Die Suche nach Lichtblicken für die Wirtschaft ist derzeit nicht ganz einfach. Fündig werden kann man allerdings bei den grünen Technologien, die sich mit Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz befassen. „Die Green-Tech-Branche gewinnt im Freistaat merklich an Bedeutung und wächst sowohl personell als auch konjunkturell mit großer Dynamik“, heißt es in einer Studie Prognos AG im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Die Studie lag unserer Redaktion vorab vor. „Insgesamt sind im Freistaat derzeit 512.000 Personen in der Green-Tech-Branche tätig“, sagt vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Das entspricht einem Anteil von 6,5 Prozent an den rund 7,9 Millionen Beschäftigten im Jahr 2023.
Die Branche hat ihre Mitarbeiterzahl damit deutlich gesteigert. Im Jahre 2010 waren erst 332.000 Personen im Green-Tech-Sektor tätig, der Anteil an den damals über 6,4 Millionen Erwerbstätigen betrug damals 5,2 Prozent. Seither geht es stetig nach oben. „In der bayerischen Metall- und Elektroindustrie liegt der Anteil der Beschäftigten im Green-Tech-Sektor sogar bei 15 Prozent“, hebt Brossardt hervor.
Hohe Dynamik in der grünen Hochtechnologie
Bei den grünen Technologien zeige sich eine „hohe Dynamik“, insbesondere in der Hochtechnologie, heißt es in der Studie. „Hintergrund dieser Dynamik ist insbesondere der bayerische Fahrzeugbau, in dem die steigende Bedeutung von elektrisch getriebenen Fahrzeugen sowie von Plug-in Hybriden zur Umgestaltung der Fahrzeugproduktion in Bayern führt“, schreiben die Forscher. Die Zahl der Erwerbstätigen im Bereich der grünen Hochtechnologien habe sich seit 2010 mehr als verdoppelt. „Er dürfte auch in den kommenden Jahren noch erheblich steigern“, heißt es. „So plant BMW zum Beispiel, dass bis 2030 mindestens 50 Prozent aller produzierten Fahrzeuge einen elektrischen Antrieb nutzen.“ Zu den grünen Hochtechnologien zählen die Forscher auch erneuerbare Energien oder Recyclingmethoden. Weitere grüne Technologien sind zum Beispiel umweltfreundliche Werkstoffe, Filtertechnik oder die Planung und der Bau von energieeffizienten Gebäuden.
Die Wertschöpfung des Green-Tech-Sektors nimmt laut der Studie beständig zu: Zwischen 2010 und 2023 sei sie um etwa 150 Prozent auf einen Wert von 55,5 Milliarden Euro gestiegen. Das entspreche einem gesamtwirtschaftlichen Anteil im Freistaat von 7,3 Prozent. „Seit 2019 hat das Wachstum noch einmal an Fahrt aufgenommen“, sagt Brossardt. Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft sei die Branche rund um die grünen Technologien zwischen 2019 und 2023 doppelt so stark gewachsen. „Hier offenbart sich das Potenzial dieser Zukunftsbranche“, erklärt Brossardt aus.
Brossardt: Green Tech alleine kann es nicht richten
Der Wirtschaftsverband warnt allerdings davor, die Hoffnung allein auf grüne Technologien zu setzen. Dafür sei der Bereich zu klein. „Die Politik darf nicht fälschlicherweise annehmen, dass die Herausforderungen der Transformation alleinig durch das Wachstum der Green-Tech-Branche erfolgreich zu meistern wären“, sagt Brossardt. „Allein mithilfe des Green-Tech-Sektors werden wir unseren Wohlstand nicht erhalten können, warnt er.
Die vbw fordert deshalb angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl branchenübergreifende Entlastungen und einen Bürokratieabbau: „Die De-Industrialisierung nimmt immer weiter an Fahrt auf“, sagt Brossardt. „Die Wirtschaft im Bund und im Freistaat steckt aufgrund der sich ausweitenden Konjunktur- und Strukturkrise in einer Rezession“, warnt er. „Die Lage wirkt auch dämpfend auf dem Arbeitsmarkt. Wir brauchen jetzt dringend einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel.“
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