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Konjunktur: Was Deutschland vom Aufschwung der US-Wirtschaft lernen kann

Konjunktur

Was Deutschland vom Aufschwung der US-Wirtschaft lernen kann

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    Ein Bauarbeiter in Miami (USA).
    Ein Bauarbeiter in Miami (USA). Foto: Lynne Sladky, AP/dpa

    Während die US-Wirtschaft die schweren Krisen der vergangenen Jahre hinter sich lässt, schleppt sich Deutschland durch ein Tal der Tränen. Warum sind die USA so viel stärker und was kann

    Die USA haben Energie im Überfluss. Sie sind der größte Produzent von Gas und Öl weltweit. In New York kostet die Gallone Benzin (3,8 Liter) derzeit um die 3,20 Dollar, der Liter also rund 85 Cent. Deutsche Autofahrer müssen mehr als das Doppelte pro Liter zahlen. Strom kostet die Unternehmen in den Vereinigten Staaten laut einer Untersuchung des Analysehauses Prognos vom Oktober letzten Jahres im Durchschnitt 8 Cent je Kilowattstunde, während es in Deutschland 20 Cent waren. Im Wochentakt fordern die deutschen Firmenlenker billige Energie. Das Problem: Deutschland hat nur wenige eigene Öl- und Gasquellen. Die Energiewende trägt dazu bei, dass Strom im internationalen Vergleich teuer ist. Abgaben und Umlagen treiben die Kosten. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wollte die Netzentgelte für den Ausbau der Leitungen auf die Bilanz des Staates nehmen. Wegen des Urteils der Verfassungsrichter zu den Staatsfinanzen fehlt das Geld. Ein neuer Anlauf wäre den Versuch wert. 

    Arbeit für Migranten - und niedrigere Steuern

    Deutschland und Amerika sind Einwanderungsländer. Trotz der Zuwanderung haben jedoch Unternehmen beider Länder Mühe, offene Stellen zu besetzen. Doch es gibt Unterschiede: Anders als nach Deutschland wollen Hochqualifizierte aus der ganzen Welt in die USA. Illegale Migranten können nicht auf staatliche Unterstützung hoffen, weil es diese schlichtweg nicht gibt. Sie müssen arbeiten. In der Bundesrepublik ist das wegen des ausgebauten Sozialstaats anders. Flüchtlinge aus der Ukraine haben zum Beispiel Anspruch auf Bürgergeld, nur rund ein Viertel von ihnen hat einen Job. In anderen Ländern arbeiten mehr, in Dänemark zum Beispiel 75 Prozent. 

    Wenn Unternehmer über die Vorteile der USA reden, dann fallen die zwei Worte „niedrigere Steuern“ sofort. Im Durchschnitt werden Gewinne mit 25 Prozent besteuert, während es in good old Germany fünf Prozentpunkte mehr sind. Um gegen die lähmende Konjunkturmisere anzugehen, fordert die CDU, die Belastung für die Firmen zu senken. Doch selbst das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft kommt zu dem Schluss, dass so das Wachstum nur minimal beschleunigt würde. US-Präsident Joe Biden hat ein effektiveres Mittel gefunden. Sein Inflation Reduction Act wirbt mit Steuernachlässen für umweltfreundliche Technologien. Den Nutzen haben die Firmen aber erst hinterher, nachdem sie Geld in die Hand genommen haben. Die Bundesregierung wollte Ähnliches mit dem Wachstumschancengesetz durch bessere Abschreibebedingungen erreichen. Doch das Volumen war kümmerlich und das Gesetz wird durch die Länder blockiert. Doch der Hebel wäre effektiv.

    Bessere Bedingungen für Firmengründer

    Anders als die USA ist Deutschland kein Land der Firmengründer. Im Ranking der Weltbank unter den 190 Ländern des Globus belegt Deutschland Rang 125, wenn es darum geht, wie einfach ein Gründer ein Geschäft anmelden kann. Die USA stehen auf Platz 55. Das ist nur ein Beispiel für die Bürokratie, die hierzulande die Wirtschaft fesselt. Doch statt, wie von allen Regierungen seit Jahrzehnten versprochen, das Dickicht zu lichten, wuchert es immer dichter. 

    Um sein Land zu modernisieren, hat US-Präsident Biden die Geldschleusen geöffnet. Die Verschuldung des Staates schießt nach oben. Deutschland hingegen ist die schwäbische Hausfrau unter den Staaten. Die Verfassungsrichter haben die Schuldenbremse noch einmal fester angezogen. Mittlerweile ist die Mehrzahl der Ökonomen überzeugt, dass das Korsett zu eng ist. Die Wirtschaftsprofessoren und selbst die Bundesbank plädieren für eine Lockerung, um Investitionen anzuschieben. 

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