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Konjunktur: Das Wachstum ist zurück, die Inflation auch

Konjunktur

Das Wachstum ist zurück, die Inflation auch

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    An der Tankstelle wird es besonders deutlich: In vielen Bereichen des Alltags müssen höhere Preise bezahlt werden. Und die Teuerung liegt über dem Lohnplus.
    An der Tankstelle wird es besonders deutlich: In vielen Bereichen des Alltags müssen höhere Preise bezahlt werden. Und die Teuerung liegt über dem Lohnplus. Foto: dpa

    Die deutsche Wirtschaft meldet sich zurück. Im zweiten Quartal kletterte die Wirtschaftsleistung im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres um inflationsbereinigt 1,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das Plus fiel allerdings schwächer aus als von den Konjunkturdeutern vorausgesagt. Sie hatten im Mittel mit einem Wachstum von 2 Prozent gerechnet.

    Zwischen April und Juni haben Bund und Länder die Corona-Beschränkungen schrittweise gelockert, weshalb die Leute mehr Geld in Geschäften und Wirtshäusern ausgaben. Zeitgleich erhöhte der Staat seine Ausgaben und stützte damit die Konjunktur, die durch die einschneidende Seuchenpolitik im Winter ins Minus gerutscht war – um 2,1 Prozent nach unten zwischen Januar und März.

    Wachstumsprognose unmittelbar gekürzt

    Weil die Erholung schwachbrüstig daherkommt, haben einige Ökonomen ihre Jahresprognose wieder nach unten gesetzt – zum Beispiel Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Er rechnet nur noch mit einem Wachstum von 3,3 Prozent. Zuvor hatte er 4 Prozent für 2021 prognostiziert. Trotz des Dämpfers dürfte es dafür reichen, dass bis Jahresende die Wirtschaftsleistung wieder Vorkrisenniveau erreicht.

    Autoherstellung bei Audi. Der Mangel an Computer-Chips bremst die Produktion in der Auto-Branche.
    Autoherstellung bei Audi. Der Mangel an Computer-Chips bremst die Produktion in der Auto-Branche. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Zwei Faktoren sind es, die sich derzeit über die Zuversicht legen. Erstens bekommt die für Deutschland so bedeutsame Industrie den Mangel an Computerchips zu spüren, weshalb sie nicht unter Volllast arbeiten kann. „Anhaltende Lieferschwierigkeiten bei Vorprodukten drohen die noch intakte deutsche und europäische wirtschaftliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte zu gefährden“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang.

    Zweitens ist unklar, ob eine vierte Welle dazu führt, dass bestimmte Branchen wie Tourismus, Handel und Gastronomie nochmals in eine Zwangspause versetzt werden. „Aber viele Politiker reden wieder von neuen Beschränkungen“, mahnte Krämer von der Commerzbank. Zwar werden in Deutschland und den wohlhabenden Ländern der Welt die große Mehrzahl der Menschen durch Impfungen geschützt sein, aber es gibt Handelspartner, die weit weniger Impfstoff erhalten haben. Für die exportlastige deutsche Wirtschaft ist das ein Problem.

    Das Jobwunder ist wieder da

    Selbst wenn das Corona-Virus noch mal zuschlagen sollte, scheint eine Gefahr gebannt: Massenentlassungen sind nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Das deutsche Jobwunder der vergangenen zehn Jahre feiert eine Wiederkehr. Der Bedarf an Arbeitskraft ist so groß, dass in diesem Jahr die sonst übliche Sommerdelle ausgeblieben ist. Nach den frischen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) ging die Zahl der Arbeitslosen im Juli zum Juni um 24000 zurück. Insgesamt waren 2,6 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, was einer Quote von 5,6 Prozent entspricht. Vor der Pandemie lag sie im besten Falle bei 4,8 Prozent.

    In den kommenden Monaten wird es wieder in diese Richtung gehen, wenn die Arbeitsagentur recht behält. „Das Wachstum der Beschäftigung hält an. Und die Unternehmen suchen vermehrt nach neuem Personal“, berichtete BA-Chef Detlef Scheele.

    Ob bar im Sparschwein oder auf dem Konto - die Inflation nagt an den Rücklagen, weil es keine Zinsen gibt-
    Ob bar im Sparschwein oder auf dem Konto - die Inflation nagt an den Rücklagen, weil es keine Zinsen gibt- Foto: Bilderbox

    Die Inflation schlägt zu

    Weil in den nächsten Jahren die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach in Rente gehen, werden sich die Jüngeren ihre Stellen aussuchen können, so lange keine schwere Krise dazwischenfährt. Die Freude über die guten Aussichten auf dem Stellenmarkt wird allerdings getrübt vom sprunghaften Anstieg der Teuerung: Um 3,8 Prozent verteuerten sich Waren und Dienstleistungen im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit hat die Inflation erstmals seit 13 Jahren die Marke von 3 Prozent überstiegen.

    Hauptursache für das Emporschnellen ist ein statistischer Effekt. Im Juli vergangenen Jahres setzte die Mehrwertsteuersenkung ein. Sie war zwar auf ein halbes Jahr begrenzt, nun aber wirkt sich die Rückkehr zum vollen Satz das erste Mal in den Berechnungen zur Inflation aus. Außerdem kostet Rohöl derzeit weitaus mehr als Mitte 2020. Die Mehrzahl der Volkswirte rechnet allerdings nicht mit neuen Spitzen, sondern mit einem baldigen Abflachen des Inflationsanstiegs.

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    Für die Beschäftigten und Rentner heißt das dennoch, dass sie kurzfristig an Kaufkraft einbüßen. Das gewerkschaftsnahe Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut prognostiziert für dieses Jahr nur einen Anstieg der Tariflöhne um 1,6 Prozent. Sparer, die ihr Geld auf dem Konto sammeln, verlieren ebenso. Die Zinsen für Spareinlagen liegen um die Marke von null Prozent.

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