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Krieg in Ukraine: Deutschlands Energieversorgung muss unabhängiger werden

Krieg in der Ukraine

Deutschlands Energieversorgung muss unabhängiger werden

Michael Kerler
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    Die Nord Stream-Pipeline zwischen Deutschland und Russland ist vorerst gestoppt.
    Die Nord Stream-Pipeline zwischen Deutschland und Russland ist vorerst gestoppt. Foto: Dmitry Lovetsky, dpa

    Der Krieg in der Ukraine ist eine menschliche Katastrophe. Er bringt Menschen in bittere Not, während in Deutschland die Wohnzimmer noch warm sind. Trotzdem zwingt uns der Konflikt, unsere Energieversorgung zu überprüfen.

    Bereits die Verwerfungen rund um die Corona-Pandemie haben hierzulande die Preise für Strom, Gas und Benzin auf Rekorde klettern lassen, was gerade ärmere Haushalte stark belastet. Jetzt kommen neue Preissprüngen bei Erdgas hinzu. Zeitlich verzögert steigen meist auch die Stromkosten. Gut, dass die Regierung mit der Abschaffung der Ökostrom-Umlage und Zuschüssen an bestimmte Haushalte den Menschen im Land unter der Arme greift, auch wenn die Entlastung mit einer Senkung der Stromsteuer größer hätte ausfallen können. Die Ukraine-Krise muss auch dazu führen, die deutschen Energiepläne einem Check zu unterziehen.

    Deutschland hat zu sehr auf russisches Erdgas gesetzt

    In der Energieversorgung kommt es jetzt auf Unabhängigkeit an. Zu sehr hat sich unser Land auf russisches Gas verlassen, zu sehr einem Despoten ausgeliefert. Die Versorgung muss auf neue Beine gestellt werden. Wenn die Situation etwas zeigt, dann dass der Ausbau hin zu erneuerbaren Energien ein guter Weg ist. Das große Problem aber wird die Übergangszeit hin zu einer erneuerbaren Versorgung.

    Jede Kilowattstunde Strom, die Windräder und Photovoltaikanlagen im Land erzeugen, macht Deutschland unabhängiger von Importen aus dem Ausland. Vor dem Hintergrund des bitteren Ukraine-Krieges scheint es sinnvoll, dass bald auch mehr Elektroautos auf deutschen Straßen fahren sollen und elektrische Wärmepumpen Häuser beheizen. Schließlich kommt ein großer Teil der Rohöl-Importe ebenfalls aus Russland. Sich statt dessen von anderen Förderländern wie Saudi-Arabien anhängig zu machen, erscheint als keine verlockende Alternative.

    Der Krieg in der Ukraine zwingt uns, schneller auf Erneuerbare Energien zu setzen

    Die Krise mahnt, das Ausbautempo der Erneuerbaren, die Elektrifizierung der Wirtschaft zu beschleunigen statt zu bremsen. Das Problem bleibt die Zeit, bis dies hinreichend stabil gelingt.

    Erneuerbare Energien werden noch wichtiger, um vom russischen Gas unabhängiger zu werden.
    Erneuerbare Energien werden noch wichtiger, um vom russischen Gas unabhängiger zu werden. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Um die schwankungsfällige Stromerzeugung aus Sonne und Wind auszugleichen, setzt Klimaminister Robert Habeck nämlich bisher auf Gaskraftwerke. Er plant zahlreiche Neubauten. Eben hat die EU bestätigt, dass diese als "grün" gelten (was Habeck wiederum nicht gut findet). Irgendwann können die Gas-Meiler zwar mit sauberem, grünen Wasserstoff betrieben werden, bisher gibt es diesen aber schlicht und einfach nicht in ausreichender Menge. Da zuletzt satte 67 Prozent der deutschen Erdgas-Einfuhren aus Russland stammten, hat sich Deutschland fast blauäugig mit seiner Energieversorgung wie mit der Energiewende von einem zunehmend autoritären Staat abhängig gemacht. Die Sorge ist berechtigt, ob Wladimir Putin als Gegensanktion den Gashahn abdreht.

    Neue Gas-Lieferanten müssen erschlossen werden

    Um aus dem Dilemma herauszukommen, muss sich Deutschland dringend neue Gas-Lieferanten erschließen, sei es aus europäischen Ländern wie Norwegen, sei es Flüssiggas aus den USA oder Katar. Es rächt sich, dass Deutschland zwar eine brachliegende Pipeline auf dem Grund der Ostsee hat, aber kein einziges Flüssiggas-Terminal für Schiffe. Habeck kündigt an, den Bau dieser Terminals fördern zu wollen, fragt sich nur, ob die Zeit reicht.

    Ein Zurück zu den Energie-Dinos Kohle und Atom? Eher nicht

    Schon gibt es deshalb Vorschläge, die deutschen Kohlekraftwerke länger laufen zu lassen. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke stellt beispielsweise das Ziel der Bundesregierung in Frage, "idealerweise" bereits 2030 aus der Kohle auszusteigen. Regulär geplant - so sieht es der hart errungene Kohlekompromiss vor - wäre der Kohleausstieg sowieso erst 2038. Eine Verschiebung kann aber nur ein letzter Rettungsanker sein. Die Ukraine-Krise macht das Problem Klimawandel ja nicht ungeschehen. Bis 2038 sollte die Regierung die Probleme des Kohleausstiegs gelöst haben, alles andere wäre eine Bankrott-Erklärung der Energiepolitik.

    Jetzt noch die Atomlaufzeiten für die letzte Meiler zu verlängern, die Endes des Jahres abgeschaltet werden, erscheint noch unrealistischer. Allein der Einkauf der Brennelemente braucht lange Vorlaufzeit.

    Alle Informationen zur Eskalation erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Krieg in der Ukraine.

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