbesserung der Lage

    Man könnte auch von größer werdenden Problemen reden. Grund für den starken Index-Rückgang ist laut IHK die „deutlich verschlechterte Erwartung der Unternehmen für die kommenden Monate“. Knapp ein Drittel der befragten 800 Unternehmen, so Lucassen, rechnet mit einer Verschlechterung seiner Lage. Lediglich ein Fünftel erwartet Verbesserung.

    Marc Lucassen
    Marc Lucassen Foto: Ulrich Wagner

    Warum sind die Unternehmen perspektivisch negativer? Das liegt zum einen an den kriegsbedingt stark steigenden Energie- und Rohstoffpreisen, „das größte Risiko der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung“. Und dass sich wegen der No-Covid-Strategie der chinesischen Regierung im größten Containerhafen der Welt von Schanghai ein gigantischer Stau verdichtet, werde – so befürchtet die IHK-Spitze – die regionale Wirtschaft noch in Monaten spüren.

    In der Summe kann das zu dem führen, was man als Stagflation bezeichnet und in Deutschland volkswirtschaftlich seit den 70er Jahren nicht mehr zu beobachten war: Schwache Wachstums- bei gleichzeitig hohen Inflationsprognosen bilden eine toxische Kombination.

    Reise- und Gastgewerbe gewinnt hinzu, Industrie am stärksten gefordert

    Hinzu gewinnt die regionale Wirtschaft laut Lucassen derzeit im Reise- und Gastgewerbe, das vom zwischenzeitlichen Ende der Corona-Maßnahmen profitiert. Am stärksten gefordert ist – wegen der hohen Energiepreise – hingegen die Industrie. Das schlimmste Szenario, auch das erwartbar, wäre für sie ein sofortiges Gas-Embargo. 80 Prozent der Unternehmen bezeichnen Energie- und Rohstoffpreise als größtes Risiko für das nächste Jahr. Folglich sehen sich, so erklärte es Lucassen weiter, 80 Prozent der Befragten gezwungen, die gestiegenen Kosten, „zumindest teilweise, an die Kunden weiterzugeben“.

    Nächster Punkt auf der Risikoliste ist der Fachkräftemangel. Vor dem warnen Wirtschaftsvertreter seit Jahrzehnten. Nun aber beginnen die Jahre, in denen der demografische Faktor immer stärker durchschlägt. Was die Situation erschwert: In vielen Branchen stehen Tarifverhandlungen an. Eine Lohn-Preis-Spirale könnte in Gang kommen, die – aus Sicht der Unternehmen – nicht helfen würde.

    Positiv: Arbeitsmarkt und Investitionsbereitschaft

    Was verbucht die IHK im Haben? Zum einen die bereits erprobte Widerstandsfähigkeit, die durch diese Zahlen belegt wird: Lediglich elf Prozent der 800 an der Umfrage beteiligten Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht, 89 Prozent dagegen sogar als gut oder befriedigend. Lucassen und Kopton nennen zudem den robusten Arbeitsmarkt: Rund zwei Drittel der Unternehmen beabsichtigen, ihre Beschäftigtenzahl konstant zu halten. Zusätzlich planen 20 Prozent, diese zu erhöhen. Ein Aufheller ist ferner die große Investitionsbereitschaft: Jede vierte Firma will mehr hier investieren. Wegen der gerissenen Lieferketten und aus Gründen der Nachhaltigkeit.

    Das ist der Stand im Frühjahr. Die Handlungsempfehlung von Kopton lautet: „Energieversorgung sichern, Lieferketten stabilisieren, Fachkräftesicherung anpacken und den europäischen Binnenmarkt endlich vollständig realisieren.“

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